Bad Vilbel. 125 Jahre Stadtkapelle – da durfte es zum Geburtstag am Sonntag ein Ständchen sein, ein großes: 341 Musiker befreundeter Kapellen aus der Umgebung zogen vor das Kurhaus und spielten auf. Selbstverständlich waren die Gastgeber mitten drin in diesem musikalischen Volksfest, denn dem XXL-Konzert nur zuzuhören, das hätte keiner aus der Stadtkapelle geschafft. Dafür genoss es ein mehr als 700 Zuhörer starkes Publikum, das sich nur im Schatten der alten Kurparkbäume hinzusetzen oder hinzulegen brauchte, um dem starken Sound von neun Musikvereinen zu lauschen.
60 Klarinetten, 33 Flöten, fünf Oboen, zwei Fagotte, 59 Saxophone, 65 Trompeten und Flügelhörner, 34 Tenorhörner und Baritone, acht Hörner, 33 Posaunen, 23 Tuben, vier E-Bässe und 15 Schlagzeuge ließen den Kurhausvorplatz in einem Meer aus Klang versinken. Ein ungläubiges Raunen ging durch die Reihen, als Moderator Klaus Koltzenburg die monumentale Zusammenstellung des Orchesters bekannt gab. Mit nur zwei Minuten Verspätung begrüßte er vom Balkon des Kurhauses den ersten musikalischen Gratulanten. Das Blasorchester Nidderau bildete die Vorhut, die unter der Leitung von Bernd Schneider mit „Wien bleibt Wien“ vom Hallenbad entlang der Nidda vor das Kurhaus zog. Ihr folgte der Musikverein Nieder-Weisel, bei dem der herausragende Stadtkapellen-Musikus, Ehrenvorsitzender und Arrangeur Heinz Briegel einst seine Karriere startete. Unter der Leitung von Christoph Poltrum zogen die Wetterauer ein. Anschließend kamen dann noch die Frankfurter Bläser-Philharmonie mit dem Radetzky-Marsch und die Stadtkapelle Bergen-Enkheim.
Das Blasorchester Massenheim mit seinem musikalischen Leiter Peter Lüttig stellte sich mit dem Lausitzer Kronprinzmarsch vor, ehe der Musikverein Harheim das Orchester fast komplett machte. Das Harmonie-Orchester Frankfurt-Bornheim und die Stadtkapelle Karben gesellten sich ohne Einzug in die Mitte der Musiker. Schließlich brandete Applaus auf, als unter der Leitung von Thomas Mohr das Geburtstagskind mit dem St.-Louis-Blues, gespielt von 61 Musikern, den glanzvollen Abschluss des Einzugs bildete.
Nun war die Mannschaft für das XXL-Konzert komplett. Es umfasste neun Musikstücke, die nacheinander jeweils von einem der musikalischen Leiter der neun Kapellen dirigiert wurden. Nach etwa zwei Stunden beschlossen „Alte Kameraden“ das XXL-Konzert, dem das Publikum bei schönstem Wetter gern noch länger zugehört hätte. Alle Kapellmeister wurden nun zusammengerufen, damit die Stadtkapelle sich bei ihnen gebührend bedanken konnte. Briegels Neffe Manfred Hornetschläger überreichte an jeden von ihnen je einen kompletten Notensatz für einen Marsch aus dem Musikverlag Rundel. Danach wurde noch zünftig gefeiert. An Verpflegung fehlte es nicht. Bereits vor und während der Veranstaltung hatten sich die Gäste versorgt. Die Frankfurter Skyline Big Band sorgte für die musikalische Unterhaltung.
Das XXL-Konzert war eine Meisterleistung der Organisation, das Wetter ein fast zu heißer Glücksfall und die Musik ein Ohrenschmaus.