Im Familiengottesdienst denken wir, große und kleine Menschen, über „heimliche Begleiter“ nach. Das Puppentheater begeistert vor allem die Kinder. „Ich habe gerade so schön gespielt und anschließend etwas gegessen – mit meinem unsichtbaren Freund!“, offenbart sich Lucy mutig.
Die Puppe, die so gar nicht auf den Mund gefallen ist, muss sich Spott gefallen lassen. Nicht nur von den anderen Puppen, auch von den Kindern in der Kirche. „Was? Du hast einen unsichtbaren Freund? Dass ich nicht lache!“, keifen die anderen. Dabei ist sie sich ganz sicher! Warum? Seit sie weiß, dass ein unsichtbarer Freund an ihrer Seite steht, fühlt sie sich stärker und hat auch vor den blöden Jungs aus der 2b keine Angst mehr. Und das Beste ist: Diese Jungs merken, dass sich Lucy nicht mehr fürchtet, und lassen sie tatsächlich in Ruhe!
Im Laufe des Theaterstücks werden mit den anderen Puppen auch die Gottesdienstbesucher, große und kleine Menschen, nachdenklich. Der vorlaute Steve zum Beispiel – hat er nicht neulich etwas erlebt, das dazu passt? Er war zu Fuß unterwegs gewesen und hat dabei auf sein Smartphone geschaut. Gerade wollte er ohne zu gucken über die Straße gehen, da hat er von hinten gehört, wie ihn jemand ruft. Als er sich umgedreht hat, war niemand da – aber auf der Straße ist ein dicker Laster ganz knapp an ihm vorbeigefahren. Wenn er sich nicht umgedreht hätte, dann wäre er von dem erwischt worden. Ob da wohl jemand seine Hand im Spiel hatte – ein unsichtbarer Freund?
Solche Situationen haben viele von uns schon einmal erlebt. Eine kleine Panne, ein vergessenes Buch oder ein unpassender Anruf sorgt dafür, dass sich unsere Pläne ändern und wir zum Beispiel aufgrund einer Verspätung einen alten Freund wiedertreffen, eine Inspiration erleben oder einer unangenehmen Situation entgehen.
Manchmal sind es ganz dramatische Erlebnisse. So erzählte eine Senioren jüngst im Gesprächskreis von ihrer Konfirmation. Eine „Notkonfirmation“ von über 100 Jugendlichen aus mehreren Gemeinden sei das gewesen, in Frankfurt, mitten im Krieg. Aber während des Gottesdienstes ging der Fliegeralarm los. Anstatt den Gottesdienst zu Ende zu führen, lotste der Pfarrer die Konfirmanden in den nahen Bunker. Als der Angriff vorüber war, zeigte sich: Die Kirche war zerstört. Just dort, wo der Altar gestanden hatte, war eine Bombe eingeschlagen. Aber keines der Kinder war verletzt worden, Gott sei Dank.
Ob da wohl jemand seine Hand im Spiel hatte – ein unsichtbarer Freund? Lucys Mut, darüber wenigstens nachzudenken, den wünsche ich uns!
Ihr Pfarrer Ingo Schütz
Evang.. Christuskirchengemeinde