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„Mich kennt halb Vilbel“ – Trotz wenig Geld ist die Crew des Open-Air-Kinos mit Enthusiasmus bei der Sache

Bad Vilbel. Das Programm steht, die Plakate an den Litfaßsäulen sind in der Stadt geklebt und die Broschüre liegt in Geschäften und Verwaltungsstellen aus. Das Open-Air-Kino im Bad Vilbeler Freibad wirft seine Schatten voraus. Auch der Vorverkauf ist angelaufen, obwohl der Start mit Till Schweigers „Keinohrhasen“ erst am 24. Juli erfolgt. Bis zum 6. August flimmert dann allabendlich nach Einbruch der Dunkelheit ein Film über die riesige Leinwand am Rande der Liegewiese.

Zum Quellenstädter Open-Air-Kino-Feeling gehört jedoch weitaus mehr: Einlass ist bereits um 20.15 Uhr und viele Besucher drängen da auch schon durch die Eingangstüren, um ihre Lieblingsplätze zu belegen. Dann werden auch bereits Bingo-Karten verteilt, die Gastronomie hat geöffnet und die rund anderthalb Stunden bis zum Filmstart gestalten sich unterhaltsam und schnell vorübergehend. Gespräche mit Freunden und Bekanten, einem Bingo-Spiel und einer „Event-Show“ inklusive einem Kino-Lied, mit der Dennis Di Rienzo, Initiator vom Kino Alte Mühle, dem cineastischen Freiluft-Spektakel einen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat.

Dennis Di Rienzo hat im Lauf der Jahre für die Organisation eine Infrastruktur geschaffen sowie einen Unterstützerkreis und eine Mitarbeiter-Crew gefunden, auf die er sich verlassen kann. Ob Feuerwehr, Bauhof, Polizei oder Sponsoren – auf Anfrage erklären sie sich schnell zur Bereitstellung von Fahrzeugen und Hilfsleistungen bereit. Daneben gibt es eine nicht ganz dreißig Personen umfassende Crew von jungen Leuten, die „für wenig Geld, aber mit viel Enthusiasmus“, so Dennis Di Rienzo, dafür sorgt, dass die Kino-Abende für die Besucher möglichst reibungslos verlaufen. Viele sind schon seit Jahren dabei, so dass teilweise Wartelisten geführt werden. Für diese Saison „rutschten“ so nur zwei oder drei „Neue“ in das Team.

Der 22-jährige Zivildienstleistende Alex Zietzer und der ein Jahr jüngere Student Christian Schiebler sind bereits seit Jahren dabei. Einer ihrer Freunde, der nun eine Lehre angetreten hat, hat sich für das Open-Air-Kino sogar Urlaub genommen, um wieder mit Freunden dabei zu sein. „Auch wenn es stressig wird, macht es einfach Spaß. Jeder ist bereit jedem zu helfen“, kommen sie fast ins Schwärmen. Und wenn nach Filmende alles aufgeräumt ist, sprich die Stühle weggeräumt, die Catering- und Lager-Hütten eingeräumt und abgeschlossen sind, der Müll aufgesammelt ist, dann ist für sie der Tag noch nicht zu Ende, denn mehr oder weniger spontane „nächtliche Unternehmungen“ schließen sich noch an, halten sich Alex und Christian grinsend bedeckt.

Eingeteilt ist die Open-Air-Kino-Crew in drei Sparten: das Catering, die Technik und die Filmvorführung. Alex ist beim Catering und lässt es in seiner Bude kräftig poppen, denn er ist für die Popcorn-Produktion zuständig. „Einmal“, so erinnert er sich, es war ein Harry-Potter-Film angekündigt und das Wetter war open-air-prächtig, „hat mich Dennis bereits am Mittag angerufen und ich stand dann ab 15 Uhr in der Bude und habe Popcorn hergestellt“. Bei heißem Sommerwetter war dies in der noch einmal wärmeren Hütte alles andere als ein Vergnügen gewesen, „aber es war in Ordnung“.

Christian ist in der Technik-Gruppe. Für ihn bedeutet es unter anderem, dass er am Eingang die Bingo-Karten verteilt und vor allem bei Kindern aufpassen muss, dass die sich nicht mehr als eine ergattern. „Einige versuchen es immer wieder“, wundert er sich. Während des Films ist sein Platz zusammen mit einem Kollegen auf dem Dach des Kassenhäuschens – natürlich versicherungsrechtlich abgedeckt. Von dort haben sie einen Blick auf den beleuchteten Fahrrad-Abstellplatz und passen auf, dass sich niemand in der Dunkelheit über den Zaun auf das Gelände schleicht. So etwas komme aber äußerst selten vor. Häufiger nehmen Nachzügler ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. „Wir steigen dann vom Dach, kassieren den Eintritt und sagen, wie lange der Film schon läuft“, erläutert Christian.

Wieviel Besucher kommen, das hänge weniger von den Filmen ab, als vielmehr vom Wetter, bestätigen die beiden Crew-Mitglieder übereinstimmend. Es hätten schon Schlangen vor der Kasse gestanden und als es dann anfing zu regnen, haben sie sich schlagartig aufgelöst und nur wenige Hartnäckige haben sich nicht davon abschrecken lassen.

Ein Effekt des Jobs im Open-Air-Kino ist der steigende Bekanntheitsgrad der Crew-Mitglieder. „Mich kennt halb Vilbel“, stellt Alex immer wieder nach dem Ende der Saison fest. Um Autogramme werde er nicht gefragt, wiegelt er lachend eine entsprechende Anfrage ab, aber viele sprechen ihn an: „Wir kennen uns doch!“ und die meisten kommen schnell selbst auf die richtige Antwort: „Vom Kino im Freibad natürlich“, erinnern sie sich und ersparen ihm die Antwort.

Kartenvorverkauf für das Open-Air-Kino bei Hildebrand II im Marktplatzzentrum oder im Kartenbüro, Klaus-Havenstein-Weg 1.