Karben. Da machten die Politiker große Augen: An die 50 Bürger haben am Mittwochabend der vorigen Woche in Karben die Sitzung des Stadtplanungsausschusses regelrecht gestürmt. Sie alle wollten sich von der Stadt über die nun vorgelegten, beiden Varianten für den B 3-Ausbau berichten lassen. Nach anderthalb Stunden zeigte sich: Die Mehrheit für die Einhausung statt einer Umfahrung scheint riesengroß zu sein. Vor allem die Anwohner entlang dieser künftig vielleicht tiefer gelegten B 3 haben aber noch viele Vorbehalte.
Sieben, acht Stadtverordnete und ein paar Besucher haben Platz genommen im kleinen Clubraum 2. Als immer mehr Besucher herbei strömen, entscheidet Stadtbaurat Gerd Rippen (Grüne): „Wir gehen rüber.“ Gerade so reicht der größte Sitzungsraum aus für die vielen Bürger, die sich nach der Berichterstattung der Frankfurter Neuen Presse nun klare Aussagen der Stadt zum weiteren Vorgehen erhoffen.
Zwar hat das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) dem Bund als Geldgeber vorgeschlagen, für 15,3 Millionen Euro eine enge Umfahrung des Okarbener Baugebietes Straßberg zu bauen. Allerdings haben die Planer weitsichtig gleich die Alternative dazugepackt: Eine 390 Meter lange Einhausung in Okarben auf der heutigen Trasse. Die neue B 3 würde einige Meter tiefer gelegt und mit einem Deckel verschlossen. Oben drauf würde eine Stadtstraße verlaufen. Diese Variante ist laut ASV verkehrlich gleichwertig, ökologisch besser, aber 17,5 Millionen Euro teurer. Diese Details ruft Stadtplaner Ekkehard Böing in Erinnerung.
Die von den Bürgern geforderte klare Positionierung nimmt Grünen-Fraktionschefin Ingeborg Rippen vor, die sich für die Einhausung aussprach. „Der Trog ist die Lösung mit dem geringsten Widerstand überhaupt.“ Ausschussvorsitzender Guido Rahn (CDU) erinnert an die Aussage des Bundes, wonach es keine Trassenführung gegen den Willen der Stadt geben solle. „Das bedeutet: Wenn wir etwas ablehnen, kann es sein, dass sich der Ausbau verzögert oder gar nicht realisiert wird“, warnt er. Denn klar sei, dass die Kommune keine zehn oder 15 Millionen zuschießen könne.
Stadtplaner Böing berichtet, dass die neue B 3 in Karben nur zwei Anschlussstellen haben soll: am heutigen Knoten Null, der Kreuzung mit der Landesstraße nach Ober-Erlenbach bzw. Groß-Karben, und nördlich des Ortsausgangs Okarben. Die übrige Strecke verläuft östlich am Berufsbildungswerk vorbei. Die Kreisstraße von Petterweil muss per Brücke über die neue B 3 geführt werden. Sie soll in eine Stadtstraße münden, die von Kloppenheim bis Okarben parallel zur neuen B 3 verläuft und den Toom-Markt, die Straße nach Petterweil und das Gewerbegebiet Spitzacker anschließt.
Mehrfach erinnert der Stadtplaner daran, dass die Varianten noch nicht detailgenau seien und es weder Klarheit über die exakte Streckenführung, Lärmschutz oder die Bauausführung gebe. Weshalb Rahn um Verständnis bittet, dass dazu eben noch keine Aussage gemacht werden könnte. „Es sieht ja aus, als ob der Bund diese Straße für den Fernverkehr haben will“, sagt Dieter Nöll aus Petterweil vom BUND. Daher müsse sich die Stadt gegen die „massiven Eingriffe in Natur, Landschaft und den großen Flächenverbrauch“ wehren. Den hat Jürgen Becker vom Naturschutzbund auf 14 Hektar hochgerechnet. Weitere Bürger monieren, dass bei einer Umfahrung „die gesamte Ortslage“ vom Lärm betroffen wäre. „Ein Irrsinn, wenn 26 000 Fahrzeuge über den Berg fahren“, findet Franz Hagenmaier.
Beate Reuther-Vega gibt namens der Bürgerinitiative Am Straßberg zu: „Wir möchten weiter in guter Lebensqualität wohnen.“ Mit der Troglösung werde der größte Teil des Verkehrs unter die Erde verlagert. „Das bedeutet eine deutliche Verbesserung für alle, die heute an der B 3 wohnen.“
Das sehen längst nicht alle Anwohner so: Ellen Jäckel etwa hat Angst vor Lärm an den Tunnelenden und jahrelangem Bauchaos. „Hier war mal eine Kiesgrube“, erinnert dagegen Anlieger Richard Stöhr. „Was passiert, wenn es wegen der acht oder zehn Meter tiefen Baugrube am Hang eine Absenkung gibt? Wer kommt für die Schäden auf?“ (den)