Karben. 35 Hauptschüler aus zwei Hauptschulklassen der Kurt-Schumacher-Schule nehmen derzeit an der Berufsorientierungswoche im Jugendkulturzentrum Selzerbrunnenhof (Jukuz) teil. Das Projekt wird seit einigen Jahren von der Schulsozialarbeit organisiert, die von der Stadt getragen wird. Die Hauptschüler sollen für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Ging es im ersten Teil vor den Sommerferien noch um das Abtasten von Wünschen, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, soll im zweiten Teil der Bezug zur Realität vermittelt werden.
Wie man sich dies vorzustellen hat, erklärt Serkan Akca (17) aus Okarben an einem Beispiel. Mit drei anderen Jungs und Anette Kehrbaum von der Schulsozialarbeit sitzt er an einem Tisch und ist mit dem Erstellen einer Tabelle von Lebenshaltungskosten beschäftigt. Serkan würde gerne Kfz-Mechatroniker werden. Die Technik von Fahrzeugen interessiert ihn. Zwei Praktika hat er bereits absolviert. „Es hat mir sehr gut gefallen. Ich bin flexibel, sportlich und wäre überglücklich, wenn ich 2009 einen Ausbildungsplatz erhalten würde“, sagt er.
Ein Träumer ist Serkan nicht. Er weiß, dass ihm von seinem soeben errechneten Bruttolohn von etwa 2200 Euro nach Abzug aller Kosten und Steuern nur ein dreistelliger Betrag übrig bleibt. Um mit diesem geringen Nettolohn leben zu können, hat er eine Lösung parat. Seine Frau müsse mit zum Lebensunterhalt beitragen. Kehrbaum ist optimistisch: „Bei den ersten Rechnungen dieser Art kam unter dem Strich häufig ein Minus heraus. Die Wohnungen wurden zu groß angesetzt, die Autos waren zu teuer im Verhältnis zum Lohn“, sagt sie. Durch die erarbeiteten Rechenexempel lernten die Jugendlichen, dass trotz anspruchsvoller Wünsche die Realität eine andere sei. Dennis Reitz (14) aus Oberdorfelden möchte Koch oder Bäcker werden. Er ist ein Genussmensch und spielt gerne Fußball. Dennis absolvierte ein Praktikum als Koch in Dortelweil und hat schon für dieses Jahr eine Ausbildungsstelle angeboten bekommen. Doch die Zusage kam zu früh, da er noch ein Jahr die Schulbank drücken muss. Nun hofft der junge Mann auf eine Stelle im nächsten Jahr.
Im Nebenraum machen sich auch sechs Mädchen Gedanken zur Berufswahl. Esra Sekmen tendiert zu Bürokauffrau. Ein Praktikum in Friedberg und Praxistage haben sie in ihrem Berufswunsch bestärkt. Sie selbst beschreibt sich als diszipliniert, zuverlässig, pünktlich und teamfähig. Latife Atay schwankt zwischen Bürokauffrau und Zahnarzthelferin. „Ich habe ein Praktikum in einer Gemeinschaftspraxis in Karben gemacht. Es hat mir so gut gefallen, dass ich mittwochs sogar freiwillig gearbeitet habe“, sagt Latife. Das Angebot des Fachdienstes finden alle Jugendlichen toll. Die Berufsorientierungswoche biete ein Stück Sicherheit und eine Orientierungshilfe. Fachliche Unterstützung leisteten Bettina Kreuz und Anette Kehrbaum von der Schulsozialarbeit sowie Michael Langenbach und Marion Romfeld vom Jukuz. Integriert sind Vorstellungsgespräche: Mit Bewerbungstrainern aus verschiedenen Firmen werden Bewerbungsgespräche nachgestellt.
Angebot für Ausbildungsstellen 2009 sind bereits erwünscht. Kontakt: Telefon (0 60 39) 4 57 16 oder E-Mail schulsozialarbeitkss@gmx. de