Modern, vielfältig nutzbar und mit der Nachbarschaft verträglich: So soll das Jugendhaus am Heilsberger Christeneck ausfallen. Die ersten Modelle dazu stoßen bei den Verantwortlichen auf Zustimmung. Entworfen hat das Modell Ortsbeiratsmitglied Hartmut Schrade.
Bad Vilbel. Eine klare Willensbekundung hat das Bad Vilbeler Stadtparlament bei den jüngsten Haushaltsberatungen abgegeben, als es per Mehrheitsbeschluss 100 000 Euro für den Bau des Jugendhauses auf dem Heilsberg in den Etat für das Jahr 2018 vorgezogen hat. Denn obwohl Klagen aus der Nachbarschaft zu erwarten sind, sollen damit Fakten geschaffen werden. Auch, wenn die gerichtliche Konfrontation unumgänglich scheint.
Hartmut Schrade (CDU) ist ein klarer Denker. Das demonstriert er immer wieder bei Sitzungen im Heilsberger Ortsbeirat, wenn er etwa Aspekte ins Spiel bringt, die vorher keiner bedacht hatte. So hat er schon ein Modell zum neuen Bürgerhaus mit Kita auf der Zigeunerwiese entworfen. Jetzt wurde er wieder tätig, baute ein Modell und fertigte Zeichnungen an, die das geplante Jugendhaus am Christeneck betreffen. Und er glaubt an den Erfolg seines Entwurfs.
Damit ist er nicht alleine. Denn Jens Völker (CDU), früheres Mitglied im Ortsbeirat, seit 2006 Stadtverordneter und seit 2011 Vorsitzender der Bauausschusses, unterstützt das Vorhaben von Anfang an. So wie auch der komplette Ortsbeirat. So erinnerte etwa Carsten Hauer (SPD) an ein trauriges Jubiläum. „Seit 20 Jahren schon kämpfen wir um das Jugendhaus“, erinnerte er in einer Sitzung des Gremiums.
Doch Schrade greift noch weiter zurück. „Schon als ich Jugendlicher war, hieß es, ein Jugendhaus soll kommen.“ Das war vor rund 40 Jahren. Gut, damals gab es noch die Amiwiese mit Basketballfeld, Tennisplatz, Skater-Halfpipe und sogar einen Baseball-Platz. Dort stehen heute aber Häuser.
Viel Flexibilität
Umso dringlicher scheint das Projekt. Das soll auch nicht nur den Heilsberger Jugendlichen dienen, denn es handelt sich nicht nur aus Sicht von Schrade und Völker um eine optimale Ergänzung des bisherigen Angebots für Jugendliche in der Stadt. „Wir haben das Efzet-Forum in Dortelweil mit 720 Quadratmetern. Das ist etwa für Musikveranstaltungen gut geeignet. Dann gibt es das Efzet in der Saalburgstraße mit 480 Quadratmetern. Das eignet sich gut für Kurse. Doch im Außenbereich haben beide Häuser nur wenig aufzuweisen.“ Ja, da gibt es die Dirt-Bike-Bahn in Dortelweil. Doch soll die mittelfristig entfallen, das Grundstück verkauft werden. Zumal es genau auf dem Christeneck ja bereits seit Jahren eine größere Dirt-Bike-Bahn gibt. „Doch was bringt die ohne Räumlichkeiten?“, fragt Schrade. Denn die Jugendlichen sollen mehr als nur offenes Gelände vorfinden. Und mehr als ein Dixi-Klo, das im Sommer dort zu finden ist.
So hat das von Schrade entworfene Haus nur eine nutzbare Fläche von rund 250 Quadratmetern. Doch sollen diese für jene Aktivitäten vorgehalten werden, die derzeit kaum angeboten werden können.
Gut 50 Quadratmeter entfallen auf eine Fahrradwerkstatt. „Die kann aber Holzwerkstatt, Reparaturstätte für Longboards oder Töpferwerkstatt sein“, macht Schrade die vorgesehene Flexibilität deutlich. Neben Lagerräumen, Toiletten und Waschräumen sowie einem Büro für die Jugendarbeiter kommt noch ein Raum für Veranstaltungen hinzu. Der hat 55 Quadratmeter, ist über Flügeltüren auf 80 Quadratmeter erweiterbar. Bereits hier sollen die Jugendlichen aktiv werden, etwa den Thekenbereich selbst in der Werkstatt bauen. Doch Riesen-Partys mit bis zu 1000 Gästen – so lautet eine Befürchtung der zur Klage bereiten Nachbarn – könne es hier allein aufgrund des vorhandenen Raums nicht geben.
Sogar weniger Lärm
Der Werkstatt- und Hygienebereich ist von diesem Raum abtrennbar, so dass er im Sommer auch geschlossen gehalten werden kann. Denn der Fokus liegt auf dem Außenbereich. Neben der vorhandenen Dirt-Bike-Bahn soll hier ein Multifunktionsplatz entstehen. Vor allem für Streetball, die Freizeitvariante von Basketball. Aber Schrade hat sich auch hier schon schlau gemacht. „Es gibt Plätze, die sich für viele Sportarten eignen. Und die sind gar nicht mal so teuer.“ Ein solcher Platz koste weniger als die Erneuerung des Kunstrasenplatzes auf dem Heilsberg – der schlägt mit 250 000 Euro zu Buche. Die Kosten für das neue Gebäude sind zunächst mit 300 000 Euro veranschlagt. Ohne Außengelände.
Zum Außengelände kommt auch eine mögliche Kletterwand. Die ist denkbar an einem Anbau an das Gebäude, das eine Lücke zum vorgeschriebenen Lärmschutzwall bildet. Vor allem Mädchen sind laut Thomas Kahler, Fachdienstleiter Kinder- und Jugendbüro der Stadt, an diesem Sport interessiert, weiß Völker. Denn das Haus soll Jungs und Mädchen gleichermaßen dienen. „Es wird ein Haus der Möglichkeiten“, sagen Schrade und Völker unisono.
Und der Lärmschutzwall nimmt die komplette Höhe des Gebäudes ein. Zur Anwohnerseite soll er nicht begehbar sein, auf der Seite in Richtung Berkersheim könnte er eine Rampe und Aussichts-Plattform erhalten. So könnten auch Eltern das Gelände besuchen. Und von Spiel und Spaß bekämen die Anwohner durch den Wall nichts mit. Im Gegenteil. Der Wall schlucke sogar den Lärm der B 3.
Er sieht auch noch einen weiteren Vorteil, nämlich die Erreichbarkeit. Vor allem Jugendliche aus Dortelweil und Massenheim könnten hier mit dem Rad entlang der Nidda anfahren. Den Weg am Berghang könne man noch ausbauen, so dass er auch für Longboards geeignet wäre. Bei der Stadt kommt das Modell gut an. „Wir haben bereits im Fachbereich darüber gesprochen, die Ideen des Modells sind sehr gut“, befindet Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP). Die jüngste Untersuchung auf Bandkeramik-Funde habe sich glücklicherweise zerschlagen, doch trotzdem erwartet Freund-Hahn auch weiterhin Widerstand der Anwohner gegen das Projekt. „Schade, dass hier mit allen Mitteln versucht wird, das Projekt zu torpedieren. Das kann ich nicht nachvollziehen.“