Evakuieren, Sandsäcke füllen und schichten, Trümmer durchsuchen: Im Katastrophenfall wird oft mehr als „nur“ die Feuerwehr gebraucht. Karben rüstet deshalb auf.
Karben. Das Gelände liegt in Trümmern. Eine Explosion hat das Industriegebäude Schutt und Asche werden lassen, zwischen Geröll, Gebäudeteilen und Glasscherben koordinieren Rettungskräfte den Einsatz. Die ersten Helfer suchen bereits nach Verschütteten. Um die Katastrophe zu bewältigen, hat die Stadt Bad Vilbel Hilfe angefordert: Der Karbener Katastrophenschutzlöschzug ist bereits auf dem Weg, in wenigen Minuten werden 25 Kräfte in vier Wagen eintreffen.
Es ist ein Szenario, das so glücklicherweise bislang nur Fantasie ist. Doch für Hartmut Töpfer ist es eines von vielen Übungsszenarien für „seine“ neue Truppe. Denn der Petterweiler Feuerwehrmann ist am Donnerstagabend zum Leiter des neuen Karbener Katastrophenschutzlöschzugs berufen worden.
„Als ich gefragt wurde, ob ich das Amt übernehmen will, habe ich nur kurz gezögert“, sagt er. Immerhin habe er, der seit 1978 bei der Karbener Wehr ist und in seinem Stadtteil unter anderem für die Jugendarbeit zuständig ist, bereits alle Hände voll zu tun. „Doch ich will meine Erfahrung einbringen, das ist mir wichtig.“ Und Erfahrung ist an der Spitze des „20. LZ FB“, dem 20. Katastrophenschutzlöschzug des Wetteraukreises, gefragt.
„Eure Arbeit hat mit Schlauch-Ausrollen und Löschen, den Grundlagen der Feuerwehrarbeit, nichts zu tun. Was ihr macht, ist anders“, nordet Hagen Vetter die Gruppe ein. Er ist im Wetteraukreis für den Katastrophenschutz zuständig. „Denken Sie in außergewöhnlichen Kategorien! Es gibt nichts, was es nicht gibt.“
Trümmer, Explosionen, Einsturz: Gerade im Speckgürtel von Frankfurt könne es tatsächlich zu jeder Form von Einsätzen kommen, so der Profi. Für die neue Truppe hat er daher nicht nur motivierende Worte, sondern auch frisch gedrucktes Kartenmaterial des Kreises im Gepäck.
Kein normaler Einsatz
Doch Einsätze können auch über die Kreisgrenzen hinausgehen: Ein letzter Einsatz von Wetterauer Katastrophenschützern etwa sei während des Elbe-Hochwassers in Sachsen gewesen. Dazu müssten auch nicht alle Kräfte einer Truppe – 25 von ihnen bilden eine Zugstärke – ausrücken: Oft würde dann ein Trupp mit Katastrophen-Helfern aus der ganzen Wetterau zusammengestellt werden, so Vetter.
Für Stadtbrandinspektor Christian Becker und seinen Vize Christian Häusler ist der neue Katastrophenschutzlöschzug ein entscheidender Baustein. „Als wir erstmals mit der Idee ankamen, dachten sich wohl viele ,Jetzt spinnen sie wirklich’“, erinnert sich Becker heute mit einem Lachen. Doch für ihn ist der neue Zug nicht nur ein Zeichen der wachsenden Professionalität der Karbener freiwilligen Wehr, sondern auch des Teamgeistes zwischen den Stadtteilen: Denn die Truppe des Katastrophenschutzlöschzugs setzt sich aus allen Stadtteil-Wehren zusammen.
Zusammenhalten
Für Bürgermeister Guido Rahn (CDU), der Zugleiter Töpfer am vergangenen Donnerstag offiziell das Amt übergeben hat, ist das ein wichtiger Punkt: „Ich bin mir sicher, dass das den Zusammenhalt zwischen den einzelnen Wehren noch einmal stärken wird“, sagt er.
Dass der Bürgermeister nun anderen Kommunen im Katastrophenfall helfen kann, ist für den Rathaus-Chef selbstverständlich. Bei einem Karbener Extremfall hingegen würden die Karbener Kräfte als „normale“ Feuerwehr im Einsatz sein und andere Katastrophenschutz-Experten aus dem Kreis anrücken. Wie genau das ablaufen kann, wird Töpfers Truppe künftig einmal im Quartal üben.
„Das geht dann weit über die gewöhnlichen Übungsstunden hinaus“, sagt der Zugleiter. Am 7. Oktober steht die erste Übung ins Haus – vielleicht schon auf einem improvisierten Trümmerfeld.