Fast zwei Jahre ohne städtisches Schwimmbad stehen Bad Vilbel bevor. Sicher, Ausweichmöglichkeiten gibt es genug im Rhein-Main-Gebiet, doch gilt das auch für die Schulen? Der Schwimmunterricht wird in Bad Vilbel zeitweise nicht mehr möglich sein, was bei der Ernst-Reuter-Schule für Ratlosigkeit sorgt. Auch im Georg-Büchner-Gymnasium macht man sich Gedanken.
Bad Vilbel. Bereits im September war sie im Gespräch: die Zukunft des Schulschwimmens in Bad Vilbel. In der Stadtverordnetenversammlung vom 12. September machte SPD-Fraktionschef Christian Kühl auf das Problem aufmerksam: Schon im kommenden Sommer muss das alte Hallenbad abgerissen werden, damit die neue Stadthalle hinter dem Kurhaus überhaupt eine Chance hat, bis zum Hessentag 2020 fertig zu werden.
Der Bau des neuen Kombibads und dessen Eröffnung wird sich allerdings noch eine Weile hinziehen, so dass Bad Vilbeler Schüler vorerst auf den Schwimmunterricht verzichten müssten – wenn nicht entsprechende Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden. Die Heilsberger Ernst-Reuter-Schule sieht sich mit weiteren Problemen konfrontiert, sollte dieser Fall eintreten: Die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Birgül Senal erklärte in einem Schreiben an diese Zeitung, dass in der Schule Ratlosigkeit herrsche, wo alternativ Sportunterricht angeboten werden könne, sollte das Schwimmen wegfallen. Denn dazu fehle der Schule der Platz in der eigenen kleinen Turnhalle. Claudia Kamm, Leiterin des Georg-Büchner-Gymnasiums, sieht der Problematik des Schwimmbadabrisses bisher eher gelassen entgegen. „Ich gehe davon aus, dass die Verantwortlichen da rechtzeitig an uns herantreten werden“, meint sie.
„Bisher weiß ich alles nur aus der Presse und hoffe, dass ich noch von offizieller Seite angemessen informiert werde. Ich könnte mir vorstellen, dass man den Schwimmunterricht nach Karben oder Bergen-Enkheim auslagert. Da müssten wir mit dem Bus hinfahren“, überlegt sie. „Das würde sich eher negativ auf den Schulalltag auswirken. Aber wenn das Hallenbad abgerissen wird, ist das nunmal so und dann wäre das eine Möglichkeit.“ Im Sommer könnten die Schüler das Bad Vilbeler Freibad nutzen. „Ich denke, dass es da gute Lösungen gibt. Dass der Schwimmunterricht völlig wegfällt, da hat niemand Interesse dran. Das will sicher auch die Stadt nicht“, vermutet Kamm.
Viel Hoffnung auf Schwimmzeiten im Karbener Hallenfreizeitbad dürfen sich die Vilbeler Schulen aber nicht machen, wie Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) erklärte. Schon jetzt nutzen fünf Grundschulen, die Kurt-Schumacher-Schule, die Europäische Schule Rhein-Main, die Eichendorffschule aus Ilbenstadt, die Erich-Kästner-Schule aus Rodheim und die Fritz-Erler-Schule aus Nieder-Wöllstadt das Karbener Bad. Damit seien die Kapazitäten weitgehend erschöpft.
Niemand vergraulen
Das Bad vorübergehend vormittags für den allgemeinen Badebetrieb zu schließen, um noch mehr Kapazitäten für die Schulen herauszupressen, findet Rahn keine gute Lösung. „Damit würden wir unsere Stammgäste vergraulen.“ Die könnten ohnehin in dieser Zeit nur zwei der vier Bahnen nutzen – was die normal zahlenden Gäste nur zähneknirschend hinnähmen.
Nach Informationen dieser Zeitung fragen die Vilbeler Schulen derzeit auf eigene Faust bei Bädern in der Region an, ob der Schwimmunterricht dort stattfinden könne. Laut einer früheren Aussage von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) befindet sich die Stadt schon seit Juni in Gesprächen mit dem Kreis als Schulträger, um Lösungen für die Vakanz zu finden. Die Organisation des Schulschwimmens liege jedoch nicht beim Schulträger, teilt Moritz Kühn vom Presseamt des Wetteraukreises mit.
„Wir werden gemeinsam mit der Schule und dem Staatlichen Schulamt daran arbeiten, den Ausfall von Schulschwimmen möglichst gering zu halten“, verspricht er jedoch. „Im Übrigen betonen wir, dass die Schüler durch den attraktiven Neubau des Schwimmbads in Bad Vilbel für jetzt entstehende Unannehmlichkeiten entschädigt werden.“
Es käme leider immer wieder mal vor, dass bei größeren Sanierungsmaßnahmen das Schulschwimmen für einen Übergangszeitraum nicht umfassend aufrecht erhalten werden könne, so Moritz Kühn. Solche Arbeiten gingen nun einmal immer mit Einschränkungen einher.