Bad Vilbel. Einen sachverständigen Referenten zu den Themen Nahverkehr und hessische Landespolitik hatte die Massenheimer SPD zu ihrem Stammtisch im Ahrenshof eingeladen. Der jetzige OVAG-Vorstand und frühere Landrat Rolf Gnadl war aber auch der Überbringer einer schlechten Nachricht. Der ehemalige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des RMV meinte, dass mit dem Bau des 3. und 4. Gleises für die S-Bahn zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel realistischerweise wohl erst 2012 zu rechnen sei.
Hauptursache seien die Klagen und Proteste, die wegen der geplanten Bahnunterführung in Berkersheim geführt werden. Dort will die Bahn AG aus Kostengründen nur eine für die dann vier Gleise notwendige Unterführung bauen und einen anderen derzeit noch existierenden Übergang schließen. Dann müssten Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge vermehrt im Ortskern von Berkersheim verkehren. Dagegen haben Anwohner geklagt. Zudem lägen Klagen gegen die Baufeststellung vor, weil das bisherige Lärmschutzgutachten der Bahn nur auf einem Ausbau auf drei Gleise beruht.
Als Mitglied des Landesvorstandes der SPD Hessen war Rolf Gnadl zudem kompetenter Ansprechpartner für das zweite Thema des Abends. Er erläuterte, warum er bereits bei der Nominierung des Spitzenkandidaten 2006 für Andrea Ypsilanti und deren Wahlkampfkonzept votiert hatte. Es hat ihm Respekt abgerungen, als sie nach der verlorenen Wahl von 2003, „als sonst niemand dazu bereit war“, Verantwortung übernommen hat und die SPD unter ihrem Vorsitz wieder zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten in der Landespolitik wurde.
Als richtig habe sich im Wahlkampf die Schwerpunktsetzung mit den Bereichen Energiewende und dem Einsatz für eine andere Schulpolitik erwiesen. Die Abgeordnete Dagmar Metzger sei mit ihrer Weigerung die SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti nicht mit Duldung der Linken zur Ministerpräsidentin zu wählen, in den Parteigremien hart angegangen worden, bestätigte Gnadl. „Die anderen im Vorstand und der Partei haben auch ein Gewissen“, hielt er der Argumentation von Dagmar Metzger entgegen.
Auch zum Dortelweiler Schülerproblem bezog Rolf Gnadl Position. Demzufolge halte es die Verkehrsgesellschaft Oberhessen – und so auch die OVAG – als Auftraggeber zumutbar, dass die Schüler per S-Bahn statt mit dem Vilbus ins Schulzentrum fahren. (sam)