Eltern auf dem Heilsberg und in der Kernstadt sind unzufrieden, weil für ihren Nachwuchs nicht genügend Plätze in der Nachmittagsbetreuung zur Verfügung stehen. Ob eine neue Initiative aber Gleiches erreichen kann wie die Initiative ERS plus, muss sich zeigen.
Bad Vilbel. Man kommt sich vor wie in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Nur ist es keine Komödie, sondern traurige Realität, was sich Jahr für Jahr in Bad Vilbel abspielt. „Rund 20 Familien sind betroffen“, schätzt Meike Dreyer, die gemeinsam mit Timo Wenderling das Problem beschreibt.
Schon wieder stehen nicht ausreichend Kapazitäten zur Verfügung, um alle Kinder in der Nachmittagsbetreuung der Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg unterzubringen. Und das, obwohl die Eltern bereits zwei räumliche Erweiterungen direkt an der Schule erreicht haben. So wurde die Hausmeisterwohnung umgebaut, auch ein weiterer Raum wird der Betreuung zugeschlagen.
Reicht aber immer noch nicht. Denn die Kinder gehen eben für vier Jahre zur Betreuung, erst dann können neue aufgenommen werden. Also bräuchte man rechnerisch vier dieser Initiativen, die im jährlichen Wechsel neue Kinder aufnehmen können.
Doch schon für Nummer zwei, die „ERS-Betreuungsinitiative 2020“ wird es schwierig. Der Name ist Programm: Die Eltern wollen die Betreuung ihrer nach den Sommerferien in die Schule gehenden Kinder bis nach der Grundschule im Jahr 2020 ermöglichen. „Das Wo ist die große Frage“, schildert die 37-jährige Mutter das Problem. Sie und Mitstreiter halten das Spielhaus am Ende des Berkersheimer Weges für geeignet.
Dort bietet die Stadt unter Leitung von Jutta Volpert dienstags bis freitags kreative Angebote an, die aber nicht als schulische Nachmittagsbetreuung verstanden werden können. Die Initiative will Volpert gar nicht vom Standort vertreiben. Denn der erste Stock des Hauses stehe leer. „Es ist bereits ein Haus für Kinder, mit einem großen Spielplatz. Umbauten wären nicht nötig“, ist der 35-jährige Timo Wenderling begeistert. Um die Räume voll auszulasten, sind die beiden auch mit der Saalburgschule in Kontakt getreten. Auch hier gebe es nicht genügend Plätze für alle Kinder. Und da das Spielhaus etwa in der Mitte zwischen beiden Schulen liegt, könnten hier zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Doch die Stadt sehe das anders, berichtet Dreyer etwas resigniert. „Zum einen behauptet man, dass es gar kein großes Betreuungsdefizit gebe. Und zum anderen sei der Weg für die Kinder von der Schule zum Spielhaus zu weit.“ Das Betreuungsdefizit sei aber sehr wohl real. Und zum anderen sei es wohl eher die Sache der Eltern, zu entscheiden, ob ein Weg angemessen oder zu weit ist. Selbst wenn die Kleinen einen gewissen Weg zurücklegen müssten, sei dies allemal besser, als deswegen den Job zu verlieren oder aufgeben zu müssen und so die ganze Existenz der Familie zu gefährden, klagt die alleinerziehende Mutter Dreyer.
Schulen sind gefragt
Das sieht Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) etwas anders: „Wir können die Sorgen und Nöte der Eltern sehr gut verstehen, bemühen uns auch um Lösungen, stehen allen Ideen gegenüber offen und sind zu Gesprächen bereit.“ Das Spielhaus stehe aber vermutlich nicht zur Verfügung, Verhandlungen über die Zukunft seien im Gange, stünden aber noch ganz am Anfang, so dass sie noch nicht mehr dazu sagen wolle.
Die Betreuung sei nicht Aufgabe der Stadt, sondern von Kreis und Land zu bewerkstelligen. Freund-Hahn setze auf den „Pakt für den Nachmittag“. Doch dafür müssten nun auch die Schulleitungen „in die Puschen kommen“ und sich um dieses Programm bemühen. Hätte die Stadt Räumlichkeiten für eine Betreuung über, könne man auch gerne darüber reden. „Doch ich wüsste nicht, wo das sein soll“, sagt Freund-Hahn bedauernd. (kop)
Die neue Initiative sucht Ideen, Sponsoren und Informationen von Eltern, die ebenfalls betroffen sind. Erreichbar ist sie per E-Mail betreuung-ers2020@gmx.de.