Bad Vilbel. Während oben auf der Hauptbühne der Burgfestspiele der Arzt Dr. Jekyll mittels Drogen im Selbstversuch bestrebt ist, das Gute und das Böse im Menschen voneinander zu trennen, geht im Keller der Burg ein anderer Naturwissenschaftler einen Schritt weiter: Victor Frankenstein bastelt aus toter Materie ein menschliches Kunstgeschöpf. Wie beides gründlich schief geht, das wird einerseits mit dem Musical „Jekyll & Hyde“ erzählt und andererseits im Spätprogramm mit Friedrich Karl (F. K.) Waechters Schauerspiel „Frankensteins Monster“.
Rüdiger Pape hat es für den Burgkeller mit Anna Eger und Steffen Lehmann inszeniert, als dritter Künstler ist der Musiker Arni Arndt mit im Gruselboot. Premiere ist am Freitag, 4. Juli, 23 Uhr, bis zum 31. August folgen elf weitere Vorstellungen, die teilweise bereits um 21 Uhr beginnen. Eintrittskarten kosten 12 Euro.
Nicht nur gemein und absurd, sondern auch noch inzestuös, hat Waechter die berühmte Vorlage von Mary Shelleys Frankenstein-Roman für die Bühne bearbeitet – parodistische Einschläge natürlich mit inbegriffen. Schließlich wird dem „Universalkünstler“ (Grafiker, Zeichner, Autor) eine „zügellose Einbildungskraft“ bescheinigt, mit der er im Lauf seines Lebens ein „ganzes Paralleluniversum des Absurd-Komischen“ bildlich und sprachlich entwickelt hat.
2005 ist F. K. Waechter im Alter von 67 Jahren gestorben. Seit 1962 lebte der gelernte Gebrauchsgrafiker in Frankfurt, traf dort auf Robert Gernhardt, F. W. Bernstein sowie Choldwig Poth, mit denen er die „Neue Frankfurter Schule“ begründete, der sich bald Hans Traxler, Pit Knorr, Bernd Eilert und andere anschlossen, die alle für die Satire-Magazine Pardon und später Titanic arbeiteten. Somit ist Waechter mitverantwortlich dafür, dass die Mainmetropole zur Stadt mit der größten „Satirikerdichte“ Deutschlands wurde, wie der Hessische Rundfunk anlässlich seines Todes im Nachruf konstatierte. Bereits 1992 hatte er die Mitarbeit bei Titanic beendet, um sich verstärkt als Autor von Kinderbüchern und Theaterstücken zu widmen.
Die weltweit größte Resonanz erhielt F.K. Waechter jedoch für seine Theaterstücke. Sie sind in so gut wie allen Sprachen Europas übersetzt, zudem ins Koreanische und ins Kantonesische. (hir)