Karben. „Es ist an der Zeit, die kirchliche Stiftungskultur neu zu beleben.“ Mit einem klaren Appell stellt sich der Wetterauer Probst Klaus Eibach hinter das Vorhaben der Petterweiler, ihre Kranken-Stiftung wiederzubeleben, die Pfarrer Heinrich Christian Flick (1790 bis 1869) am 11. April 1866 ins Leben rief. Eine Ausstellung über die Flick-Stiftung und die Stiftungskultur in Deutschland sollte am Wochenende in Petterweil für Engagement in guter Sache werben.
30 Tafeln über verschiedene Stiftungen wurden dazu im evangelischen Gemeindehaus präsentiert. Im Mittelpunkt stand dabei die Armen-Kranken-Stiftung für Petterweil. Als Flick sie gründete, betrug das Stiftungskapital 500 Gulden. Die Stiftung, die seit 1972 brach lag und nun wieder aktiviert wurde, weist derzeit ein Stiftungsvermögen von 32 000 Euro aus. Das berichtet Horst Preißer, Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Die Zielgruppe sind arme Kranke zu Petterweil, denen „je nach Bedürfnis Linderung ihrer Leiden und Erquickung zuteil werden soll, durch menschliche Zuwendung, Obdach, Lager, Heizung, Nahrung und Pflege“, wie es in den Statuten von 1866 heißt. Über Pfarrer Flick und seine Zeit referiert der Vorsitzende des Karbener Geschichtsvereins, Claus-Dieter Herzfeldt. Er erklärt, dass der in Petterweil geborene Flick in Gießen Theologie studierte und ab 19. Oktober 1812 Pfarrer in Petterweil war.
Über die Wiederaufnahme der Stiftung von Pfarrer Flick berichtet Probst Eibach: „Wenn sie ihren Auftrag erfüllt, verändere sie die Welt“, zitierte er Carl Friedrich von Weizsäcker. Für ihre Aufgaben stellten die Kirchenmitglieder per Kirchensteuer, Kollekten und Spenden Geld zur Verfügung. Doch wüchsen die Finanzmittel nicht mit den Aufgaben, die die heutige Zeit einer Kirche stelle. Kirchliche Geschichte und Entwicklung sei ohne Stiftungen nicht denkbar. „In Deutschland gab es im Mittelalter die ersten kirchlichen Stiftungen.“ Mit deren Hilfe entstanden Spitäler und Waisenhäuser, erinnert Rüdiger Bieber, Beauftragter des Referates Fundraising der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau. (gia)