Karben. Bauarbeiter sind seit kurzem auf der L 3351 zwischen Groß-Karben und Burg-Gräfenrode tätig. Die Straßenmeisterei Friedberg repariert die marode, enge Holperpiste. Der Ausbau der unfallträchtigen Strecke dagegen liegt in weiter Ferne: Laut hessischem Verkehrsministerium besteht dafür kein Bedarf. Es gebe stärker befahrene Strecken und wichtigere Vorhaben. Wie zum Hohn: Gerade am Mittwochmorgen vor einer Woche wurde dort wieder eine Frau schwer verletzt.
Die erschütternde Antwort des Ministeriums auf eine einstimmige Forderung des Stadtparlaments überbrachte Stadtrat Gerd Rippen (Grüne) dem Ortsbeirat Burg-Gräfenrode. Angesichts von nur 4000 Fahrzeugen am Tag habe der Ausbau der Strecke keine Priorität. Was aber ist mit den vielen Unfällen? Vergangenen November starb ein Niddataler (58) bei einem Frontalzusammenstoß. 2006 zählte die Polizei sieben, 2007 sechs schwere Unfälle.
Die Strecke gilt als Unfallschwerpunkt. Die meisten Crashs passieren im Begegnungsverkehr: Weil die Fahrbahn an den Rändern extrem schlecht ist, weichen Autofahrer in die Fahrbahnmitte aus – rumms. Schon nach dem Todes-Unfall von 2007 forderte Polizeisprecher Willi Schwarz: „Der nicht ausgebaute Teil der Straße müsste dringend ausgebessert werden.“
Mehr als ein Dreivierteljahr später passiert zumindest das. „Reiner Unterhaltungsdienst, um die Verkehrssicherheit auf der Strecke zu erhalten“, erklärt Helmut Klein, Sprecher des Gelnhäuser Amtes für Straßen- und Verkehrswesen (ASV). Asphaltdecke und Bankette würden dort erneuert, wo sie kaputt seien.
Dass die Strecke ausgebaut werden müsste, davon ist ASV-Sprecher Klein nicht überzeugt. Die Experten des Amts hätten die Unfälle unter die Lupe genommen. Ergebnis: Sie seien „nicht auf den baulichen Zustand der Straße zurückzuführen“. Die meisten seien Disco-Unfälle. Was sich zeige, weil die Crashs meist in der einzigen Kurve auf der sonst geraden Strecke geschähen. Damit, dass auf der Strecke Tempo 70 angeordnet worden sei, „ist die Verkehrssicherheit gewährleistet.“
Das sorgt beim CDU-Chef Guido Rahn für Kopfschütteln. „Eine sehr problematische Strecke“, sagt er. Die Reparaturarbeiten zeigten ja, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben sei. Mit der Absage aus Wiesbaden wolle sich die Koalition aus CDU, FWG und FDP nicht zufrieden geben. Zum einen sei die Verkehrsbelastung viel höher als vom Ministerium angegeben, ebenso die Zahl der Unfälle. Zum anderen sei die Straße eine der wichtigen Landstraßen in der Region – und sie werde nach dem Bau der Groß-Karbener Nordumgehung noch wichtiger werden.
Roggaus Ortsvorsteher Karlfred Heidelbach (CDU) ist sauer darüber, dass vor Jahren beim Ausbau des südlichen Teils der Straße bis zur Mülldeponie der nördliche nicht auch ausgebaut wurde. „Da wollte ein Eigentümer in der Kurve seinen Acker nicht verkaufen.“ Kein Verständnis hat Rahn für das Argument des ASV, dass die Straße bei fehlerfreiem Fahren sicher sei. „Unfälle passieren ja immer nur, weil jemand Fehler macht.“ Dafür müsse jede Straße eben Sicherheitsreserven haben. Deshalb wolle die Koalition nun über die Landtagsabgeordneten Druck aufbauen, damit wenigstens die gefährliche Kurve begradigt wird. Rahn: „Wir haben keine Lust mehr, jedes Jahr ein Todesopfer zu zählen, nur weil das Ministerium sagt, es gebe wichtigere Straßen.“ (den)