Bad Vilbel. Zufriedene Gesichter bei der Halbzeitbilanz der Burgfestspiele: 58 000 Karten seien in der 22. Saison bisher verkauft worden, so Intendant Claus-Günther Kunzmann. Bis Ende des Monats sollen es 62 000 sein, „die Messlatte liegt bei 70 000“. Trotz des wenig sommerlichen Wetters und der Fußball-EM sei damit „in etwa der Stand des Vorjahres erreicht“ worden. Kunzmann gibt aber zu bedenken: „Sieben Wochen liegen noch vor uns.“
Als Renner auf dem Spielplan hat sich die Wiederaufnahme der Stripper-Komödie „Ladies Night“ erwiesen, deren Vorstellungen zu 80 bis 85 Prozent ausgelastet sind. Einen vergleichbar großen Zuspruch habe auch der „Hauptmann von Köpenick“. Knapp darunter liegt das Musical „Jekyll & Hyde“ mit etwa 75 Prozent Auslastung. Die Schiller-Inszenierung „Kabale und Liebe“ kommt auf 70 Prozent belegter Plätze. Fast oder ganz ausverkauft sind einzelne Gastspiele wie das der A-cappella-Band „Sechs Zylinder“, der Sängerin Helen Schneider oder des Kabaretts Leipziger Pfeffermühle und des Walter Renneisen. Beim Kindertheater lag die Auslastung über 60 Prozent und von halbvoll bis ausverkauft.
Gerade bei den Matineen habe man in dieser Saison den Schwerpunkt in Richtung Musik verlagert, denn „die Literatur findet nicht mehr so großen Zuspruch, wie noch vor ein paar Jahren“, hat Kunzmann beobachtet. Ohnehin sei das Matinee-Programm im Durchschnitt nur zu 60 Prozent ausgelastet.
Der Kartenverkauf sei nicht das einzige Kriterium, an dem sich der Anspruch der Festspiele messe, so Kunzmann. Sonst dürfe man nur drei Gastspiele anbieten, müsse auf Matineen mit weniger als hundert Zuschauern und das komplette Spätprogramm im Burgkeller verzichten. Dort unten gibt es nur 50 Plätze, weshalb das Spätprogramm der Besucherzahl einer einzigen Veranstaltung auf der großen Bühne entspreche.
Doch nicht nur in der Quellenstadt gibt es das Vilbeler Festspielprogramm zu sehen. Es geht mit den Eigenproduktionen auch auf Tournee, und das in diesem Jahr mehr als je zuvor. In Neuwied waren „Der Hauptmann von Köpenick“ und die Revue „Lollipop & Strandbikini“ zu sehen; Ladies Night gastierte auf der Eppsteiner Burg. Als letztes Gastspiel stehen übernächste Woche „Köpenick“ und „Kabale“ in Dreieichenhain auf dem Programm. Gastspiele seien der Bekanntheit der Burgfestspiele zuträglich „und ein paar Euro bleiben hängen.“
Dennoch bleiben die Burgfestspiele in Maßen ein Zuschussgeschäft. Eine Million und 50 000 Euro seien bisher durch Kartenverkauf, Sponsoring, Gastspiele und den Verkauf von Werbeflächen erlöst worden, das Soll liege bei 1,25 Millionen Euro. Insgesamt deckten die Einnahmen etwa zwei Drittel des Festspiel-Etats, der Rest kommt aus dem städtischen Haushalt. Dort stehen 500 000 Euro für die Burg bereit. Aus diesem Topf ist aber auch die laufende Unterhaltung und Sanierung zu finanzieren. Deshalb hält sich Kunzmann beim Äußern von Wünschen eher zurück.
Die Kunstausstellung auf dem inneren Rand des Burggrabens wolle er beibehalten, sie gebe dem Festspielort eine Atmosphäre und Stimmung, „die die Welt ein bisschen vergessen lässt“. Im Werkstattbereich wolle er den zu engen Ablauf entzerren. Ansonsten gelte die Devise „in Qualität investieren“.