Aufregung ist spürbar, als sich eine Bad Vilbeler Delegation am Dienstag der vorigen Woche am Festplatz trifft. Geschlossenheit soll in Wiesbaden demonstriert werden, wie auch den Willen, den Hessentag auszurichten. Gemeinsam fahren die Vilbeler mit dem Bus zur Staatskanzlei nach Wiesbaden, um die Bewerbung offiziell und feierlich zu überreichen.
Bad Vilbel. „Ich schaue lieber noch mal nach, ob ich die Bewerbung auch wirklich dabei habe“, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) scherzhaft und zieht das bunte Papier hervor, das am Mittag dem Staatsminister und Chef der Staatskanzlei, Axel Wintermeyer (CDU), übergeben werden soll. Bunt sieht sie aus, die Bewerbung für den Hessentag, die sich etwa liest wie ein Reiseführer über Bad Vilbel.
Ob Streuobstwiesen, die Alte Mühle oder die Brunnen und Quellen, all das ist beschrieben und mit zahlreichen Bildern illustriert. Auch sind in der 68 Seiten umfassenden Bewerbung das Konzept für den Hessentag erläutert, wie auch die Routen für den Festumzug und das große Thema Sicherheit.
In den Reisebus mit Ziel Wiesbaden steigen an diesem Morgen neben Claus-Günther Kunzmann und Dennis DiRienzo vom Organisationsteam auch Kurt Liebermeister, Chef des Stadtmarketings, Bürgermeister Thomas Stöhr, Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) und Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders (CDU) sowie weitere Stadtverordnete sämtlicher im Parlament vertretener Parteien.
Auch die Bad Vilbeler Stadtkapelle ist mit kleiner Mannschaft dabei. Ehrenbürger Günther Hinkel fährt ebenfalls mit. „Die meisten Hessentagsstädte wissen gar nicht mehr, wie sie die Bewerbung abgegeben haben, das wird bei uns anders sein “, sagt der Rathauschef.
Historischer Moment
Doch ist das Konzept für den Hessentag nicht das Einzige, was man der Staatskanzlei übergeben wird, auch ein besonderes Geschenk hat die Delegation dabei. Stöhr: „Überall im Stadtgebiet stehen die großen Flaschen. So eine haben wir auch für die Staatskanzlei dabei.“ Die Flasche ist vom Graffitikünstler Case bemalt worden, der in Bad Vilbel bestens bekannt ist. Der weltweit erfolgreiche Künstler ist auch für die Malerei an der Niddaseite des Marktplatzzentrums und für das Graffiti am Viadukt verantwortlich.
Weiterhin dankt Stöhr den Mitgliedern der Stadtkapelle, von denen sich viele extra freigenommen haben, um die Übergabe begleiten zu können. „Es ist ein historischer Moment für Bad Vilbel“, findet Stöhr. Kaum in Wiesbaden angekommen, sorgt die große Bad Vilbeler Delegation schon für Aufsehen. Im kleinen Park vor den Türen der Staatskanzlei am Kranzplatz bereiten die Musiker der Stadtkapelle ihre Instrumente für den Einsatz vor, CDU-Fraktionschefin Irene Utter und Stadtrat Udo Landgrebe (SPD) entpacken die riesige Flasche, die mit zahlreichen Motiven aus Vilbels Stadtleben bemalt ist. Dennis DiRienzo erklärt den Ablauf, denn er und Irene Utter haben sich im Vorfeld viele Gedanken über die Präsentation und den Auftritt gemacht: „Die Stadtkapelle geht vor, dahinter der Rathauschef und die Vertreter der Fraktionen“, sagt er. Die halten ein grün-blaues Band, um Verbundenheit zu demonstrieren. Außerdem soll das Band Wasser und Natur symbolisieren, zwei zentrale Punkte im Vilbeler Hessentagskonzept.
Schließlich war es der Willen aller Parteien, sich um den Hessentag zu bewerben. So setzt sich die Prozession in Bewegung, die Treppen hinauf in die Staatskanzlei, durch hohe Gänge und in einen großen Saal. Dort greift Staatskanzleichef Wintermeyer zum Mikrofon, dankt der Stadtkapelle und heißt die Delegation aus der Quellenstadt willkommen. Mit dabei sind auch Radio- und Fernsehteams, unter anderem vom Hessischen Rundfunk, Radio FFH und RTL.
Ein Schmelztiegel
„Die Bedeutung des Hessentags ist mit den Jahren gewachsen“, sagt Wintermeyer. 1961 sei das Fest ins Leben gerufen worden. Ziel der Veranstaltung sei gewesen, die vielen Kriegsflüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Hessen kamen, zu integrieren. „Ein Schmelztiegel sollte der Hessentag sein. Der Bund der Vertriebenen stand damals im Fokus“, so Wintermeyer.
Angesichts vieler Flüchtlinge, die in den vergangenen beiden Jahren in Hessen aufgenommen worden, sei die Bedeutung der Veranstaltung aktueller denn je. „Hessen ist ein weltoffenes Bundesland, und das wollen wir beim Hessentag zeigen.“ 6,5 Millionen Euro werde das Land zur Verfügung stellen, um nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben. Auch die Bewohner einer Hessentagsstadt würden durch das Ereignis enger zusammenrücken. „In Oberursel gab es 5000 Freiwillige, die sich an der Organisation beteiligten“, sagt Wintermeyer. Die Einstimmigkeit im Parlament, was den Hessentag angeht, sei zwar kein absoluter Grund, einer Stadt den Zuschlag zu erteilen, sie sei aber wichtig, betont er.
Auch die Bürgerversammlungen vor der politischen Entscheidung habe man in Wiesbaden positiv aufgefasst. „Ich bewerte Ihr Konzept sehr positiv“, sagt Axel Wintermeyer. Doch macht er auch auf den Mitbewerber aufmerksam. Die nordhessische Stadt Haiger werde am Samstag die Bewerbung übergeben. Doch deutet Wintermeyer in seiner Rede auch an, dass Haiger es gar nicht so sehr auf die Ausrichtung des Hessentages speziell im Jahr 2020 abgesehen habe.