Bad Vilbel. Mit über 3000 Mitgliedern in zehn Landesverbänden und 42 Ortsverbänden ist der unabhängige, überparteiliche und überkonfessionelle Deutsche Frauenring (DFR) einer der größten Frauenverbände in Deutschland. In Bad Vilbel aber droht dem Ortsring nach rund drei Jahrzehnten das Ende. Denn bei der Jahreshauptversammlung stellen mehr als 60 der 159 Mitglieder die Weichen für eine Auflösung des gemeinnützigen Vereins.
Ein Jurist prüft gerade die Konditionen für den Austritt, also die Auflösung des Ortsrings. Der Grund: Erneut sind, wie bereits im Vorjahr, keine Mitglieder bereit, ein Vorstandsamt und damit Verantwortung für Führung und Organisation zu übernehmen. „Bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst bleibt der bisherige Vorstand im Amt“, kündigte Hildegard Nölke, die seit 15 Jahren Vorsitzende ist, an.
Hauptgrund für die Amtsmüdigkeit vieler Mitglieder ist ihr Alter. „Von unseren Mitgliedern sind 82 Frauen 80 Jahre und älter.“ Im vergangenen Jahr sind vier Mitglieder verstorben, vier haben den Ortsring verlassen und kein neues Mitglied konnte gewonnen werden.
Den harten Kern bilden 26 Frauen, die seit 1986 Mitglied sind. Während der Bundesverband national und international für die Rechte und Gleichstellung von Frauen eintritt und die Landesverbände die Interessen der Frauen gegenüber den Landesregierungen und -parlamenten vertreten, bieten die Ortsringe ihren Mitgliedsfrauen vielfältige Programme an. Dazu gehören zum Beispiel Vorträge, Seminare und Arbeitskreise zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, kulturelle Themen. Aber auch Exkursionen und Events organisiert der Frauenring. In Bad Vilbel gibt es 14 Arbeitskreise, davon jeweils drei Literatur- und Kegelkreise.
Gesellige Treffen
Der Vorstand bedankte sich bei den Leiterinnen mit einem Strauß bunter Frühlingsblumen. Nölke griff bei der Zusammenkunft den Vorschlag einiger Mitglieder auf, als Gruppe unter einem anderen Namen zusammenzubleiben, Ausflüge und gesellige Treffen zu organisieren. „Von unserem Jahresbeitrag in Höhe von 40 Euro gehen 30 Euro an den Bundes- und drei Euro an den Landesverband Hessen. Uns verbleiben sieben Euro“, fügte sie hinzu.
Viele Mitgliedsfrauen sind der Ansicht, dass sie sich jahrelang engagiert haben, dass jetzt die junge Generation an der Reihe sei, etwas zu tun. Frauenrechte in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik seien nicht vom Himmel gefallen, sondern von Frauen selbst hart erkämpft worden, hieß es in der Runde. Gerade vor dem Hintergrund populistischer Umtriebe bestehe die Gefahr, dass das Rad der Zeit, bezogen auf die Rolle der Frau, zurückgedreht werden solle. Es lohne sich also, weiterhin für Frauenrechte zu kämpfen. (fau)