Längst sollten private Hilfspolizisten auf den Karbener Straßen für Ordnung sorgen. Doch sang- und klanglos ist der Starttermin des Projekts Anfang September geplatzt. Grund: Das Unternehmen Wisag aus Frankfurt hat die Stadt sitzen lassen.
Karben. Die Latte an Aufgaben, die auf die privaten Sicherheitsleute in Karben wartet, ist lang. Und in beinahe jeder Ortsbeiratssitzung kommen mögliche weitere Aufgaben hinzu. Besonders Falschparker sind es, die nicht nur Nachbarn nerven, sondern oft nachts und am Wochenende sogar das Passieren der Feuerwehr blockieren.
Hinzu kommen immer mehr Autofahrer, die Feldwege als Schleichwege missbrauchen. Prominente Beispiele: Der Schotterweg zwischen Gewerbegebiet Klein-Karben und der Ortslage, um die Dortelweiler Straße zu erreichen. Gleiches gilt für die Querverbindung zwischen dem Waldhohlhof in Groß-Karben und der Verlängerung des Selzerbachwegs in Klein-Karben. All das ist viel zu viel, als dass es Karbens Stadtpolizei alleine schaffen kann. Schon vor längerer Zeit hat der Magistrat daher entschieden, private Hilfspolizisten zusätzlich zu den städtischen Ordnungshütern einzusetzen. Über Monate zog sich dabei das Ausschreibungsverfahren, weil die Stadt darauf bestand, dass nur behördlich genehmigte Kräfte eingesetzt werden. Am Ende war es nur ein Anbieter, der die Vorgaben umzusetzen bereit war: die Frankfurter Wisag-Gruppe, einer der größten deutschen Dienstleistungskonzerne.
Keine Leute gefunden
Doch am Vortag des geplanten Einsatzes zu Beginn des Monats September dann die Hiobsbotschaft: „Leider hat sich herausgestellt, dass die notwendigen qualifizierten Mitarbeiter aktuell nicht verfügbar sind“, erklärte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) enttäuscht. Tamara Schreiber, Sprecherin des Wisag Facility Services in Frankfurt, bestätigt: „Es ist uns bis zum gewünschten Starttermin leider nicht gelungen, die dafür erforderlichen und für die Tätigkeit als Hilfspolizist qualifizierten Mitarbeiter zu finden.“ Für den Auftrag aus Karben habe das Unternehmen neue Mitarbeiter benötigt – das sei bei solchen Aufträgen die Regel. Die Wisag habe durchaus als Ziel, „Aufträge, die wir erhalten, im Sinne des Kunden zu erfüllen und ihn zufriedenzustellen“, betont Tamara Schreiber. „Das haben wir auch im Falle der Stadt Karben bis zuletzt versucht.“
Allerdings ohne Erfolg: „Die Lage am Arbeitsmarkt macht die Personalfindung zunehmend schwierig“, erklärt die Firmensprecherin.
Vom Vorgehen des Unternehmens ist man – hinter vorgehaltener Hand – im Rathaus wenig begeistert. Schließlich sei die Wisag ja den Vertrag mit der Stadt eingegangen, habe einen langen Vorlauf gehabt und kenne die Personallage.
Als Alternative hat das Unternehmen der Stadt angeboten, Security-Mitarbeiter einzusetzen. „Das ist für uns aber keine Lösung“, sagte der Bürgermeister und beharrte auf die Gestellung ausgebildeter Hilfspolizisten.
Stattdessen bevorzuge die Stadt einen anderen Vorschlag der Firma. Demnach bildet die Wisag zusätzliche Hilfspolizei-Fachkräfte aus und stellt diese nach erfolgreichem Abschluss dann der Stadt zur Verfügung, sagte der Rathauschef.
Wie lange das jedoch dauert, ist bisher völlig offen. „Wir bleiben dran“, verspricht zwar Tamara Schreiber. Sie räumt aber ein: „Wir sind derzeit mit der Stadt im Gespräch, mit dem Auftrag zu einem späteren Zeitpunkt zu starten.“
Keine schnelle Lösung
Die schnelle Lösung können sich die Karbener somit ebenso abschminken wie die Stadtpolizisten mit ihrem Chef Uwe Axtmann und Vize Jörg Witzenberger, die eine Entlastung sehnlichst erwarten. Diese gebe es unabhängig von den privaten Hilfspolizisten ab Januar, kündigte Rathauschef Guido Rahn an. „Wir haben bereits einen weiteren Mitarbeiter eingestellt.“
Diese städtische Personal-Aufstockung hatte unter anderem bereits die CDU-Fraktion im Parlament gefordert und Rahn seit einigen Monaten angekündigt. Damit werde sich die Besetzung der Stadtpolizei, erklärte der Bürgermeister, von fünf auf sechs Kräfte erhöhen. (den)