Es geht um Belegungsquerelen und Auslastungsfaktoren. Planungsausschuss stellt Kriterien für die Bad Vilbeler Sportstätten auf. Angaben der Vereine und Abteilungen sollen kontrolliert werden
Bad Vilbel. Es ist eines der letzten Projekte, mit dem der Hauptamtsleiter der Bad Vilbeler Stadtverwaltung Walter Lassek vor seinem Ruhestand (wir berichteten) noch beschäftigt war. Über Jahrzehnte hat er das Vereinsgeschehen in Bad Vilbel verfolgt, im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss stellte er vor den Weihnachtsfeiertagen seine Expertise für die Sportstättenanalyse 2017 vor.
Die vorangegangene Sportstättenanalyse stammt aus dem Jahr 2000, „damals haben wir einmal ausprobiert, was Excel so hergibt“, blickt Lassek mit einem Schmunzeln auf das mit Tabellen und Balkengrafiken überhäufte Werk zurück. Doch auch damals gab es durchaus erhellende Erkenntnisse, die die Analyse geliefert hat. „Wir haben damals gezielt nach der Situation der Vereine gefragt, deren Mitglieder, Altersstruktur, Mannschaften, vorhandene Sportstätten und dies alles auf die einzelnen Stadtteile bezogen“, resümiert Lassek. Eine konkrete Belegungsanalyse habe sich daraus allerdings nicht ergeben, „es ging um statistische Zahlen und Auslastungsfaktoren.“
Doch das Ergebnis war bereits damals zufriedenstellend. Nichts anderes erwartet der Verwaltungsfachmann auch von der Neuauflage, zumal vieles in der Zwischenzeit realisiert worden sei. „Auch wenn wir diese Analyse schon früher hätten aktualisieren können, hat sich vieles zum Positiven verändert. Viele Nachbarkommunen beneiden uns um das Angebot, das wir den Vereinen zur Verfügung stellen“, bilanziert er.
Überall Kunstrasenplätze
Lassek zählt dann auf: In der Huizener Straße gibt es eine neue Drei-Feld-Sporthalle zusätzlich zu der Turnhalle, die die Stadt vom Hessischen Turnerverband erhalten und dann dem TV Bad Vilbel in einem Tausch mit deren alter Halle in der Kernstadt übergeben hat. Auch in Dortelweil steht die neue „Siegesbaum-Halle“, die von Fun-Ball betrieben wird. Hinzugekommen sind die im vergangenen Jahr eröffnete Drei-Feld-Halle auf dem Heilsberg und die Vier-Feld-Halle der Europäischen Schule, die ebenfalls von Vereinen genutzt wird. Weiterhin sei in jedem Stadtteil ein Kunstrasenplatz entstanden, ob aus vorherigen Hartplätzen oder als Neuanlage. „Das ist weit und breit nicht zu finden“, kommentiert Lassek und geht noch auf erweiterte Tennisplätze und Funktionsräume ein.
Aktuelle Mitgliederzahlen der Vereine allerdings kann er nicht liefern. Sowohl der Landessportbund als auch der Sportkreis Wetterau hätten auf den Datenschutz verwiesen. Nun soll die Stadtverwaltung die Vereine direkt anschreiben, schließlich bekämen diese ja auch die Trainingsstätten kostenfrei zur Verfügung gestellt. Schon jetzt sei aber abzusehen, dass vor allem Fun-Ball immens gewachsen sei. Damals noch mit 1200 Mitgliedern, habe der Verein inzwischen rund 4000 Mitglieder. Entsprechend viele Flächen belege er auch neben der eigenen Halle.
Doch beim TV Bad Vilbel und dem SSV Heilsberg, anderen großen Vereinen, sei keine große Entwicklung erkennbar. So kommt Lassek zu dem Schluss, dass sich die Situation deutlich verbessert haben müsse. Dies zeige sich auch an wenigen Anfragen, die die Stadt seitens der Vereine erreiche.
Blockade-Reaktionen
Trotzdem gibt es ein Problem: „Die Belegungspläne stimmen oft nicht mit der Realität überein.“ Vereine mit schrumpfenden Abteilungen blockten ab, wollten ihre Hallenzeiten erhalten, sähen die Hallen als ihr Eigentum an. „Sie arbeiten dagegen, andere Vereine dort unterzubringen“, sagt Lassek.
Eine Arbeitsgemeinschaft aus den Vereinen habe sich schon wechselseitig kontrolliert. „Doch immer hieß es, dass heute weniger als sonst da seien, eine Ausnahmesituation“, schildert Lassek. Doch trotzdem würden so Teile von Hallen dauerhaft durch einen Boxring belegt oder von wenigen Freizeitsportlern, die sich drei Mal pro Woche dort träfen. Auch werde immer wieder darauf verwiesen, Druck über die Politik zu erzeugen, wenn Hallenzeiten abgeändert würden. Kontrollen seien für mindestens ein halbes Jahr nötig. Das sei mit dem derzeitigen Personal kaum zu stemmen, Lassek regt deswegen die Einstellung einer 450-Euro-Kraft an, die diesen Job übernehmen könne.
Trotz der positiven Analyse Lasseks halten die Ausschussmitglieder weiter an einer neuen Analyse fest: „Bad Vilbel wächst weiter, vor allem im Quellenpark“, stellt Peter Paul (Grüne) fest. Zudem seien das Georg-Muth-Haus und die Brunnenschule derzeit wegen Flüchtlingsbelegung nicht für Vereine nutzbar, fügt Ausschussvorsitzender Jens Völker (CDU) hinzu.
Irene Utter (CDU) hat einen Kriterienkatalog im Gepäck. So soll in der Analyse erfasst werden, welche Sportstätten es gibt und wie sich das Angebot entwickelt hat. Weiterhin geht es um die Ausstattung der Stätten, die Kapazitäten, den tatsächlichen Bedarf sowie den Sanierungsbedarf. Vereine sollten mit ihrem Bedarf im Winter wie Sommer ausgewiesen werden. Kontrolliert werden soll von Januar bis Juni 2017. Nach dem Hinweis von Klaus Arabin (SPD), dass die Analyse fortlaufend erneuert werden müsse, stimmen alle Mitglieder diesem Katalog zu.