Der Karbener Literaturtreff befasste sich mit den beiden deutsch-sprachigen Autoren von Rang – Franz Kafka und Alfred Döblin – am Donnerstag im Kuhtelier.
Karben. Mit über 40 Literaturfreunden ist der Literatur-Treff im Kuhtelier Groß-Karben wieder gut besucht. Das in der Kunst des Zuhörens geübte Publikum lauscht aufmerksam den Ausführungen zu Leben und Werk von Alfred Döblin und Franz Kafka und ist äußerst spendabel mit Applaus zum jeweiligen Vortragsende. „Zwischenfragen sind an diesen Abenden durchaus erwünscht“, erklärt Fritz Böhner, dies komme aber selten vor. Auch an diesem Abend nicht.
Hans Kärcher und Dieter Körber haben den Abend organisiert, wobei Kärcher sich des Schriftstellers Alfred Döblin angenommen hat und Körber an Franz Kafka erinnert.
Beide Autoren sind Zeitgenossen, Döblin 1878 in Stettin geboren, Kafka 1883 in Prag. Beide stammen aus jüdischen und bürgerlichen Elternhäusern und üben einen Brotberuf aus; Döblin studiert Medizin und wird Arzt. Während des Ersten Weltkrieges ist er Militärarzt im Elsass. Kafka wird Jurist und arbeitet bei Versicherungsgesellschaften.
Beide Schriftsteller werden von den Karbener Organisatoren als „Säulen der literarischen Revolution 1910 bis 1925“ in die Literaturgeschichte eingeordnet und als Vertreter des literarischen Expressionismus vorgestellt. Ihre Werke seien, so Kärcher, ein Bruch mit der bürgerlichen Erzählweise etwa eines Heinrich Manns. Die Prosa gerade Döblins, so Kärcher, zeichne sich durch die Lebendigkeit einzelner Szenen aus, die wie in einer Traumfolge aneinander gereiht werden. Die expressionistische Sprache breche, entsprechend zur bildenden Kunst, die herrschenden Satz- und Erzählstrukturen auf.
Fritz Böhner liest mit Döblins „Das Krokodil“ eine seiner Meinung nach „ziemlich verworrene Geschichte“ vor, in der eine Frau als Krokodil beschrieben wird. Dieter Körber stellt „Die Verwandlung“ von Franz Kafka gegenüber, und hebt hervor, dass die Verwandlung Gregor Samsas in ein Insekt nicht erklärt oder gar aufgelöst werde, sondern als unumstößliche Tatsache passiert.
Von Kafka werden noch die Prosawerke „Brief an den Vater“, „Vor dem Gesetz“ und „Der Hungerkünstler“ vorgestellt. Kärcher präsentiert Ausschnitte aus Döblins „Wallenstein“, „Schicksalsreise“ und „Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende“. Barbara Metz erinnert an Döblins „Berlin Alexanderplatz“.
Für die musikalischen Intermezzi sorgen Nicola Piesch, Gesang und Ukulele, und Dieter Wierz am Klavier mit Filmmusiken wie „Nur nicht aus Liebe weinen“ und „Kann denn Liebe Sünde sein“, wobei das Publikum gerne beim Refrain mitsummt. (cwi)