Karben. „Auf die Plätze . . . fertig . . . los!“ Die vier Mädchen auf der Tartanbahn sprinten auf das Kommando ihrer Trainerin los. Dass die Mädchen und einige weitere Sportler überhaupt im Stadion trainieren durften – dafür hatten ihre Vereine Ausnahmegenehmigungen von Bürgermeister Roland Schulz (SPD) bekommen. Die Leichtathleten des TV Rendel bereiteten sich auf die Regionalmeisterschaften in Gelnhausen vor.
Schulz hatte das Stadion vergangene Woche für zunächst vier Wochen gesperrt. Davon waren an die 200 Vereinssportler betroffen und die benachbarte Kurt-Schumacher-Schule musste den Sportunterricht für 1300 Schüler auf Notbetrieb umstellen. Mit dem Abriegeln reagierte Schulz auf zwei Fälle von Vandalismus. „Wenn die Mädchen nicht trainieren könnten“, sagt ein Übungsleiter vom TV Rendel, der nicht genannt werden möchte, „wäre das denkbar unglücklich.“ Daher ist nicht nur die Führungsriege der Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine auf die Barrikaden gegangen. Sie wirft dem Bürgermeister vor, er treffe mit der Stadion-Sperrung die Falschen.
Parallel dazu intervenierten einige Übungsleiter direkt bei Schulz, berichtet Petra Tambosi von der TG Groß-Karben. Mit Erfolg: Für die Sportler, die im Training für Meisterschaften in Gelnhausen oder die Kreismeisterschaften in Wölfersheim stehen, gab Schulz grünes Licht. Das ist aber auf die Vorbereitungszeit beschränkt.
Mit der Sperrung wolle er die Öffentlichkeit wachrütteln, sagt Schulz, weil es nicht sein könne, dass der Steuerzahler nun die Schäden beseitigen müsse. Das Wachrütteln sei ihm definitiv gelungen, bestätigt Petra Tambosi. Sie trainiert die Mini-Leichtathleten aus Groß-Karben. Und verbringt momentan viel Zeit am Telefon, um Kurse abzusagen oder umzuorganisieren. Eine Kollegin berichtet, dass sie vergangenen Freitag von der Sperrung völlig überrascht worden sei. „Da stand ich mit zehn Kindern vor dem Tor.“ Weil das Wetter gut genug gewesen sei, habe sie in den Karbener Wald ausweichen können. „Aber mit 25 Kindern wäre das viel zu gefährlich gewesen.“ Eine Information wenigstens der Übungsleiter hätte sie sich gewünscht, sagt Tambosi. „Das ist ja ehrenamtliche Jugendarbeit, was wir hier machen.“ Das gesperrte Stadion erschwere das nun.
Deshalb appelliert CDU-Fraktionschef Mario Beck auch an den Bürgermeister, die Sperrung zu beschränken. „Es kann ja nicht sein, dass friedliche Nutzer darunter leiden müssen.“ Schließlich sei die Leistung der Vereine für die Förderung sozialen Verhaltens das, „was wir brauchen, um solche Vorkommnisse zu verhindern“.
Beck sieht durchaus „die schwierige Situation für den Bürgermeister“. Der Vandalismus im Stadion sei „sehr ärgerlich“, und er verstehe Schulz’ Ansatz, die Menschen wachzurütteln, sagt Beck. „Das ist sicher sinnvoll.“ Auch im Stadion wird an diesem Abend der Vandalismus einhellig verurteilt. Denn nicht nur der kaputt gefahrene Rasen schadet den Sportlern. Auch die Innenbahn der 400-Meter-Strecke ist gesperrt. Die von den Vandalen herausgerissenen Abdeckungen der Entwässerung liegen dort aufgereiht.