Fünf Jahre leitete Veronika Ilten den ersten Bad Vilbeler Seniorenbeirat, nun zieht sie eine positive Bilanz. Weil das Gremium überparteilich und mit viel Herzblut die Anliegen der Senioren aufbereitet habe, sei viel erreicht worden: vom Sozialticket für die Burgfestspiele bis zum Massenheimer Wochenmarkt. Im August stehen Neuwahlen für dieses Gremium an.
Bad Vilbel. Aufgeregt sein ist nicht die Art, mit der Veronika Ilten an die Dinge herangeht. Im Gespräch über ihre fünf Jahre als Vorsitzende des Seniorenbeirats fällt kein lautes Wort, keine offene Kritik, aber auch kein Selbstlob. Ihre Arbeit beschreibt sie nüchtern als „themenzentrierte Interaktion“. Gemeint ist: die Anliegen der Senioren sammeln, dann erst einmal nachzuforschen, um schließlich konkrete Forderungen zu stellen.
Vor fünf Jahren ging es los. Die heute 73-Jährige war damals neu in der Stadt, suchte eine Aufgabe. Es traf sich gut, dass damals endlich der jahrelang vergeblich gewünschte Seniorenbeirat von der FDP in den Koalitionsvertrag befördert wurde und eine Gruppe die Vorbereitung übernahm. „Weil ich Erfahrungen in Verwaltungsdingen hatte, hatte ich ein Händchen dafür“, erinnert sich Ilten. Sie leitete ein Studienseminar, war im Hessischen Kultusministerium zuletzt Referentin.
Ziel fast erreicht
„Viele Menschen brauchen heute Hilfe in Verwaltungsangelegenheiten“, sagt sie. „Und Gespräche, um herauszufinden, worum es eigentlich geht“. Wenn aus Ärger und Aufregung konkrete Vorschläge würden, sei das Ziel schon fast erreicht. Ilten lobt, dass die Bad Vilbeler Verwaltung stets ein offenes Ohr habe, „wenn es darum geht, auf Anliegen ohne viele Gelder und Arbeitsstunden zu reagieren“.
Aber es gibt noch mehr Gründe, weshalb Ilten zufrieden auf die vergangenen fünf Jahre zurückblickt. Wo es im Bad Vilbeler Parlament eine über viele Jahre sehr aufgeheizte Parteipolitik gegeben habe, habe sich der Seniorenbeirat mit seinem überparteilichem, sachorientiertem Handeln bewährt. Dass er überhaupt in die Lokalpolitik eingreife, sei eher ungewöhnlich. Die meisten Seniorenbeiräte beschäftigten sich mit Freizeitangeboten, würden von Vertretern von Organisationen dominiert. Dort werden die Mitglieder nicht entsandt, sondern direkt gewählt.
Die Beiräte nehmen sich mit Herzblut diversen Themen an, haben dafür aber als Ruheständler auch mehr Zeit, als beruflich eingebundene Parlamentarier. Heidi Lamprecht kümmert sich um das damals neue Angebot von Friedhofsfahrten für Senioren. Norbert Kühl hatte zunächst nur nachfragen wollen, ob die Massenheimer mit ihrer Nahversorgung zufrieden sind – und wurde unversehens zum Marktmeister des neu gegründeten Wochenmarktes. Auch die Einführung eines Sozialtarifs für die Burgfestspiele schreibt Ilten der Initiative des Beirats zu.
Dort wurde auch ein Reizthema entschärft: die Stolperfallen auf der Frankfurter Straße. Der Beirat vermaß die Gehwegspalten, setzte dann aber auch konsequent auf Prävention durch Sturzprophylaxe. Es gab Weiterbildungen, Kooperation mit Sportvereinen. „Nun wird mehr Seniorensport angeboten“, freut sich Ilten ganz nüchtern.
Passive mobilisieren
Doch sie sieht auch das weiter bestehende Problem dahinter: die eingeschränkte Mobilität und die Frage: „Wie erreichen wir die nicht Aktiven?“ Enttäuscht erzählt sie davon, wie sie versuchte, auf dem Heilsberg eine solche Sturzprophylaxe anzubieten. Immerhin drei Senioren meldeten sich, auch der Transport wäre kein Problem gewesen. Doch zwei der über 90-jährigen Damen sagten ab.
Ängste und Vorbehalte blockierten die guten Vorsätze, resümiert sie. Dadurch entsteht eine Abwärtsspirale: weniger Bewegung, noch mehr Unsicherheit und Verletzungsrisiko. Daher sei es gut, dass in der Neuausschreibung der Leitung des Seniorenbüros eine aufsuchende Sozialarbeit festgeschrieben sei, sagt Ilten. „Grandios gescheitert“ sei der Beirat trotz Unterstützung der Stadt beim Kampf um den Erhalt des ärztlichen Notdienstes.
Positives überwiegt
Dennoch überwiegt bei Ilten die positive Bilanz. Auch ihr Nachfolger im Beirat müsse ein Gespür dafür entwickeln, wie die Verwaltung tickt und Dinge im Konsens lösen, denn „jeder lange Weg fängt mit einem kleinen Schritt an“. Ilten freut sich bereits, nach ihrer letzten Sitzung im Juni „ein bisschen weniger Termine zu haben und mehr Zeit für meine sechs Enkel“.
Wahl zum Beirat
Die letzte Sitzung des amtierenden Seniorenbeirats beginnt am Montag, 12. Juni, um 14 Uhr im Rathaus, Am Sonnenplatz 1. Bis Ende Juni müssen die Wahlvorschläge für den nächsten Seniorenbeirat eingereicht werden, 66 Tage vor der Briefwahl im August. Wählen können alle Bad Vilbeler, die vor dem Wahltag seit mindestens drei Monaten ihren Hauptsitz in der Stadt haben und älter als 60 Jahre sind. Die Ergebnisse werden Mitte September bekanntgegeben. Die Amtszeit des Gremiums mit elf Mitgliedern beginnt am 1. Oktober für fünf Jahre. (dd)