Karben. Das hat Stil, britischen Stil: „Absolutely British“ hat die Stadtkapelle mit ihrem dritten „Konzert in der Kirche“ am Samstagnachmittag die Besucher in der voll besetzten St.-Bonifatius-Kirche Liebhaber von Blasmusik und der königlichen Insel mehr als eindreiviertel Stunden lang verwöhnt. Die über 50 Bläser und Percussionisten unter der Leitung von Claus Carsten Behrendt boten ein vielseitiges Programm. „Sie werden Werke aus verschiedenen Epochen und mit unterschiedlichen Stilrichtungen hören, die von britischen Komponisten geschaffen, der britischen Volksmusik nachempfunden oder in Britannien entstanden sind“, kündigte Moderator und Stadtkapellen-Vorsitzender Stefan Mayerhofer an.
Bereits beim ersten Vortrag – vier Sätze aus Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ – bestätigte es sich, dass die Musiker bei der Auswahl des Konzerthauses die richtige Wahl getroffen hatten. Die von Behrendt und seinem Orchester fein herausgearbeiteten Nuancen der Händel-Komposition aus dem Jahr 1717 kamen wohlklingend, wirkungsvoll und prägnant herüber – und in der Lautstärke perfekt ausgewogen. „Händels zweite Heimat war England, wo er im Auftrag des Hofes zahlreiche Werke komponierte“, erfuhren die Zuhörer. Das erklärte den Zusammenhang zwischen dem großen deutschen Komponisten und dem „absolut britischen“ Konzert in Karben. Bei der folgenden Volksweise keltischen Ursprungs, den „Greensleeves“, stellte die Kapelle die Gründe unter Beweis, warum sie aus dem Kulturleben der Stadt mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. „Die traditionelle Musik keltischen Ursprungs klingt oft sehr einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr komplex“, erfuhren die Zuhörer in der Ankündigung. „Das eigentliche Geheimnis liegt aber im Gefühl.“ Mit diesem Gefühl wussten die Konzertanten hervorragend umzugehen: Zart, sanft und auch melancholisch erzählten sie mit Hilfe ihrer Instrumente die Geschichte des traurigen Liebhabers, der sein Wehklagen nicht mehr verheimlichen will.
Über keltische Flötenmusik (gespielt von Svenja Tobisch und Angelina Nölker auf der Querflöte) und musikalische Bilder von den Figuren aus der Artussage wurde schließlich der Weg in die musikalische Neuzeit angetreten. Da durfte Andrew Lloyd Webber mit seinem „Don’t cry for me Argentina“ oder dem Musical „Cats“ natürlich nicht fehlen. Damit die Spannung ihrem Höhepunkt zusteuern durfte, gab es noch die Titelmelodie aus den berühmten „Miss Marple“-Filmen.
Schlusspunkt waren schließlich James-Bond-Filmmusiken, von denen vor allem die Trompete aus „Goldfinger“ Weltruhm erlangte. Das Kompliment der Zuhörer, die sich mit großem Applaus bedankten, gab Dirigent Behrendt an sein Orchester weiter: „Ich freue mich, mit Musikern zusammenarbeiten zu dürfen, die auf solch hohem Niveau in allen Stilrichtungen zu Hause sind.“ (edy)