Aufmerksame Bürger haben es längst entdeckt: Die Kunst im öffentlichen Raum hat in Bad Vilbel Zuwachs bekommen. Die Festspielstadt feiert ihre Premiere als ein Standort der internationalen Skulpturen-Biennale „Blickachsen 11“.
Bad Vilbel. Kunst, die zum Dialog anregt, zu einer Sinn- und Richtungssuche einlädt, können Bürger und Besucher der Quellenstadt auf einem poetischen Pfad des Dialoges zwischen der historischen Wasserburg, der Heimat der Festspiele und damit des gesprochenen Wortes, und der modernen Stadtbibliothek als Ort des geschriebenen Wortes entdecken. Entworfen hat die ortsspezifische Installation mit dem Titel „Construcción del dialogo“, der spanische Künstler Ricardo Calero. Diese spannt einen Bogen von der frühen Geschichte der Stadt bis zur Gegenwart und Zukunft des Kulturstandortes.
Große Buchstaben
„Die Installation mit je zwei großen Buchstaben und Texttafeln verweist zugleich auf die Kraft des Wortes, mit dessen Hilfe von jeher zukunftsgestaltende Dialoge geführt werden konnten. Der Künstler schlägt mit seinem Werk eine Brücke von der Bildenden Kunst zu den durch die Burgfestspiele allgegenwärtigen Gattungen der Darstellenden Kunst und der Literatur“, sagt Festspielintendant Claus-Günther Kunzmann. Anfang und Ende markieren die beiden großen Buchstabeninstallationen „A“ an der Burg und „Z“ für Zukunft an der Bibliothek, in der ein großformatiger Installationsplan und das in die Zukunft weisende Wort immer das Werk vervollständigen. Erweitert hat es der 1955 geborenen Künstler, der Bad Vilbel im November besuchte, durch eine zweite, plastische Arbeit mit dem Titel Gedankenraum .
Hier spielen Text und Interaktion zwischen Objekt, Betrachter und Umgebung ebenfalls eine große Rolle. Es handelt sich dabei um das plastische Werk eines weißen, an zwei Seiten offenen, überdachten Karrens. Im Innern laden Stühle und ein Tisch zum Dialog und Verweilen ein. Ins Dach des Karrens sind Wörter in verschiedenen Sprachen ausgestanzt. „In diesem begehbaren Gedankenraum werden Lesungen mit Schauspielern der diesjährigen Burgfestspiele stattfinden, denen das Publikum vom Ufer des Weihers aus folgen kann“, kündigt der Intendant an.
Fan von Skulpturen
Durch die beiden Installationen werde die Strahlkraft der kulturellen Leuchttürme Blicksachsen, die es seit 20 Jahren gibt, und die Burgfestspiele Bad Vilbel, die 2017 ihr 30-jähriges Bestehen feiern, gebündelt und intensiviert“, freut sich der Intendant. Er ist seit langem ein großer Fan der internationalen Skulpturen-Biennale mit zeitgenössischen Großskulpturen von renommierten Bildhauern und Nachwuchskünstlern, die in einen Dialog mit der sie umgebenden Landschaft treten und durch die Entstehung neuer Blickachsen zu neuen Sichtweisen sowohl der Gartenkunst als auch der Bildenden Kunst anregen.
In diesem Jahr findet die wichtigste Biennale Deutschlands für zeitgenössische Skulptur und Installationskunst Blickachsen 11 mit fast 80 Werken von 37 internationalen Künstlern vom 21. Mai bis zum 8. Oktober an den Standorten Bad Homburg, Bad Vilbel, Burg Eppstein, Eschborn, Frankfurt, Hessenpark, Kloster Eberbach und Kronberg statt. Hauptstandort der regionalen Kunstausstellung ist Bad Homburg. Dort hat sie 1997der Galerist Christian Scheffel ins Leben gerufen und kuratiert sie im Wechsel mit verschiedenen inter-nationalen Museen, in diesem Jahr mit Maria Schneider vom österreichischen Museum Liaunig in Neuhaus.
Durch eine Initiative des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main wurde das Konzept 2009 auf die Region ausgeweitet. Im vergangenenn Jahr fragte die Stadt Bad Vilbel bei Scheffel und Julia Cloot, der Kuratorin und stellvertretenden Geschäftsführerin des Kulturfonds, erfolgreich an. Somit ist die Festspielstadt fünfter Außenstandort der Blickachsen 11. „Der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main ist ein Förderer der Blickachsen und Bad Vilbel als Mitglied dadurch in der Region vernetzt“, sagt der Festspielintendant.