Veröffentlicht am

Kunstwerk zerstört

Zwei Meter hohe Flasche aus dem Fundament gerissen und in die Nidda geworfen

Günter Hinkel und Norbert Kröger zeigen die beschädigte Perlenwasserflasche „Kunst trifft Genuss“, die verbogene Stahlkonstruktion Foto: Fauerbach
Günter Hinkel und Norbert Kröger zeigen die beschädigte Perlenwasserflasche „Kunst trifft Genuss“, die verbogene Stahlkonstruktion Foto: Fauerbach

700 Euro beträgt der Materialwert, doch der Wert, den die riesigen Perlenwasserflaschen am Nidda-Ufer für den Bad Vilbeler Kunstverein haben, ist ungleich höher. Nun wurde eine solche Flasche von Vandalen beschädigt. Trotz großen Zorns geben sich Künstler und die Firma Hassia nicht geschlagen und planen den Wiederaufbau.

Bad Vilbel. Unbekannte Vandalen haben eine von Norbert Kröger fantasievoll gestaltete Perlenwasserflasche beschädigt und mit roher Gewalt aus der Verankerung gerissen. Ein Bürger hatte das zerstörte in der Nidda dümpelnde Kunstwerk entdeckt und der Polizei gemeldet.

Die Flasche wurde mit Gewalt aus der Verankerung gerissen, die Stahlkonstruktion dabei verbogen und die Flasche die Böschung hinab geworfen. Zusätzlich haben die Vandalen, die im gelben Farbton bemalte und mit surrealistischen Motiven gestaltete Perlenwasserflasche „Kunst trifft Genuss“ rundum zerkratzt. Zur Standsicherheit sind die Riesenflaschen in einem 1,5 Tonnen schweren Beton-Fundament verankert und teilweise, wie die von Norbert Kröger, zusätzlich in eine Stahlkonstruktion eingeschraubt.

Die Flasche stand am Nidda-Radweg neben den beiden überdimensionalen Kunst-Stühlen. Sie gehört zur Serie der 20 kleineren Flaschen mit einer Höhe von 2,25 Metern und einem Gewicht von etwa 35 Kilogramm. Der reine Materialwert betrage rund 700 Euro. Die zehn größeren Flaschen sind drei Meter hoch, rund 70 Kilogramm schwer und haben einen Materialwert von 1400 Euro. Die kreative Leistung der Künstler, ihre Zeit und Farben sind dabei nicht berücksichtigt. Die Flasche ist eine von bisher 30 von Künstlern und Schülern gestalteten Wasserflaschen, die zerstreut im Stadtgebiet aufgestellt wurden. Die Aktion hat der Kunstverein auf Anregung von Herta-Maria Reitz anlässlich des 20-jährigen Vereinsbestehens kreiert.

Hängengeblieben

Mitarbeiter von Hassia holten die Flasche aus der Nidda. „Wir hatten Glück im Unglück. Normalerweise wäre die Flasche von der Strömung flussabwärts getrieben worden und im Main gelandet“, sagt Günter Hinkel. Hassia hatte vor 26 Jahren, 1989 anlässlich des 125-jährigen Firmenbestehens, als ersten Schritt der Nidda-Renaturierung Dämme, die dem Schutz des Flusses dienen, errichtet. In einer sogenannten Buhne blieb die Perlenwasserflasche hängen und konnte so geborgen werden. Hassia-Schlosser sicherten vorsorglich noch einmal alle Flaschen im Kur- und Burgpark ab.

Das Unternehmen, das das Projekt des Kunstvereins als Sponsor unterstützt, forderte beim Hersteller Ulrich Wiedemann von „Wiedemann Decoration“ in Lindau am Bodensee Material zur Reparatur an. Diese werden Mitarbeiter durchführen und Norbert Kröger wird versuchen, sein Kunstwerk neu zu bemalen. Alle äußern sich fassungslos über den zerstörrerischen Gewaltakt.

Bei dem Vandalismus handele es sich weder um einen dummen Jungenstreich noch um ein Kavaliersdelikt. Kurt Liebermeister erstattete Anzeige gegen Unbekannt und bittet Bürger, die etwas beobachtet haben, sich zu melden. Günter Hinkel berichtet, dass die „hessische Idee“ mit den Perlwasserflaschen bereits Wurzeln in Thüringen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern schlägt. Dort werden wie in Bad Vilbel die Flaschen von Künstlern und Schülern bemalt und im öffentlichen Raum aufgestellt.

„Alle sind von dieser Kunst im öffentlichen Raum begeistert“, berichtet Günter Hinkel. Die Flasche von Norbert Kröger wird in Kürze erneut am Nidda-Ufer aufgestellt, denn Vandalismus dürfe in Bad Vilbel keine Chance haben. (fau)