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Seltene Einigkeit

Stadtverordnete stimmen in Sondersitzung dem Bau von Stadthalle und Hotel zu

Es ist beschlossene Sache: Das Kurhaus wird um eine Stadthalle und ein Hotel erweitert. Foto: Mag/Privat
Es ist beschlossene Sache: Das Kurhaus wird um eine Stadthalle und ein Hotel erweitert. Foto: Mag/Privat

Von einem historischen Tag sprachen am Dienstagabend gleich mehrere Stadtverordnete. Denn in der Stadtverordnetenversammlung wurde der Umbau des Kurhauses und außerdem der Verkauf der angrenzenden Fläche für den Bau eines Hotels beschlossen.

Bad Vilbel. Eine wegweisende Entscheidung hätten die Stadtverordneten an diesem Abend zu treffen, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) zu Beginn der Sondersitzung der Parlamentarier. Bereits in der vergangenen Woche hatte Klaus Minkel, Betriebsleiter der Stadtwerke, das Konzept für die künftige Stadthalle im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt und dafür von allen Seiten Lob erhalten.

Denn mit dem Karbener Veranstaltungsdienstleister Satis & Fy habe man bereits einen Betreiber gefunden, der die Stadthalle mit Leben füllen und Bad Vilbel mit Veranstaltungen und Auftritten von Künstlern versorgen kann, die bisher „eine Nummer zu groß“ waren. Minkel setzte den zur Abstimmung stehenden Beschluss in einen größeren Kontext: „Vor rund 40 Jahren sah es in Bad Vilbel ziemlich übel aus.“ Der Umbau des Kurhauses und der Bau einer Stadthalle würden sich in den langjährigen Prozess der Stadterneuerung einreihen, fand er.

Kritisch begleiten

Auch Tobias Utter (CDU) sprach sich für die neue Stadthalle aus, auch die Tiefgarage und der Bau des Hotels seien notwendig. Raimo Biere sprach für die Freien Wähler und dankte der Stadt und Klaus Minkel für das Verhandlungsgeschick. Christian Kühl (SPD) erklärte: „Für uns als Sozialdemokraten ist das ein besonderer Tag.“ Schließlich sei das Kurhaus einst von Sozialdemokraten errichtet worden. „Dass Bäume für den Bau des Hotels verschwinden müssen, werden wir während dem Planungsprozess kritisch begleiten“, kündigte er an, sprach sich aber für das Hotel aus. Jörg-Uwe Hahn (FDP) dankte dem Parlament für eine gute Diskussionskultur.

Kritische Worte gab es von Kathrin Anders von der Grünen-Fraktion: „25 Millionen Euro Baukosten sind nur der Rohbau“, mahnte sie. Insgesamt komme man auf rund 40 Millionen Euro Kosten. „Die Stadt kann und will sich das leisten“, sagte sie. Transparenz seitens der Stadt müsse sein, diese habe es auch gegeben und deshalb wolle man den Bau der Stadthalle mittragen.

„Auf 25 Millionen Euro beziffern sich die kompletten Baukosten von Stadthalle und Kurhaus, ohne Inneneinrichtung und Bühnentechnik. Die Tiefgarage wird von den Stadtwerken finanziert“, antwortete ihr Minkel. Die Grünen-Fraktion sprach sich zwar für den Bau aus, doch klar gegen das Hotel.

Hinterhof-Charme

So sagte Clemens Breest (Grüne): „Für die Auslastung der Stadthalle ist der Betreiber auf kein Tagungshotel in unmittelbarer Nähe angewiesen.“ Die Notwendigkeit eines Tagungshotels bestehe nicht mehr. „Das bisschen Kurpark, das sich im Schatten des 22 Meter hohen Hotelblocks und der 18 Meter hohen Halle noch finden wird, hat dann allemal den Charme eines Hinterhofs“, beschwerte sich Breest.

Satis & Fy empfehle sehr wohl den Anbau eines Hotels, verkündete Klaus Minkel daraufhin. Auch hatten die Grünen vier Anträge eingebracht. Mit dem ersten soll gesichert werden, dass die Stadthalle CO2-neutral betrieben wird. Das sei laut Klaus Minkel aber zu teuer. Die Stadtwerke würden bereits mehr und mehr grünen Strom produzieren. Diesen in größeren Anlagen herzustellen sei wirtschaftlicher, als Solarpanels auf dem Gebäude zu installieren. Bei Zustimmung nur von SPD und Grünen wurde der Antrag abgelehnt. Auch beantragten die Grünen, dass ausreichend Fahrradständer an der Stadthalle installiert werden sollen. Dieser Vorschlag wurde bei einer Gegenstimme angenommen. Die von den Grünen geforderte Parkraumbewirtschaftung wurde dagegen abgelehnt. Einstimmig wurde hingegen der nächste Grünen-Antrag von der Stadtverordnetenversammlung angenommen: Der Magistrat soll demnach halbjährlich über den Baukostenstand berichten. „Ein Investitionsprojekt in dieser Größe braucht Transparenz und Nachvollziehbarkeit“, hieß es in dem Antrag. Des Weiteren wünschten sich die Grünen eine frühe Einbeziehung von Hajo Prassel, dem städtischen Behindertenbeauftragten, in die Planungen, damit Halle und Kurhaus barrierefrei errichtet werden. Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.

Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders (CDU) stellte schließlich den entscheidenden Antrag zur Abstimmung: Die Stadthalle soll nach dem Entwurf des Stuttgarter Büros Vielmo gebaut werden, daneben soll das Hotel entstehen. Ersteres wurde einstimmig angenommen und auch das Hotel soll gebaut werden – mit Gegenstimme der Grünen.