Und immer und immer wieder wird die Frage gestellt: Wo ist Gott? Wo kann ich ihn in dieser Welt finden? Dazu habe ich eine schöne Geschichte gelesen:
Es war einmal ein Mann namens Nasruddin. Er ging hin und her über die Grenze, an verschiedenen Zollstellen, einmal auf einem Esel, einmal auch mit zweien oder dreien. Auf den Eseln transportierte er große Lasten Stroh. Die Zöllner wussten, dass er ein Schmuggler war und so durchsuchten sie ihn immer wieder, stachen mit Stöcken in die Strohballen und manchmal verbrannten sie das Stroh und suchten in der Asche nach dem, was er schmuggelte. Aber sie fanden nichts und Nasruddin wurde reicher und reicher. Schließlich wurde er alt, zog in ein anderes Land und setzte sich zur Ruhe. Dort begegnete ihm einer der früheren Grenzwächter und fragte: „Nasruddin, jetzt könnt ihr es mir ja sagen. Was habt ihr geschmuggelt, das wir nie gefunden haben?“ Nasruddin lächelte und antwortete: „Esel!“
Wo ist Gott? Er ist vor aller Augen. Jesus sagt an einer Stelle der Bergpredigt (Mt. 6,28): „Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen.“ Und er bezieht dieses „selbstverständliche“ Wachsen und Blühen auf Gottes Tun auch an uns Menschen. Haben wir Augen für Gottes Fürsorge in unserem Leben? Ja, das Leben ist tagtäglich ein Geschenk. Das in den kleinen wie großen Dingen wahrzunehmen, macht dankbar und verändert die Ausgangsfrage „Wo ist Gott?“ in die Frage: „Wofür kann ich heute Gott dankbar sein und worüber mich freuen?“
Matthias Gärtner,
Pfarrer in Dortelweil