Bad Vilbel. Was haben die silberne Beschichtung von CDs, Flachbildschirme von Computern, wärmegedämmte Fenster und Solarzellen gemeinsam? Ihre Beschichtung basiert auf Verfahren, mit denen sich das Dortelweiler Unternehmen SenVac Thin Film Technologies im Weltmarkt eine herausragende Stellung erobert hat und mit einigen Produkten sogar zu den Weltmarktführer zählt.
Das seit 2005 in Bad Vilbel beheimatete Unternehmen mit 15 Mitarbeitern entwickelt und produziert Beschichtungsmaterialien, mit denen die Kunden sie per Vakuumtechnologie auf Oberflächen wie etwa LCD-Monitoren und viele anderen Anwendungen abscheiden. In einer Vakuumanlage werden die Beschichtungsmaterialien durch ein unter Spannung gesetztes Plasma-Gas atomar zerstäubt und als Schicht auf Oberflächen aufgetragen, erläutert Geschäftsführer Dieter Wurczinger. So werden beispielsweise transparente Elektroden auf koreanischen LCD-Monitore von Samsung oder LG Philips aufgetragen, die den Strom von den roten, gelben und grünen Bildpunkten ableiten. Dabei bleibt das Bildschirmglas völlig transparent. Zur Energieeinsparung werden Halogenlampen speziell beschichtet, spiegeln die Wärme zurück und sparen somit 50 Prozent Energie. Als Halbleiter, etwa für Flüssigkristallschirme oder Solarzellen, habe man Zinkoxid in Verbindung mit Aluminium weiterentwickelt, „ein Material, das der Renner ist im Moment“, schwärmt Wurczinger. 18 Tonnen davon habe SenVac davon im vergangenen Jahr weltweit verkauft. Die Firma entwickelt Werkstoffe und Verfahren. Die Produktion wird über Lohnaufträge extern durchgeführt. Besonders gefragt sei die Prozessberatung.
SenVac operiert im Bereich der Nanotechnologie mit Schichtdicken von 10 bis 100 Nanometern – ein Nanometer entspricht einem Milliardstel Meter, Menschenhaare sind ungefähr 50 000 bis 100 000 Nanometer dick.
Die Miniaturisierung soll auch der Solartechnik zum Massenerfolg verhelfen. So bestehen die herkömmlichen Solarzellen aus einer 0,2 Millimeter dicken Siliziumscheibe. SenVac liefert Verfahrenstechnik und Materialien für die Dünnschichtsolarzellen, die aus bis zu hundertfach dünneren sonnenempfindlichen Schichten bestehen, was die Produktionskosten der Solarzellen drastisch senkt.
Das Unternehmen zählt in seiner Marktnische zu den Global Playern. Viermal reist der Chef pro Jahr nach Korea und Japan, zweimal in die USA – und auf dem Tacho seines Autos stehen jährlich 50 000 Kilometer mehr drauf.
Gegründet wurde SenVac schon 1992 in Alsfeld. 2004 kam in Friedberg die Teilung in die Bereiche Anlagenbau und Vakuumtechnologie. 2005 zog es Wurczinger in die Brunnenstadt – nicht nur seiner Vilbeler Frau zuliebe. Ausschlaggebend sei die Flughafennähe gewesen, aber auch die Gewerbesteuer und das günstige Wirtschaftsklima. „Man kümmert sich, nimmt die Leute ernst“, lobt er. Kontakte nach Friedberg gibt es aber weiterhin zu den FH-Studenten. Seit 2004 hat sich der Umsatz von SenVac verdreifacht. Wurczinger sieht seine Firma als klassisches Start-up-Unternehmen im amerikanischen Sinne. „Null Subvention“ gebe es und er spüre „ständig den rauen Wind des Weltmarktes“.