Funkelnde Dialoge und diabolischer Humor sind die Kennzeichen des Theaterstücks „Der Gott des Gemetzels“, mit dem die französische Schriftstellerin Yasmina Reza eine wahrlich schwarze Komödie vorgelegt hat. Regisseur Ulrich Cyran hat sie für die Burgfestspiele inszeniert. Am Sonntag ist im Burgkeller Premiere.
Bad Vilbel. Zwei Jungs haben sich geprügelt, der eine hat dem anderen einen Zahn ausgeschlagen. Ein Versicherungsfall – die Elternpaare treffen sich, um eine gütliche Vereinbarung zu treffen. Doch aus Sticheleien werden Wortgefechte bis hin zu Handgreiflichkeiten. Die Kommunikation misslingt völlig. Es dominieren Unterstellungen und Verdächtigungen. Vier zivilisierte Menschen der westlichen Gesellschaft geraten aus der Fassung und schenken sich nichts. Im minimalistisch eingerichteten Wohnzimmer stellt sich schnell ein Kriegszustand her.
Es ist seit der Uraufführung 2006 eines der meistgespielten Stücke in der deutschten und internationalen Theaterlandschaft. 2011 wurde der Stoff von Roman Polanski verfilmt.
Ulrich Cyran will seiner Inszenierung dieses viel gespielten Stückes eine eigene Note geben, allerdings „ohne etwas draufzupappen“. Diese eigene Note lasse sich nicht an bestimmten Details festmachen, sondern wird sich am Ende erst aus dem Gesamteindruck festmachen. Das Besondere ist auf jeden Fall der Spielort im Burgkeller.
Rezas Geschichte zeige wie dünn die bürgerliche Fassade ist, wenn sie angegriffen wird, sagt Cyran im Pressegespräch. Dabei fängt alles harmlos an. Das Ehepaar Véronique und Michel Houillé empfängt in seiner Wohnung das Ehepaar Annette und Alain Reille. Der elfjährige Ferdinand Reille hat den gleichaltrigen Bruno Houillé in der Schule mit einem Stock verprügelt und ihm dabei einen Schneidezahn ausgeschlagen – „verunstaltet“, wie seine Mutter beharrt. Die Eltern der beiden sind zusammengekommen, um das Geschehen vernünftig zu diskutieren und zu einer einvernehmlichen Vereinbarung zu gelangen.
Véronique ist eine sozialkritische Schriftstellerin, die an einem Buch über Afrika arbeitet. Ihr Mann Michel betreibt einen Eisenwarengroßhandel. Annette Reille ist Vermögensberaterin und ihr Mann Alain ein erfolgreicher Anwalt, der für einen Pharma-Konzern arbeitet. Berufliche Angelegenheiten der vier werden im weiteren Verlauf die Handlung verkomplizieren und ein Hamster spielt ebenfalls eine nicht unbedeutende Rolle.
Bei aller Drastik, aller Liebe zum schwarzen Humor und zum Wortwitz, bei allem Lachen über die „Blödheit“ von anderen Leuten, sollen die Zuschauer am Ende nicht die Vorstellung verlassen, dass sie nur Smaltalk gehört haben, beschreibt Ulrich Cyran das Ziel seiner Inszenierung. Die Zuschauer sollen das Gefühl verspüren, dass ihnen so etwas auch passieren könnte, wenn mal etwas nicht so läuft, wie gedacht.
Nach der Premiere am 26. Mai um 20 Uhr folgt eine Vorstellung am 27. Mai ab 21 Uhr sowie weitere bis zum Saisonende im September. Details unter www.kultur-bad-vilbel.de.