Veröffentlicht am

Große Verwirrung

Zeitungsbericht über angebliche Segmüller-Absage sorgt für Überraschung im Rathaus

Große Flächen des Quellenparks sind bereits verkauft, doch bei der Ansiedlung des Möbelhauses Segmüller ist immer noch keine Entscheidung gefallen. Wenn Segmüller bauen kann, führt hier die Rechtsabbiegespur der Massenheimer Nordumgehung zu dem dann neuen Möbelhaus. Foto: Deul
Große Flächen des Quellenparks sind bereits verkauft, doch bei der Ansiedlung des Möbelhauses Segmüller ist immer noch keine Entscheidung gefallen. Wenn Segmüller bauen kann, führt hier die Rechtsabbiegespur der Massenheimer Nordumgehung zu dem dann neuen Möbelhaus. Foto: Deul

Eine Schlagzeile in der „Frankfurter Rundschau“ sorgte vorige Woche für Aufregung. Demnach soll sich das Möbelunternehmen Segmüller endgültig gegen den Standort Bad Vilbel ausgesprochen haben. Doch sorgt diese Aussage für Überraschung und fragende Gesichter im Rathaus und in der Segmüller-Zentrale.

 

Bad Vilbel. Die Verantwortlichen im Bad Vilbeler Rathaus sind fast vom Stuhl gekippt: Denn sie wussten noch nichts von der vermeintlichen Absage der Möbelhaus-Kette Segmüller zu einer Ansiedlung im Bad Vilbeler Quellenpark. Ein Artikel in der „Frankfurter Rundschau“ war der Auslöser dafür. Eine Fehlinterpretation des Gesagten, stellt Albert Christel, ein Sprecher von Segmüller, klar: „Der Standort Bad Vilbel ist nach wie vor in unseren Augen der am besten geeignete, aber nach unserer Einschätzung in absehbarer Zeit wahrscheinlich kaum zu realisieren“, das hatte Gesamtvertriebsleiter Reinhold Gütebier der „Rundschau“ gesagt. „Aber das bedeutet nicht, dass wir Bad Vilbel aufgegeben haben“, relativiert Christel die Schlagzeile.

Neues Konzept abwarten

Auch der Bad Vilbeler Magistratssprecher Yannick Schwander sagte auf Anfrage der Frankfurter Neuen Presse: „Bürgermeister Thomas Stöhr hat soeben mit Segmüller gesprochen und es bleibt weiterhin dabei, dass Ende 2017 eine Entscheidung getroffen wird, wie es weitergehen soll.“

„Segmüller hatte im vergangenen Jahr den Bauantrag zurückgezogen. Das aber ist nur geschehen, um Kosten zu sparen.“ Denn das Bauamt des Kreises hätte den Antrag in dieser Form damals zurückweisen und auf die aktuelle Rechtsprechung verweisen müssen. Die Regionalversammlung Südhessen hatte das Projekt Segmüller zuvor nämlich in Bad Vilbel bereits einmal zum Schwanken gebracht.

So wollte der Möbelgigant ein Randsortiment auf 5000 Quadratmetern anbieten, dann nur noch auf 3900 Quadratmetern. Die Regionalversammlung beschloss ein neues Einzelhandelskonzept, sodass Großmärkte auf der grünen Wiese das Randsortiment wie Geschirr, Lampen und Bekleidung nur noch auf 800 Quadratmetern Fläche verkaufen dürfen. Zum Schutz des Einzelhandels in den Innenstädten, wie es damals hieß.

„Das ist Konkurrenzschutz für die bestehenden Möbelhäuser. Das ist mit Gewerbefreiheit nicht vereinbar. Mit 800 Quadratmetern Randsortiment wird Segmüller wohl kaum konkurrenzfähig sein“, ärgert sich Ehrenstadtrat und Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel über die vergangene Entscheidung der Regionalversammlung.

„Wir wollen nun das neue Einzelhandelskonzept abwarten, das die Regionalversammlung Südhessen dieses Jahr beschließt. Dann werden wir uns mit Segmüller zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wie es weitergehen kann“, berichtet Stadtsprecher Yannick Schwander.

Was die Regionalversammlung als Nächstes beschließt, bleibt abzuwarten und soll die weitere Zukunft von Segmüller in Bad Vilbel bestimmen. Die künftige Filiale soll insgesamt 45 000 Quadratmeter Fläche umfassen. 2010 hatte die Stadt die Pläne mit Segmüller präsentiert, die endgültige Entscheidung über die Ansiedlung soll Ende diesen Jahres fallen.

Sollte sich dann herausstellen, dass Segmüller nicht nach Bad Vilbel kommt, gibt es aber auch einen Plan B, so Yannick Schwander: „Entweder wird die Fläche für anderes Gewerbe genutzt oder auch für Wohnungsbau.“ „Ich würde es bedauern, wenn der Plan mit Segmüller schief geht, aber wir sind nicht finanziell darauf angewiesen, dass das klappt“, erklärt Klaus Minkel.

Für Hessentag nutzen

Das sei vor einigen Jahren noch anders gewesen. 120 000 Quadratmeter Wohnfläche habe die Stadt seitdem verkauft und zusätzlich sei am 31. August die Widerrufsfrist für die Cesa-Gruppe abgelaufen. Das Unternehmen hat etwa 200 000 Quadratmeter Nutzfläche von der Stadt erhalten. Rund 90 000 davon sollen bebaut werden.

Ein Mini-Silicon-Valley soll so im neuen Stadtteil Quellenpark entstehen, wie Investor Hans Jörg Schultheis vor einiger Zeit vorgestellt hatte (siehe Artikel auf dieser Seite). Die Stadt sei also ausreichend liquide, so Minkel. Denn die Anzahlung von Segmüller über 2,5 Millionen Euro an die Stadt müsste bei einem Rückzug zurückgezahlt werden. Weiterhin gebe es eine enorme Nachfrage nach dem Standort Bad Vilbel. „Sollte das Vorhaben scheitern, wäre es eine Möglichkeit, diese Fläche kurzfristig für den Hessentag zu nutzen“, teilt Yannick Schwander mit.

Die Hessentagsarena könnte dort entstehen. „Danach können wir die Flächen gut vermarkten.“ Die Unsicherheit aufgrund des Berichtes der „Rundschau“ soll dem Verhältnis von Stadt und Unternehmen nicht schaden: „Wir stehen natürlich weiterhin hinter dem Projekt Segmüller. Wir gehen mit unseren Partnern anständig um“, betont Klaus Minkel.

45 000 Quadratmeter


Auf 45 000 Quadratmetern soll die Segmüller-Filiale einmal stehen, 500 Arbeitsplätze beinhalten. An der A 5 bei Weiterstadt betreibt der Möbelgigant bereits seit 2004 eine ähnliche Filiale wie jene, die in Bad Vilbel stehen soll. Dort auf ganzen 50 000 Quadratmetern. 1925 wurde das Unternehmen von Hans Segmüller gegründet und zwar als Handwerksbetrieb in Friedberg (Bayern), der qualitativ hochwertige Polstermöbel fertigte. (nma)