Bad Vilbel. „Wir wünschen uns vor allem, dass die innerhalb des Projektes Neue Mitte geplanten Baumaßnahmen in der Innenstadt möglichst schnell realisiert werden.“ Das sagte Anna Kandilian von „SimSand“, einem Schuh- und Lederwarengeschäft in der Nidda-Passage. Damit antwortete sie auf eine Frage von Jule Pereira und Gaetano Oehmichen, Geschäftsführer des Stadtmarketings. Mit einigen weiteren Ehrenamtlichen aktualisieren und vervollständigen die beiden die Stimmungsabfrage unter den Geschäftsleuten in der Frankfurter Straße.
Als erste vorläufige Ergebnisse nimmt das Stadtmarketing die Erkenntnis mit, dass es in der Frankfurter Straße deutlich mehr als die bisher angenommenen 130 Geschäfte gibt. Allein innerhalb des vergangenen Jahres sind laut Oehmichen elf neue Läden hinzugekommen. Zehn von ihnen hätten über die Mittagszeit geöffnet. Einzige Ausnahme sei ein Ein-Frau-Betrieb, dessen Besitzerin ein Baby hat. Auch im Großteil der eingesessenen Betriebe könnten die Kunden mittlerweile in der Mittagspause ihre Einkäufe erledigen. Nur noch jede fünfte Ladentür werde in der Mittagszeit abgesperrt.
Die Ergebnisse der Befragungsaktion werden demnächst in einer Datenbank zusammenfassen, kündigte Oehmichen an. Dabei werde auch ermittelt, wie viele Geschäftsschließungen den Neueröffnungen gegenüber stehen.
Insgesamt nehme das Gewerbe die Betreuung und Unterstützung durch die Aktion „mittags-OFFEN-sive“ gern an. Viele Fragen über die Nutzungsmöglichkeiten der Läden und ihres Umfeldes, über Parkplätze und über Werbung würden gestellt. Immer wieder würden auch Fragen zur besseren barrierefreien Gestaltung der Läden gestellt. Von den Gesprächspartnern kämen darüber hinaus auch wichtige Hinweise und Anregungen. Etwa wenn ein Schild fehle oder zugewachsen sei oder wenn Schäden im Straßen- und Bürgersteigbelag aufträten.
Ebenfalls überwiegend Positives hat Oehmichen in den vergangenen Wochen von der Gastronomie erfahren. Die Fußball-Europameisterschaft habe vielen Gaststätten und Restaurants neuen Aufschwung gegeben. Insgesamt sei in der Gastro-Szene ein „natürlicher Umbruch“ zu beobachten. Mit dem mehrfach anstehenden Generationswechsel würden zeitgemäße Konzepte entwickelt und umgesetzt. „Auch Essen und Trinken unterliegt gewissen Modetrends“, so der Stadtmarketing-Geschäftsführer. „Was in den Siebzigerjahren der letzte Schrei war, funktioniert vielleicht auch 30 Jahre später noch ganz passabel, aber es läuft sich irgendwann tot.“ Er macht keinen Hehl daraus, dass er sich über die Möglichkeit freuen würde, in Bad Vilbel Gerichte aus der Molekularküche genießen zu können.
Doch er weiß, dass das Gewerbe der Schuh ganz woanders drückt. Mehr Kurzzeitparkplätze in der Innenstadt seien ein Wunsch, der immer wieder geäußert werde. Dazu ein attraktiveres Straßenbild, das neben den Bemühungen der Ladenbesitzer dazu beitragen könnte, dass mehr Bad Vilbeler in ihrer Stadt einkauften. Mehrfach sei während der Befragung der Eindruck wiedergegeben worden, dass mehr Bürger im Ort einkaufen, seit die Treibstoffpreise in astronomische Höhen geklettert sind. „Auch diese Vermutung müssen wir erst auswerten“, so Oehmichen. „Denn der Trend geht ja überall in Deutschland wieder zurück in die Innenstädte.“ (bep)