Die künftigen Pächter der „Rathausstube“, Anja und Stefan Kohler, sprechen erstmals über ihre Ideen für ihr neues Wirkungsfeld. Wie der Pächterwechsel gelaufen ist, dazu äußert sich die Stadtregierung selbstkritisch.
Karben. „Für uns ist das eine glückliche Fügung“, sagt Anja Kohler (48). Sie sitzt noch im Clubraum im ersten Stock im Bürgerzentrum. Ab Anfang nächsten Jahres wird sie im Erdgeschoss das Sagen haben, zusammen mit ihrem Mann Stefan (42). Die bisherigen Wirte des „Quellenhofs“ sind dann die Pächter in der „Rathausstube“, in der gudd Stubb’ der Stadt Karben.
Zu Pass kommt Kohlers, dass die Stadt just jetzt den Weiterbetrieb der Gaststätte ausgeschrieben hatte. Gegen nur einen Konkurrenten – den bisherigen Wirt Francesco Bruno mit seinem „Ristorante Roma“ – setzten sie sich durch.
Nach 16 Jahren verlassen dieKohlers den „Quellenhof“: „Wir gehen nicht ganz konform mit den Vorstellungen der neuen Besitzer“, sagt Anja Kohler. Vor nicht langer Zeit hatte ein Frankfurter Bankmanager das „Quellenhof“-Areal samt Tennisanlage gekauft. Das dortige Hotel soll vergrößert, ein großes Altenheim daneben neu gebaut werden.
Saisonale Gerichte
Ab 2018 können Kohlers die „Rathausstube“ in Schwung bringen. „Deutsche Klassiker, kreativ umgesetzt“, soll es laut Anja Kohler geben. Die Qualität soll der im „Quellenhof“ entsprechen, das Preis-Niveau etwas sinken. „Es muss zum Standort passen“, findet Stefan Kohler. Abends gibt’s bis zu 15 saisonal wechselnde Gerichte. Mittags soll ein Menü für „um die zehn Euro“ Laufkundschaft aus Betrieben und Büros aus dem Stadtzentrum bedienen.
Wenn die Gäste ab März oder April in der neuen „Rathausstube“ speisen, wird die nicht wiederzuerkennen sein. „Die Sanierung ist schon länger geplant“, sagt Erster Stadtrat Friedrich Schwaab (CDU). Die Gaststätte wird samt Küche grundrenoviert, Wände sollen fallen. Neues Interieur wird es geben: „Zeitlos schick“ werde das, sagt Anja Kohler. Wer was zahlt, werde noch besprochen.
Mehr als 100 000 Euro wird die Stadt in die Hand nehmen. Im Gegenzug erhält die Kommune binnen zehn Jahren auch „70 000 bis 80 000 Euro mehr“ Pacht, erläutert Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Besseres Konzept
Das Finanzielle sei ein Grund für die Entscheidung gewesen. Denn der bisherige Pächter habe eine teurere Sanierung gefordert und weniger Pacht geboten. Vor allem aber habe Kohlers Konzept den Entscheidern besser gefallen, erklärt Rahn. Beispielsweise sei es wichtig, dass die Bewirtung der Gäste von Veranstaltungen im Bürgerzentrum wieder in Schwung komme. Erfahrung damit haben Kohlers: Sie bewirtschafteten schon die einstigen „Jahnstuben“ in der Turnhalle des TV Massenheim in Bad Vilbel.
Für die Kündigung der alten Pachtverträge hatte die Stadt eine reguläre Vertragsoption genutzt. So verlieren die Gaststätten zugleich ihre Bindung an eine Brauerei. Rahn räumt ein: Die Neuvergaben der „Rathausstube“ sowie der „Bürgerstube“ im Bürgerhaus Okarben seien „nicht ganz optimal gelaufen“. So hatte er sich selbst anfangs öffentlich sehr kritisch über das „Ristorante Roma“ geäußert. Dann verkündete die SPD vorab das Vergabe-Ergebnis für Okarben aus einer internen Sitzung im Rathaus.
Zuletzt gab Stadtrat Schwaab am Dienstag der vorigen Woche die Vergabe an die Kohlers nur ganz beiläufig in der Einladung für einen Gesprächstermin bekannt (wir berichteten). Diese „Begleitumstände“ seien „ärgerlich“, findet der Bürgermeister. Bald schon zähle nur noch das Ergebnis. „Und wir haben eine sehr gute Lösung“, findet Guido Rahn. Anja Kohler bestätigt das mit einem Nicken. „Viele haben mich darauf angesprochen, ob das stimme, was in der Zeitung steht, und dass sie das gut finden.“ Der Bürgermeister will aus der Erfahrung lernen: „Wir wollen solche Verfahren optimieren, so dass künftig weniger Leute in die Entscheidungsfindung eingebunden sind“, kündigt er an.
Ein Smoker soll locken
Wirt Bruno kann nach zehn Jahren ebenfalls in Karben weitermachen, hat nach eigenen Angaben einen neuen Standort in Aussicht. Rahn: „Es freut mich sehr, dass das ’Roma‘ ein anderes Lokal gefunden hat.“
Alle sechs festen und vier Teilzeitkräfte wollen mit den Kohlers vom „Quellenhof“ in die „Rathausstube“ wechseln. Dort wird nicht nur innen umgebaut, sondern auch außen. Die Terrasse zum Rathausplatz bleibe zwar erhalten, erklärt Stefan Kohler. Doch hinterm Haus soll ein neuer Biergarten entstehen. Der werde bei der Nidda-Renaturierung im Frühjahr gebaut, kündigt Stadtrat Schwaab an. Bisher befinde sich hinterm Lokal eine Dreckecke, die beseitigt werde.
Eine mobile Zapfstation wollen die Kohlers aufstellen und auch Nutzer des Nidda-Radwegs anlocken. „Im Sommer wollen wird grillen“, kündigt Stefan Kohler an. Hungrige solle der Qualm des Smokers anlocken. „Das wird ein Schmuckkasten“, findet der Koch. „Das Lokal hat sehr großes Potenzial.“ (den)