Segmüller, China, „Silicon Vilbel“: Noch immer herrscht großes Rätselraten darüber, wer künftig einen Großteil des Gewerbeareals im Bad Vilbeler Quellenpark in Anspruch nehmen wird. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschieden aus dem Rennen ist allerdings ein ganz anderer Anbieter: Die Fleischerei Wilhelm Brandenburg, seit dem Jahr 1986 eine Tochter der Rewe-Gruppe.
Bad Vilbel. Gespräche zwischen dem Unternehmen und der Stadtverwaltung hat es gegeben, schildert Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Als konkrete Verhandlung will er die Treffen allerdings nicht verstanden wissen. Doch die Fleischerei hatte wohl schon einigermaßen konkrete Absichten, auch wenn die Presseabteilung des Unternehmens eine diesbezügliche Anfrage flach retourniert: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Spekulationen über eine etwaige Verlagerung unseres Standortes nicht kommentieren möchten“, antwortet Gül Kocak, Projektassistentin der Geschäftsleitung des Unternehmens mit Niederlassungen in Frankfurt-Fechenheim (dort sitzt auch die Verwaltung), Dreieich, Netphen/Siegerland und in Timmendorfer Strand/Schleswig-Holstein. Doch dann meldete sich schließlich doch noch einmal das Unternehmen zu Wort. So hieß es dazu, dass man sich mit vielen Kommunen in der Rhein-Main-Region in Gesprächen befände, um für das Industrieunternehmen Gewerbe- und Industrieflächen und somit Entwicklungspotenziale für die nächsten fünf bis zehn Jahre ausloten zu können.
Von konkreten Absichten war dabei aber nichts zu hören. Nach Informationen dieser Zeitung plant das Unternehmen eine Zusammenlegung von Standorten. Deswegen solle es einen größeren Neubau an neuem Standort geben. In Verhandlungen darüber habe sich das Unternehmen mit verschiedenen Städten in der Region befunden. Erst spät sei der Quellenpark in Bad Vilbel ins Gespräch gekommen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 600 Millionen Euro und 1700 Mitarbeiter.
Für Bad Vilbel wären jährlich mindestens drei Millionen Euro an Gewerbesteuer zu erwarten, hinzu käme eine vierstellige Anzahl an Mitarbeitern, schätzt der in das Geschehen Eingeweihte anhand der existierenden Betriebszahlen. Die Investitionssumme in die neue Niederlassung liege bei etwa 250 Millionen Euro, heißt es weiter.
Allerdings würde das Unternehmen auch rund 15 Hektar Fläche, also rund 15 000 Quadratmeter benötigen. Das entspricht in etwa dem, was im Quellenpark noch für Gewerbe zur Verfügung steht – inklusive der immer noch für das Möbelhaus Segmüller vorgehaltener Fläche. Hier wartet die Stadt im September noch immer auf eine gerichtliche Entscheidung zur Maximalgröße des innenstadtrelevanten Sortiments.
Auf rechte Gegenliebe scheint Brandenburg aber bei der Quellenstadt nicht gestoßen zu sein. So deutet Stöhr an, dass ein Fleischwarenbetrieb nicht wirklich zur angestrebten Zielgruppe der Ansiedlungskandidaten gehöre.
Außerdem habe die Stadt den Quellenpark aufwendig kanalisiert, mit Straßen und anderen Versorgungsleitungen ausgestattet. Diese würden durch die große Produktionshalle dann aber gar nicht benötigt. Stöhr „rechnet nicht damit“, dass die Verhandlungen ein gutes Ende nehmen, sagt er über den Verlauf der Verhandlungen.