Karben. Was für eine eindrucksvolle Zustimmung! 2993 Menschen unterstützen den Bau der Nordumgehung für Groß-Karben. Die Bürgerinitiative „Nordumgehung jetzt!“ (BI) übergab am Freitag ihre Unterschriftenliste zusammen mit einer zustimmenden Stellungnahme an Bürgermeister Roland Schulz (SPD). „Die BI hat den Ball so richtig ins Rollen gebracht“, dankt der Bürgermeister den rund 70 Aktiven. „Die Nordumgehung ist nun in absehbarer Nähe.“
Mit Stolz überreicht BI-Frontmann Harald Ruhl den Ordner an Schulz. „Die Befürworter stellen die weitaus überwiegende Mehrheit in der Bevölkerung dar“, erklärt Ruhl selbstbewusst. Denn zwei Drittel der Unterschriften stammten aus Groß-Karben – was bei insgesamt 4500 Einwohnern dem überwiegenden Teil der erwachsenen, wahlberechtigten Bevölkerung entspricht. Die dortige Ortsdurchfahrt soll von zwei Dritteln des bisherigen Verkehrs entlastet werden. Die Fahrzeuge aus Richtung Heldenbergen sowie Ilbenstadt und Burg-Gräfenrode sollen stattdessen über die zwölf Millionen Euro teure und 3,2 Kilometer lange Entlastungsstraße direkt zur B 3 auf Höhe des Berufsbildungswerkes bei Kloppenheim geführt werden. „Es ist wunderbar, wenn wir das voranbringen konnten“, sagt Harald Ruhl. Der Start der Initiative habe einen „Impuls in die Bevölkerung“ gebracht. „Vorher herrschte doch Lethargie, weil niemand mehr damit rechnete, dass das noch realisiert wird.“
Derzeit läuft für die Nordumgehung das Genehmigungsverfahren. Dabei konnten bis 6. März Einwendungen gemacht werden. Anschließend werden diese bei einem Erörterungstermin besprochen, danach die Pläne gegebenenfalls verändert. Dann kann Hessens Verkehrsminister das Baurecht erklären. Amtsinhaber Alois Rhiel (CDU) hofft auf einen Baubeginn „noch in diesem Jahrzehnt“.
Gegen das Vorhaben gibt es Widerstand von Grünen, Bund für Umwelt und Naturschutz sowie Anwohnern aus dem Norden Groß-Karbens. Diese haben sich in der Bürgerinitiative „Rettet die Nidda-Aue“ zusammengeschlossen, fürchten mehr Lärm, weil die neue Straße 80 bis 170 Meter von ihren Grundstücken entfernt vorbeiführen soll. „Wir wissen, dass es Beeinträchtigungen für wenige Anwohner geben wird“, sagt Harald Ruhl. „Aber in der Gesamtbalance sind die, die entlastet werden, deutlich in der Mehrzahl.“ Das sieht auch Bürgermeister Schulz so: Die Menschen in der Bahnhofstraße hätten keine 80 Meter Abstand zur Straße und keinen Lärmschutzwall. „Es wird etwas gemacht, um die Anwohner zu schützen“, sagt Stadtplaner Ekkehard Böing. Die Stadt versuche, allen Interessen gerecht zu werden, weshalb die neue Straße Flüsterasphalt bekomme und in einem Einschnitt verlaufe. „Davon können die Menschen in der Bahnhofstraße nur träumen.“
Die BI erinnert daran, dass sie viel Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung geleistet habe. (den)