Langer Atem scheint sich für Jörg Peter Schultheis bezahlt zu machen. Der Bad Homburger hatte vor gut zwei Jahren mit seiner Idee eines „Silicon Vilbel“ für Furore gesorgt. Nun scheint er zumindest mit einer abgespeckten Variante doch noch im Quellenpark zum Zuge zu kommen. Auch wenn einige Parlamentarier mit der Entscheidung pro Verkauf Bauchschmerzen haben.
Bad Vilbel. Im jüngsten Grundstücksgeschäft im Bad Vilbeler Quellenpark, das Stadtrat und Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel (CDU) eingefädelt hat, geht es um die letzten derzeit verfügbaren Flächen in dem riesigen Areal zwischen dem Bahnhof und dem Bauzentrum Maeusel. Rund 90 000 Quadratmeter sollen hier an den Mann gebracht werden. Unklar ist allerdings weiterhin, ob das Möbelhaus Segmüller überhaupt noch seine Option ziehen wird, dann müsste Minkel noch einmal auf dem Markt tätig werden.
Jörg Peter Schultheis wollte zunächst noch mehr Flächen erwerben. Vor gut zwei Jahren ging es um 280 000 Quadratmeter – also die dreifache Größe –, die er zu einem Wohn- und Arbeitsviertel für junge innovative Start-up-Unternehmen machen wollte. Davon musste er allerdings Abstand nehmen, eine Milliarde Euro als Kaufpreis schienen dann doch eine Nummer zu groß für ihn gewesen zu sein. Doch seine Kernidee scheint erhalten geblieben zu sein. Und er hat mittlerweile Investoren gefunden.
Bekannte Familien
Denn hinter der jüngsten Offerte stehen die CESA-Investmentgruppe aus Berlin. Der Projektentwickler arbeitet laut Minkel dabei mit dem Geld von Family Offices, die sich um die Verwaltung privater Großvermögen kümmern.
„Dahinter stehen sehr bekannte Familien, die jetzt noch nicht näher genannt werden sollten“, führte Minkel dazu in der Stadtverordnetenversammlung aus.
Deswegen war das Angebot im Haupt- und Finanzausschuss auch noch hinter verschlossenen Türen behandelt worden. Dort wurden dem Vernehmen nach zahlreiche Fragen gestellt, aber nicht alle zur Zufriedenheit vor allem der Fraktionen von SPD und Grünen beantwortet. Unklar ist vor allem die genaue Ausrichtung des Vorhabens, monierte etwa Christian Kühl (SPD). Denn wie Minkel zuvor erläutert hatte, gibt es von potenziellen Nutzern bislang nur Absichtserklärungen, keine konkreten Zusagen.
Doch fest steht laut Minkel, dass nach Ablauf der ersten Rücktrittsfrist zum 31. August der Bebauungsplan für das Gebiet geändert werden müsse. Doch etwas lässt Minkel dann doch noch verlauten: „Es handelt sich um eine Planung von hoher Qualität, nicht um 08/15-Bauten.“ Geändert werden müsse der Plan, weil eine Art Arbeits-Campus mit verkehrsberuhigten Straßen entstehen solle. Der Verkehr müsse deswegen teilweise umgeleitet werden. „Nach dem 31. August brauchen wir etwa ein Jahr für die Umplanung“, schilderte Minkel.
Zu verschmerzen ist aber wohl durch den Verkaufspreis. Denn für das Gewerbegebiet fallen rund 300 Euro pro Quadratmeter an. Rund 26 Millionen Euro winken, falls die komplette Fläche über den Tisch geht. 50 000 Quadratmeter sollen für 15 Millionen Euro sofort gekauft werden. Weitere gut 37 000 Quadratmeter werden bis Ende des Jahres vorgehalten. „Wir können nichts verlieren, kommt das Geschäft nicht zustande, behalten wir eine Anzahlung als Ausgleich für unsere Kosten“, fasste Minkel zusammen.
Mehrfach gescheitert
Die große Chance sehe auch die SPD, trotzdem könne sie nicht zustimmen. Christian Kühl: „Wir wissen nicht genau, an wen wir verkaufen und was geplant ist. Ein noch größeres Problem haben wir mit Vermittler Jörg Peter Schultheis, der bereits mehrfach gescheitert ist.“
Sein Parteikollege Walter Lochmann sah das ähnlich: „Die Information ist mehr als unzureichend. Vielleicht geht das Ganze gut aus, aber so können wir nicht zustimmen.“ Die Grünen, die ebenfalls im Ausschuss noch gegen das Projekt gestimmt hatten, sehen dies inzwischen anders. Jens Matthias: „Wir sehen die Chancen, auch wenn nicht genau skizziert ist, was hier passiert.“ So stimmte am Ende nur die SPD dagegen.
An den ausführenden Unternehmen sei nichts zu mäkeln, befand Raimo Biere (Freie Wähler), allenfalls am Vermittler. Für Jörg Peter Schultheis könnte sich sein langer Atem dann ja noch lohnen. Kommt der Verkauf komplett zustande, winken ihm drei Prozent des Verkaufspreises – das sind immerhin 780 000 Euro.
Schrittweise kleiner
Nachdem Vermittler Jörg Peter Schultheis zunächst 280 000 Quadratmeter haben wollte, wurden daraus in einem zweiten Schritt nur noch 170 000. Klar ist, dass es sich bei den jetzt geplanten Ansiedlungen im Quellenpark nicht um Kleingewerbe wie Einzelhändler gehen soll. „Die Fläche ist Gewerbefläche, nicht als Sonderfläche für den Einzelhandel ausgewiesen“, erklärte Stadtrat Klaus Minkel dazu. Deswegen liege der Verkaufspreis auch weit unter jenem, den etwa die Henninger-Quartiersgesellschaft für ihr Wohngebiet im Quellenpark hingelegt habe. So stehen jenen gut 1300 Euro nun rund 300 Euro pro Quadratmeter gegenüber. Für zwei weitere Flächen im Quellenpark gebe es ebenfalls Reservierungen. Hier will Minkel aber noch keine näheren Details bekanntgeben. (kop)