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Wort zum Sonntag: Es schmerzt

Eckart Dautenheimer
Eckart Dautenheimer

Mit ihrer Freundin sitzt sie am Tisch. Vor ihr brennt eine Kerze. Der Schein beleuchtet ein Bild ihres Mannes. Er lacht. Es war an seinem letzten Geburtstag. Jetzt ist sein Stuhl leer. Mit Tränen in den Augen schaut sie ihre Freundin an und sagt: „Er ist viel zu früh gestorben. Wir hatten noch so viel geplant. Warum musste er nur sterben? Es schmerzt, wie er fehlt. Die Lücke, die er gerissen hat. Aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass er von seinem Leiden erlöst wurde. Trotzdem schmerzt es mich.“

Viele Menschen stehen am Toten- und Ewigkeitssonntag an den Gräbern von Menschen, die sie geliebt haben, und deren Tod sie schmerzt. So wie die Herbsttage dunkel sind und die Natur stirbt, so erinnert uns das zu Ende gehende Jahr, dass jedes Leben zu Ende gehen wird. Wir hängen unseren Erinnerungen nach an die Zeit, als er oder sie noch mit uns gelacht, gefeiert oder geweint hat. Wir wünschen uns, dass das Glück doch noch einmal zurückkommen möge. Am besten noch einmal beginnen, Fehler, die passiert sind, vermeiden. Und das eine oder andere wieder gut machen. Doch die Grenze, die gezogen wurde, ist unbarmherzig und wir müssen akzeptieren, dass es damit vorbei ist.

Im Gottesdienst am Sonntag werden die Namen der Verstorbenen verlesen. Die Verstorbenen des zurückliegenden Jahres, die nun nicht mehr zu unserem Leben gehören. Für jede Tote, für jeden Toten wird eine Kerze angezündet, die die Angehörigen nach Hause mitnehmen können. Noch einmal leuchtet also ein Licht für die Toten. Noch einmal, ein letztes Mal, wird ihr Name in der Kirche genannt. Dann überlassen wir sie endgültig der Totenruhe und der Ewigkeit.

Irgendwann einmal wird auch mein Name dabei sein. Irgendwann werde auch ich den Lebenden vorausgegangen sein auf die andere Seite des Lebens und meine Gebeine werden ruhen. Dann aber will ich in der Hoffnung begraben sein, wie sie auf einem alten Grabstein zu lesen ist: Hier ruht in Erwartung einer fröhlichen Auferstehung.

Sie schauen sich stumm an. Dann umarmen sie sich lange und innig. Tränen fließen und lösen den Schmerz. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen sie sich aus ihrer Umarmung und sie sagt aus tiefem Herzen: „Danke!“

Eckart Dautenheimer

ev. Pfarrer in Karben