Indirekt fördert die Stadt Karben künftig den Bau kleinerer Wohnungen. Dafür hat das Stadtparlament die Stellplatzvorgaben verfeinert. Wer große Wohnungen baut, muss mehr Stellplätze vorweisen. Nutznießer dürften Investoren sein, die Mehrfamilienhäuser bauen. Das ist besonders fürs Stadtzentrum für die nächsten Jahre geplant.
Karben. Wer abends und nachts durch Karbener Anwohnerstraßen kurvt, für den ist das Problem augenscheinlich: Dicht an dicht parken überall an den Fahrbahnrändern die Autos. Deren Anzahl hat die der privaten Stellplätze schon lange und weit überschritten.
Andererseits drängen immer mehr Menschen in die Stadt. Die Nachfrage besonders nach kleineren Wohnungen ist im Stadtzentrum hoch. Bloß sind die nicht selten recht teuer – unter anderem, weil die Bauherren reichlich Parkplätze vorweisen müssen. Doch auch sonst sind Baugebiete sofort voll, kaum dass sie aufgelegt wurden. Hier ist der Trend oft gegenläufig: Größere Einfamilienhäuser mit gern etwas mehr Wohnfläche sind gefragt. Mindestens zwei, nicht selten drei Autos parken später neben und vor diesen Anwesen.
So sind es gleich mehrere Probleme, die die Stadtpolitik lösen muss. Dafür haben die Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung die Stellplatz-Vorgaben für Neubauten weiter verfeinert. Lediglich die Grünen stimmen dagegen.
„Wir können es nicht immer jedem Recht machen“, räumt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ein. Doch besonders den Bau von kleineren, günstigeren Wohnungen will die Stadt mit den veränderten Vorgaben fördern. Denn der Bau von Stellplätzen ist einer jener der Faktoren, die die Baukosten in die Höhe treiben.
Wobei dadurch das längst existente Parkplatzproblem nicht weiter angeheizt werden soll. Im Gegenteil: Wer besonders große Wohnungen baut – mit Wohnflächen jenseits von 140 Quadratmetern –, der muss künftig mehr Parkplatzfläche für Autos dazu bauen. Lösen will die Stadt das, indem sie die Vorgaben für Wohngebäude grundlegend umstellt. Bisher waren pro Wohnung stets zwei Parkplätze Pflicht, bei Wohnungen bis 55 Quadratmeter lediglich einer.
Die Größe zählt
Künftig zählt allein die Größe der Wohnung: Bis 60 Quadratmeter muss ein Stellplatz her, danach für jeweils 80 Quadratmeter mehr ein weiterer. Tricksereien mit der Wohnfläche schließt die Stadt aus und legt eine Din-Norm als verbindliche Grundlage fest. Tricksereien will die Stadt auch bei neuen Gaststätten verhindern: Müssen diese bisher einen Stellplatz je acht Sitzplätze vorweisen, muss fortan ein Stellplatz auf nur sechs kommen – und zwar Sitz- genauso wie Stehplätze.
Strenger wird es auch für Gotteshäuser von überörtlicher Bedeutung: Für sie ist ein Auto-Stellplätze je fünf Besucherplätze nötig. Für die Übrigen, also örtliche Kirchen und religiöse Versammlungsstätten, bleibt es bei einem Stellplatz je zehn Besucherplätze.
Die Förderung kleiner Wohnungen genügt allerdings den Karbener Grünen nicht. Der Vorschlag des Bürgermeisters sei zwar „von der Tendenz her okay“, findet Grünen-Fraktionschef Rainer Knak. „Denn er erkennt an, dass wir es mit der Parkplatz-Problematik manchmal übertrieben haben.“ Sprich: Dass die Stadt in der Vergangenheit oft zu viel Parkraum gefordert habe. Das Parkplatz-Mantra wollen die Grünen noch weiter zurückschrauben: Im Umkreis von 800 Metern um den Bahnhof Groß-Karben sollen die Parkplatzvorgaben halbiert werden, beantragt die Öko-Partei. Als Idee hatte das auch schon der Fachdienst Bauen aus dem Rathaus in die Diskussion eingebracht.
Im näheren Umfeld des Bahnhofs seien die Anwohner weniger auf Autos angewiesen, erinnert Rainer Knak. Familien hätten hier oft nicht zwei, sondern nur noch ein Auto, weil ein Familienmitglied als Pendler oft die S-Bahn nutze.
„Das hilft uns nicht weiter“, lehnt CDU-Fraktionschef Mario Beck den Vorstoß ab. „Nur weil jemand regelmäßig mit der S-Bahn fährt, heißt es ja nicht, dass er kein Auto hat.“ Das benötige erst recht einen Stellplatz. Auch sei die metergenaue Grenze schwer zu definieren – und erst recht sei Bürgern nicht zu erklären, warum für einen die vereinfachten Regeln gelten, für seinen Nachbarn aber nicht. „Wir sollten keinen Weichmacher einfügen – besonders, wenn er so schwierig zu definieren ist.“
Die Idee des 800-Meter-Radius’ findet auch SPD-Fraktionschef Thomas Görlich gut. Aber er stimmt den CDU-Argumenten zu. „Die Praxis zeigt, dass eine Satzung möglichst konkret gefasst sein muss.“ Außerdem, erinnert Bürgermeister Rahn, könne die Stadt „in begründeten Einzelfällen“ immer noch von den Forderungen abweichen. Und den Beschluss darüber fälle dann jeweils das Parlament. (den)
Neu in der soeben beschlossenen Satzung ist eine Vorgabe für Fitnesscenter, die einen Stellplatz je 30 Quadratmeter Sportfläche nachweisen müssen. Reduziert hat die Stadt dagegen die Erfordernisse bei Tennisplätzen und Altenheimen.