Zwischen dem Gewerbegebiet Klein-Karben und der Ortslage rollen Autos und Kleinlaster illegal über einen Acker. Nun beratschlagen die Politiker aus dem Ortsbeirat: Wie kann das verhindert werden?
Karben. Kaum zwei Minuten vergehen, da rollt zum ersten Mal ein Doppellichtkegel um die Ecke. Die Fahrerin steuert den Mittelklassewagen nach links vom Schotterweg hinunter. Auf der zu einem festen Fahrweg gedrückten Spur geht es über den Acker von Landwirt Sebastian Mager gen Dortelweiler Straße. Dort blockiert gerade eine Gruppe Menschen den Weg. Vorsichtig fährt die Frau an ihnen vorbei.
Die Gruppe an diesem frühen Mittwochabend sind Mitglieder des Ortsbeirats Klein-Karben und interessierte Bürger. Sie beratschlagen, wie der Verkehr auf dem Schleichweg gestoppt werden kann. Der ist für viele Fahrer allzu verlockend.
„Hier wird immer dann gefahren, wenn der Rückstau von der Homburger Straße bis in die Rendeler Straße reicht“, weiß Anwohner Hans-Jürgen Seemann. „Dann biegen die Leute links ab in die Rathausstraße und fahren hier durch.“ Weil die Dortelweiler Straße kurz vorm Gewerbegebiet jedoch gesperrt ist, geht es über den Schotterweg hinterm Obst- und Gartenbauverein entlang bis zur Dieselstraße am Wertstoffhof.
Autos falsch verdrängt
Dem Pendlerstrom folgend ist der Schleichweg morgens in westlicher Richtung stark frequentiert, nachmittags gen Osten. Neu ist das Phänomen nicht – seine Auswüchse aber sind zuletzt enorm angewachsen. Die Stadt hat den Schotterweg extra nicht mehr hergerichtet. Die tiefen Schlaglöcher sollen die Autofahrer fernhalten. Das tun sie auch. Bloß nicht wie gewünscht.
Denn als erstes nutzten die illegalen Fahrzeug-Lenker den gerade neu entstandenen Niddaradweg. Schon das machte Ortsvorsteher Reinhard Wortmann (CDU) fassungslos. Die Stadt reagierte schnell, blockierte die Durchfahrt mit einem Findling,
Daraufhin suchten sich die Autofahrer eine noch dreistere Lösung: Um die Schlaglöcher zu umfahren, rollen sie seit Wochen skrupellos über den Acker von Biolandwirt Mager.
„Der Boden ist noch zu hart von den vielen Wochen Trockenheit“, sagt Mager. Aber sobald der Acker durch mehr Regen endlich aufweicht, will der Bauer den illegalen Weg umpflügen – und zwar so effektiv, dass sich auch kein Geländewagenfahrer mehr hindurch traut.
Womit das Problem noch nicht gelöst sei, weiß Reinhard Wortmann. „Sollten wir einfach die Dortelweiler Straße wieder öffnen?“ Mit seinem Vorschlag stößt er auf Widerstand. „Das lockt zu viel Verkehr an“, warnt Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU).
Anwohner Seemann sieht das skeptisch. „Die Abkürzung ist viel zu verlockend, die Leute sparen ja 15 bis 20 Minuten.“ Große, massive Eisenpoller schlägt er als Straßensperren vor. Da winkt der Ortsvorsteher ab: „Das hatten wir alles schon, es hat sich nicht bewährt.“ Die Poller wurden rausgerissen. Ebenso sieht es Thomas Bier, der ehemalige Stadtbrandinspektor: „Nur eine bauliche Lösung hilft.“
Christian Neuwirth (CDU) schlägt vor, den über die Jahre breit ausgefahrenen Schleichweg wieder auf die ursprünglichen drei Meter Breite zurückzubauen. Außerdem solle eine 20 Zentimeter hohe Schwelle entstehen, die Traktoren und Lastwagen der Feuerwehr überfahren könnten, nicht aber Autos. „Die würden hängen bleiben.“
Diese Idee stößt auf allgemeine Zustimmung. Stadtrat Otmar Stein will den Wunsch nun den Fachleuten im Rathaus vortragen. Das könnte zumindest die Probleme wieder reduzieren, hofft Ortsvorsteher Wortmann. „Am wichtigsten ist, dass nicht mehr übers Feld gefahren wird.“ Schon wieder biegt in dem Moment ein Auto auf den Acker-Fahrstreifen ein. Es ist der zwölfte Wagen während der Ortsbegehung. (den)