Stau und Stockungen sind in Karben Geschichte. Die Nordumgehung hat den Verkehr in der Stadt spürbar verflüssigt. Außerhalb der Stadt scheint es nun an anderer Stelle zu stocken.
Karben. Der Petterweiler Pendler auf seinem Weg ins Büro nach Bad Vilbel macht seit bald drei Monaten immer öfter diese Erfahrung: Morgens zwischen acht und halb neun stockt der Verkehr auf der B 3 zwischen Karben und Bad Vilbel erheblich.
Selbst auf der alten B 3 zwischen beiden Städten läuft es oft nur quälend langsam. Neu, gibt der Pendler zu, seien solche Staus zwar nicht. „Aber sie scheinen doch intensiver geworden zu sein.“
Die subjektive Beobachtung des Petterweilers fällt zeitlich zusammen mit der Eröffnung der Karbener Nordumgehung. Autofahrer aus Nidderau oder Niddatal müssen sich seit Anfang Dezember nicht mehr mühevoll durch die enge Groß-Karbener Ortsdurchfahrt quälen. Sie rauschen in nur ein, zwei Minuten an der Stadt vorbei.
Das hat erfreuliche Folgen. „Die Wirkung der Nordumgehung auf das Stadtgebiet ist nach ihrer Eröffnung sofort spürbar gewesen“, freut sich Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Die Verkehrsbelastung in der Burg-Gräfenröder, Ludwig-, Heldenberger und Bahnhofstraße in Groß-Karben sei erheblich zurückgegangen. Zwei Drittel weniger Verkehr hatten die Planer prognostiziert. Das scheint zu stimmen.
Doch nicht nur dieser Stadtteil profitiert. Weil kaum mehr Verkehr aus Groß-Karben an die Gehspitze-Kreuzung drängt, kann dort die Ampel für den Klein-Karbener Verkehr viel länger grün bleiben. „In der Homburger Straße kann der morgendliche Berufsverkehr wesentlich zügiger abfließen als zuvor“, ist Rahn zufrieden.
Treffer für die Stadt
„Es ist traumhaft“, sagt Jörg Witzenberger, Vizechef der Karbener Stadtpolizei. Die täglichen Staus sind Geschichte. „Der Verkehrsfluss ist super“, urteilt der Fachmann. „Man kommt teilweise mit dem Auto durch die ganze Stadt ohne anzuhalten“, hat Witzenberger beobachtet. Er hat den Verkehrsfluss aus dienstlichen Gründen stets im Blick.
Optimierungsbedarf sieht der Bürgermeister allerdings noch bei den Schaltungen der Ampeln. Rund um den Monatswechsel sollen Verkehrszählungen erfolgen, um dann Änderungen an den Programmen der Ampeln vornehmen zu können, kündigt Guido Rahn an. Jedoch reagiert beispielsweise die Ampel an der Gehspitze schon mit ihrer Automatik spürbar auf die geänderten Verkehrsströme. Die Folge sind deutlich längere Grünphasen für die Fahrzeuge aus der Homburger Straße.
Final aber wird sich der Verkehr jetzt noch nicht neu orientiert haben, schätzt Witzenberger. Dass noch immer 800 Fahrzeuge täglich im Klingelwiesenweg zwischen Groß-Karben und Okarben führen (wir berichteten), zeige: „Es gibt immer noch einige Autofahrer, die sich nicht umgewöhnt haben“.
Deshalb müsse man noch länger abwarten. Zuvor aber wird eine andere Baustelle voraussichtlich die Verkehrsflüsse erneut spürbar verändern. Denn ab diesem Frühjahr wird die Kreisstraße zwischen Groß-Karben und Heldenbergen gesperrt und 18 Monate lang saniert. Damit wird die Nordumgehung zur Sackgasse. Deshalb wird sich der Ost-West-Verkehr wieder neue Wege suchen müssen. Die offizielle Umleitung wird zwar über Ilbenstadt führen. „Aber wir müssen sehen, ob nicht auch mehr Menschen über Rendel und Büdesheim fahren“, mahnt Jörg Witzenberger.
Mehr Verkehr hatten die Planer für die B 3 zwischen Karben und Bad Vilbel prognostiziert. Seit Eröffnung der Nordumgehung sollen hier vier Prozent mehr Fahrzeuge unterwegs sein – schlicht, weil die nun schnellere Ost-West-Route Verkehr von anderen Strecken anlocken dürfte. Ist es das, was die Autofahrer morgens spüren? Stadtpolizei-Vize Witzenberger mag sich dazu nicht festlegen. „Bisher liegen uns keine Beschwerden vor.“ (den)