Liebe ist ein großes Wort, klingt manchmal vielleicht kitschig, und doch ist die Liebe der tragende Grund unseres Lebens. Wir werden von anderen Menschen geliebt, unsere Eltern ziehen uns groß, und das Vertrauen in das Leben ist umso größer, je stärker wir die Liebe anderer zu uns im Babyalter gespürt haben.
Schon in der Bibel wird die Liebe als zentrales Gebot an uns Menschen beschrieben, Jesus greift dieses auf und sagt: „Liebe Gott mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug, mit aller Kraft. Und: Liebe deine Nächste und deinen Nächsten, wie du dich selbst liebst. Kein anderes Gebot ist größer als diese zwei.“ (Markus 12,30-31).
Schon die alte Bibel begreift Liebe als grundsätzliche Einstellung gegenüber anderen Menschen, gegenüber Gott und gegenüber mir selbst.
Das beschriebene Dreieck der Liebe, so möchte ich es mal nennen, ist bemerkenswert. Ich lebe nicht nur für mich allein. Ich lebe immer in Gemeinschaft mit anderen Menschen, mit denen, die ich gerne mag, und mit denen, die ich schwierig finde. Wenn ich allen mit der Einstellung begegne: „Auch mein Gegenüber ist ein wertvolles Geschöpf Gottes“, dann kann ich durch meine Haltung den anderen Respekt zeigen, auch wenn ich deren Meinung nicht teile.
Andere zu lieben, das habe ich schon in der Kindheit gelernt. Den zweiten Teil des Satzes begriff ich erst als Erwachsene: dass es geboten ist, dass ich mich auch selbst liebe, mich so annehme, wie ich bin, mir selbst wertvoll bin. Dahinter steckt die tiefe Wahrheit, dass ich andere nur lieben kann, wenn ich selbst dabei nicht kaputt gehe, wenn ich mir Pausen gönne, wenn pflegende Angehörige auch mal in Ruhe spazieren gehen oder die Nacht durchschlafen können. Denn wo ich selbst am Ende bin, wo ich mich selbst nicht mag und auf mich Acht gebe, da kann ich anderen auch nicht liebevoll begegnen.
Zum Dreieck gehört auch die Gottesliebe – Gottes Liebe zu uns, die unser Leben trägt und hält, und der wir antworten können, indem wir Gott lieben – im Lob der Schöpfung, im Gebet, im tiefen Vertrauen: „Danke, dass Du, Gott, zu mir stehst und all meine Lebenswege in ihrer ganzen Fülle begleitest.“
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde Bad Vilbel – Heilsberg