Bad Vilbel stellt die Weichen für das nächste Wohnquartier im Quellenpark. Dabei kommen die Planer der Stadt dem Investor entgegen – und bekommen dafür mehr Geld. Doch werden auch zwei größere Flächen dafür in grüne Lungen verwandelt.
Bad Vilbel. Jetzt, mitten im Winter, ist der südliche Quellenpark rund um den neuen P+R-Parkplatz nicht gerade ansehnlich. Doch zügig soll sich das Areal verwandeln. Planungen dafür wurden am Dienstagabend im Ortsbeirat Kernstadt vorgestellt.
Bereits kurz nach dem am 20. September im Stadtparlament bestätigten Verkauf der Fläche mit über 50 000 Quadratmetern an die Henninger Quartiersgesellschaft, an der auch die Familie des SAP-Gründers Dietmar Hopp beteiligt ist, stellte Bad Vilbels Stadtwerke-Chef (Eigenbetrieb Immobilien) und Stadtrat Klaus Minkel (CDU) bereits die Weichen, um noch mehr Geld aus der Fläche generieren zu können.
Parkhaus wird geprüft
Denn die Gesellschaft möchte statt drei- nun vierstöckig bauen. Auch das Mischgebiet mit Gewerbeansiedlungen soll entfallen, ein reines Wohngebiet soll entstehen. Dafür wurden dann auch statt 55,7 Millionen Euro Kaufpreis bis zu 69,3 Millionen in Aussicht gestellt. Eine Überarbeitung des Bebauungsplanes stellt am Dienstag dann auch der städtische Bauamtsleiter Erik Schächer vor.
„Der aktuelle Bebauungsplan stammt aus dem Jahr 2000. Seitdem ist viel passiert. Es hat unter anderem einen studentischen Wettbewerb zur Gestaltung dieses Areals gegeben“, schickt er voraus. Die höhere Verdichtung des Areals ergebe sich auch aus der unmittelbaren Nähe zum Bahnhof mit S-Bahn-Anschluss, sie sei hier sogar gefordert.
Um die Autos ohne mehr Stellplätze unterzubringen, sei außerdem zu überlegen, ob Tiefgaragen oder ein Parkhaus errichtet wird. Letzteres könne als Riegelbau vor den Häusern entstehen und sogar Bahnlärm schlucken. Dass auf das Mischgebiet verzichtet werden soll, sei angesichts der zahlreichen Märkte in unmittelbarer Nähe kein Makel für das Areal.
Der Ortsbeirat tut sich im Anschluss an diese Vorstellung auch leicht, die neue Planung einstimmig abzusegnen. Nur ein bereits in der Nachbarschaft lebender Anwohner befürchtet, dass ihm die Privatsphäre seines Gartens durch die höheren Bauten abhanden kommt. Im Bürgergespräch im Anschluss an die Ortsbeiratssitzung erläutert ihm Ortsvorsteher Kurt Liebermeister (CDU), dass es sich nur um einen Aufstellungsbeschluss handele und vor dem endgültigen Beschluss sowohl Träger öffentlicher Belange wie auch Bürger ihre Einwände dazu abgeben könnten.
Doch wird es auch mehr Grün geben. Der Ortsbeirat nickt nämlich ebenso einstimmig die Aufstellung eines weiteren Bebauungsplanes ab, der das Gebiet südlich des Quellenparks betrifft. Rund um die Petterweiler, die Rodheimer Straße und An den Röden stehen hier schon viele Häuser, ohne dass es dafür einen einheitlichen Bebauungsplan gegeben hat. Das soll nachgeholt werden.
Zwei große Flächen stehen dort neben einzelnen Baulücken noch frei. Die östliche Fläche, die sich direkt an den P+R-Parkplatz jenseits des Nordbahnhofs anschließt, hat eine Fläche von 10 900 Quadratmetern, die östliche weiter in Richtung Aldi 3800 Quadratmeter.
Gärten und Park
Untersuchungen vom Büro „Geoinformatik Umweltplanung und Medien“ hat vor allem für den östlichen Bereich, derzeit ein kaum zugängliches Gelände mit Schrebergärten, zahlreiche Tierarten gesichtet, darunter 33 Vogelarten wie die seltenen Grünspechte und Gartenrohrschwänze, Fledermäuse und Zauneidechsen entdeckt. „Diese wertvollen Flächen müssen geschützt werden“, lautet sein Fazit. Hier sollen nach Auskunft des Stadtplaners Folkert Rüttinger 28 bis 30 wohnortnahe Freizeitgärten entstehen.
Das westliche Areal hingegen ist bereits eine aufgeräumte Grasfläche mit vereinzelten Bäumen. Hier soll nach Rüttingers Vorstellung der Grünstreifen, der im Quellenpark Wohn- und Gewerbegebiet abgrenzen soll, im südlichen Teil verbreitert werden.
So könnte der Fuß- und Radweg, der aus Richtung Dortelweil hierher führt, einen Schlenker über diese Fläche machen, um hier eine Art Park zu schaffen und andere Teile des Grüngürtels in ihrem jetzigen Zustand belassen zu können. Die Flächen befinden sich jetzt noch zum großen Teil in privatem Besitz. Doch Hoffnungen darauf, hier noch bauen zu dürfen, könnten sich die Anwohner laut Bauamtsleiter Erik Schächer unter den jetzigen Bedingungen ohnehin nicht machen.