Karben hat den am drittstärksten frequentierten Bahnhof Oberhessens. Doch der Busbahnhof platzt aus allen Nähten. Raum für Fahrgäste und Busse fehlt, ebenso sichere Fußwege. Die Stadt will das Areal am S-Bahnhof Groß-Karben deshalb zeitnah ausbauen.
Karben. „Das ist ein Krampf“, sagt Busfahrer Walter Broger. Mit seinem 74er-Bus nach Rendel hat er sich einen der zwei Haltestellen gesichert. Auf der Seite gegenüber fährt gerade ein Bus der Linie 72 nach Friedberg vor. Von hinten kommt Bus Nummer drei, die Linie X27 aus Bad Homburg. Und in zwei Minuten wird ein weiterer Bus ankommen, der aus Rendel.
Dass alle halbe Stunde richtig viel los ist am S-Bahnhof Groß-Karben, das ist so gewollt. Hier ist der Rendezvous-Punkt des Karbener Stadtbusverkehrs. Aus allen Richtungen kommen die Busse kurz vor der halben und vollen Stunde an. Dann fahren zeitgleich die S-Bahnen der S 6 aus Frankfurt und Friedberg ein und wieder ab. Anschließend starten die Busse wieder in alle Himmelsrichtungen. Ideal für die Fahrgäste: Alle 30 Minuten können sie unter allen Linien umsteigen – bei minimalen Wartezeiten.
Ein untragbarer Zustand
Der Andrang der Fahrgäste ist in den vergangenen Jahren so gewachsen, dass die Infrastruktur nicht mehr ausreicht. „Es gibt nicht genug Platz“, sagt Ingeborg Strehl, Chefin des Omnibusunternehmens Eberwein aus Burg-Gräfenrode, das die Stadtbusse betreibt. „Ein untragbarer Zustand.“ Dieser beginne damit, dass für Fahrgäste der Platz zum Warten an den Haltestellen zu gering sei – der Wetterschutz reicht natürlich erst recht nicht aus.
Hinzu kommt, dass es mit zwei Haltestellen für bis zu vier gleichzeitigen Abfahrten zu wenige Zusteige- und Aussteigemöglichkeiten gibt. Folge: Busse stoppen wild am Bordstein, in zweiter Reihe, so dass Fahrgäste von der Fahrbahn aus einsteigen müssen.
Gänzlich fehle eine Warteposition, auf der Fahrer mit ihrem Bus parken könnten, um Pausen zu machen, sagt Ingeborg Strehl. Folge: Die X 27-Schnellbusse müssen bis ins Gewerbegebiet weiterfahren und haben dort ihre Endhaltestelle. Fahrgäste nutzen diesen Abschnitt nur spärlich. Auch ist der Wendehammer zu klein: Warteten dort die Busse, kämen andere Fahrzeuge kaum noch durch, beklagt Strehl. Ständig gebe es deshalb Ärger mit Autofahrer, Lastwagenlenkern und Landwirten, die Felder in der Nähe beackern.
Besonders ärgern sich die Fahrer über die Parkplätze auf der Fahrbahn vor der Ladenzeile gegenüber des Bahnhofs. Die Straße sei so eng, dass die Busse oft nur mit Mühe durchkämen, sagt Fahrer Broger. Seine Chefin bestätigt: „Das kostet die Busse viel Zeit, die sie nicht haben, denn sie müssen ja den Fahrplan einhalten.“
Ungünstig sei die Situation auch an der schmalen Zufahrt von der Robert-Bosch-Straße zum Park+Ride-Parkplatz. Dort müssen viele Busse entlang und sich dann zwischen den Parkplatzreihen hindurch tasten. „Diese Durchfahrt funktioniert schlecht, viele Autofahrer beschweren sich darüber“, erläutert Ingeborg Strehl.
Neue P+R-Anlage?
Dass etwas geschehen muss, hat man im Karbener Rathaus erkannt. „Die Anlage passte zum vorigen Stadtbuskonzept bis vor vier, fünf Jahren“, sagt Ekkehart Böing, Verkehrsfachmann im Rathaus. Nun hat das Stadtparlament für eine Umbauplanung 100 000 Euro freigegeben. „Wir wollen den Busbahnhof für die Fahrgäste attraktiver gestalten und für die Busabläufe optimieren“, sagt Böing. Großzügigere Wartebereiche für die Fahrgäste solle es geben, mehr Haltestellen und auch eine Warteposition für die Busse. Die konkreten Planungen bei einem Fachbüro sollten im neuen Jahr „angestoßen werden“.
Wie genau umgebaut wird, soll die Planung zeigen. Wichtig ist für Böing, dass die Fahrgäste sicher und barrierefrei zu den Haltestellen gelangen, möglichst ohne Straßen queren zu müssen. Die Planung soll auch offenbaren, ob die heutige Busbahnhof-Fläche für den Umbau genügt. Sonst könnten ihr Teile des Parkplatzes zugeschlagen werden.
Im Gegenzug könnte die P+R-Anlage nach Osten oder Süden vergrößert werden. Eine Erweiterung um 20 bis 30 Stellplätze hatte das Parlament jüngst ebenfalls beschlossen.
Das Vergrößern des Busbahnhofs drängt, weil ab 2018 eine weitere Buslinie den Busbahnhof ansteuern soll: der Schnellbus nach Nidderau. Allein wegen der heutigen Situation drängt Busfirmenchefin Strehl zur Eile: „Da hätte schon seit Jahren etwas passieren müssen.“ (den)