In diesen Wochen ist es in vielen Gemeinden so weit: Jugendliche bestätigen und bekräftigen ihren Glauben – das bedeutet schließlich das lateinische Wort „confirmare“. Sie bekennen sich zu Gott und zu ihrer Taufe, die in der Regel ihre Eltern und Paten nach ihrer Geburt entschieden hatten. Auch bei uns ist das so, und es ist toll, wenn die Konfirmation zu einem richtig großen Fest von Gemeinde und Familie wird!
Eines ist die Konfirmation heute längst nicht mehr: Die kirchliche Feier und Gestaltung eines Lebenswendepunktes. Die Jugendlichen verlassen nicht mehr mit 14 Jahren die Schule, um dann als Erwachsene in die Arbeitswelt aufgenommen zu werden. Und doch: Immer wieder gibt es noch diese überkommenen Erwachsenenrituale, vor allem beim Thema Alkohol werden sie nicht selten auch von den Eltern gefördert. Nach dem Motto „Jetzt darfst du“ ist der Zugang freigegeben – nur wozu? Zu einem Glas Sekt zum Anstoßen? Zu einem Wein beim Mittagessen? Zum kollektiven Besäufnis nach der Familienfeier?
Tatsächlich hat der „Konfirmandenrundgang“ auch in der Wetterau eine gut gepflegte Tradition. Für einige der Jugendlichen ist er nach eigenen Worten die Motivation für die Konfirmandenzeit überhaupt. Und erstaunlich viele Eltern spielen mit, wenn eine Gruppe von Jugendlichen vor der Tür steht und mit vermeintlicher Selbstverständlichkeit einen Schnaps einfordert…
Keine Frage: Jesus hat uns gezeigt, wie in vielen Facetten die Freude am Leben gottgewollt ist. Er hat sich zum Essen einladen lassen, hat sich mit kostbarem Salböl pflegen lassen, hat bei einer Hochzeitsfeier aus Wasser Wein gemacht und er war gewiss nicht zufällig als „Fresser und Säufer“ bekannt, ganz im Unterschied zum asketischen Johannes dem Täufer. Und auch ich genieße sehr einen Wein zum Essen oder am Abend oder einen gut gemixten Cocktail!
Sie ahnen aber zu Recht das „Aber“: Auch der angemessene Umgang mit Alkohol will gelernt werden – und das geht nicht mit einer Hau-Ruck-Aktion an einem Tag. Gerade diese gezielten Besäufnisse sind heute ein allgemein verbreitetes Problem einer wachsenden Gruppe von Jugendlichen. Komasaufen, Flatrate-Rausch, Trinken bis der Arzt kommt – all das ist leider eine Realität und Jugendforscher haben wahrgenommen, dass das Konfirmationsdatum ein verbreiteter erster Anlass dafür ist.
Wir sind als Eltern, als Gemeinden, aber auch als jugendliche Konfirmanden selbst aufgerufen, dem Bekenntnis zu Gott auch Taten folgen zu lassen, die diesem Gottvertrauen entsprechen. Ein Konfirmandenrundgang mit Besäufnis tut dies nicht, weil er nicht der Fülle des Lebens dient, sondern das Leben auf einen Rausch reduziert. Und hoffentlich leben wir als Erwachsene selbst einen kontrollierten Umgang mit Alkohol und anderen Suchtmitteln vor.
Ich wünsche uns in unseren evangelischen Gemeinden erlebnisreiche Konfirmationstage, die für alle auch mit vollem Bewusstsein enden!
Pfarrer Klaus Neumeier,evangelische Christuskirchengemeinde Bad Vilbel