Bad Vilbel. Sehen und gesehen werden, lautete das inoffizielle Motto beim Sommerempfang der IHK Gießen-Friedberg. Auf dem gesellschaftlichen Parkett des Dortelweiler Kulturforums gaben sich 300 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Verbänden der Region ein Stelldichein.
In seiner Ansprache hob IHK-Präsident Wolfgang Maaß mit Blick auf die im Januar 2009 stattfindenden Wahlen zur Vollversammlung die Vorzüge der Lobbyarbeit im Team durch gebündelte Kompetenz hervor. Das tagesaktuelle Wissensmanagement setze die IHK bei der für viele Unternehmer überlebenswichtigen Nachbesserung der Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer ein. Um das Auslandsgeschäft stabil zu halten, müssten Unternehmer immer neue Wachstumspotenziale auftun. Vor allem im Bereich der Dienstleistungen, die in Deutschland mehr als 70 Prozent der wirtschaftlichen Aktivitäten und nur 20 Prozent der Exporte ausmachten, gäbe es noch viel Spielraum für Wachstum.
Maaß kündigte an, dass in die Region Oberhessen 1,7 Millionen Euro aus dem 36 Millionen Euro schweren europäischen Förderpro-gramm Leader fließen. Mit dem Geld soll ein Regionalmanage-ment installiert werden, das strukturfördernde Projekte koordiniert und unterstützt. Sorge bereitet vielen Unternehmen das Ende 2007 gemeldete Fehlen von 45 000 Fachkräften. Im IHK-Geschäftsbereich Gießen-Friedberg steuerten die Unternehmen mit einem Anstieg der Aus- und Weiterbildungsplätze von 14,1 Prozent entgegen.
Professor Jörg-M. Rudolph, Geschäftsführer des Ludwigshafener Ostasieninstituts der Fachhochschule für Wirtschaft, hatte seinen Festvortrag mit „Große Unordnung unter dem Himmel: China – ein Spätkommer drängt nach vorne“ gestellt. Der Referent verdeutlichte an historischen und sozio-kulturellen Beispielen, warum laut einer Weltbankstudie 65 Prozent der Welt-Arbeitsleistung 2006 in Höhe von 48 000 Milliarden US-Dollar auf fünfzehn Staaten mit Gesellschaften entfielen, in denen 15 Prozent der Menschheit leben, die dem europäischen Kulturraum entstammen oder wie Japan von ihm geprägt sind. Der Anteil Chinas an der Welt-Wertschöpfung beläuft sich derzeit auf 5,5 Prozent.
Bedingt durch Konfuzianismus und Machtsicherung ihrer Elite lebe die chinesische Gesellschaft seit über 2000 Jahren in einem hermetisch abgeschlossenen „Mustopf“. Die Pekinger Machtelite öffne zwar seit 2001 die Tore des Landes für Kapital- und Know-how-Transfer sowie „kulturelles Lernen“. Ihre Stellung als viertstärkste Wirtschaftsmacht und Handelsnation der Welt verdanke China dem Kapital und Know-how aus den Industrieländern, dem größten Entwicklungshilfeprogramm aller Zeiten sowie dem „Abgucken und Nachmachen“. (fau)