50 Zigaretten pro Tag habe ich geraucht und hunderte Male verzweifelt den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain zitiert, der behauptet hat, es gebe nichts einfacheres als mit dem Rauchen aufzuhören. Ihm gelänge das schließlich jeden Tag. Nachts höre er auf und morgens fange er wieder an.
Ein Raucher mit Esprit und Witz, dieser Mark Twain, ganz im Unterschied zu jenen humorlosen Gesellen, die glauben, sie müssten statt alte Kelten auf dem Glauberg auszugraben die Diktatur der Nichtraucher zelebrieren. Behaftet in solchen Wirrwarr brannten Rot und Grün im Stadtparlament ein Strohfeuer ab und wunderten sich, dass dabei jede Menge Rauch gen Himmel fuhr, mehr jedenfalls als bei der Liesel-Verfeuerung auf der Massenheimer Kerb. Mit anderen Worten: Es erhoben sich über dem Kulturforum, wo sie tagten, so dicke und pechschwarze Rauchschwaden, dass jeder Trottel begriff, ein Papst wird dort nicht gewählt, bestenfalls ein Oberjeck!
Gott sei Dank machte CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Josef Maetz die Treibjagd nicht mit, sondern sprach stattdessen große Worte: Er lasse sich, so erklärte der Politiker im Ton der Überzeugung, doch nicht zum Narren machen, anderen zu diktieren, wann und wo sie rauchen dürften. Davor kann man den Hut ziehen, wo Hinz und Kunz doch heute eilfertig gerne nach Verboten rufen, mitunter gar am Rechtsstaat herumfingern, um die Freiheit anderer auszuhebeln und sie da und dort aus den Dübeln reißen. Wann hört das auf, wenn das so weiter geht, und vor allem wie? Hier werden doch alle Wege weg von den „Sargnägeln“ mit den falschen Methoden geteert und den ohnehin durch die enormen Glimmstengelpreise schon arg drangsalierten Rauchern unerbittlich gegen die Lungen getreten. Manch einer scheint sich schon über den großen Teich schielend nach der (Tabak)Prohibition zu sehnen. Man muss aber nicht in die Ferne schweben und mental in das primitive Amerika abdriften, schon in den Wäldern des reichen Norwegens kann man sich durchaus die Kraft des Elches holen und mitansehen, wie hinterwäldlerisch Menschen andere Menschen an den Pranger stellen, sie aus Lokalen aussperren, sie wie Aussätzige vor die Türen verbannen, vor die Wirtshaus- und Cafétüren jagen – bei Regen, Wind und Kälte. Einsam wandert so eine Gesellschaft durch den Nebel und keiner sieht den anderen. Hesse? Nein, Analogien zur Geschichte kratzen da leise im Hirn, liest man dort auf Türen Schilder wie: „Raucher dürfen hier nicht speisen!“
Nichtraucherrechte gegen Raucherrechte? Krieg oder Frieden? Im 21. Jahrhundert, hätte man jedenfalls im 20. Jahrhundert gedacht, müsste es doch möglich sein, zwei Interessensgruppen auf vernünftige Weise miteinander befrieden zu können, statt konfliktlüstern wie anno dunnemals die ollen Kanonen aufzufahren, um die Sperlinge von den Hochspannungsdrähten abzuknallen, grad so als wäre man hier in Brüssel.
Horst Samson