Kein Fest gibt es heute zum 25. Geburtstag von Hitradio FFH, doch die 105 Mitarbeiter fühlen sich in der Quellenstadt wohl. Inzwischen werden drei Sender und 15 Web-Radios ausgestrahlt. FFH ist seit 24 Jahren Hessens Marktführer.
Bad Vilbel. Angefangen hat die FFH-Saga im Rödelheimer Gewerbegebiet, in der ehemaligen Tippex-Fabrik, erinnert sich Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth. Um genau 4.55 Uhr ging am 15. November 1989 das Mikrofon für Moderator Uwe Hackbarth auf, erster Song auf den Radiowellen war „Flying through the air“ (Flieg’ durch die Luft) von den Oliver Onions.
Damals waren die Privatradios in Bayern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg längst auf Sendung, als Hillmoth und drei andere Pioniere im April 1989 den Sender gründeten. Statt Funkhaus gab es eine Baracke, statt gläserne Transparenz wie jetzt in Bad Vilbel bloß Wände, „der Wind pfiff, wirbelte Sand auf“, erinnert sich Hillmoth. Und die Kantine war ein Rödelheimer Metzgerladen.
Minkels Trumpfkarte
„Weil wir spät dran waren, haben wir aber Fehler vermeiden können“, sagt der Chef. Statt eines wenig überlebensfähigen Lokalradios war ein landesweiter Sender geplant, 60 Mitarbeiter bereiteten ihn vor. Sechs Tage nach dem Mauerfall ging es los – und der von 50 Gesellschaftern, darunter Verlage und Verbänden getragene Privatsender warb passend dazu mit dem Werbeslogan „Wir kommen rüber!“
Das Motto wurde neun Jahre später wieder aktuell, als es den Radiomachern in Rödelheim zu eng wurde. Gerade hatte man den Oldie-Sender Harmony.fm gestartet, das Jugendprogramm Planet Radio sollte folgen. Im Umland ging es auf Standortsuche: Eschborn, Bad Homburg und Kronberg waren mit im Rennen. „Wir hatten bestimmte Vorstellungen, wie man ein Funkhaus baut“, so Hillmoth: viel Glas, Transparenz. „Wir wollten uns auf die Finger schauen lassen.“
Der damalige Erste Stadtrat Klaus Minkel (CDU) erinnert sich an einen Sommertag in den 1990er-Jahren, als er nicht weit von Kirchberg an der Jagst einen Berg hinaufradelte. Vor Schreck sei er fast vom Fahrrad gefallen, als er aus einem Pulk von Radlern mit „Grüß Gott, Herr Minkel“ begrüßt worden sei. Der FFH-Gründungsgeschäftsführer Gebhard Ohnesorge war auch dort unterwegs. Er fragte, ob die Stadt ein Grundstück habe. Minkel führte Ohnesorge zwei Grundstücke vor, die aber nicht den erhofften Beifall fanden. Also habe er seine Trumpf-Karte gezogen, die Fläche am Burgpark. Dort hatte er das Areal eigentlich für ein neues Rathaus zusammengekauft.
Knappere Erlöse
Ab März 2000 wurde dort gebaut, am 24. Juni 2001 um 14.14 Uhr startete der Sendebetrieb in Bad Vilbel. „Mit ,Music’ von Madonna“, erinnert sich Hillmoth. Innerhalb von 15 Sekunden war im laufenden Sendebetrieb von Rödelheim aus umgeschaltet worden. Einen Sendemast aber gibt es nicht, die Signale wandern per Telekom zum Ginnheimer Spargel und zum Feldberg.
Mittlerweile sind zehn Prozent der FFH-Mitarbeiter selbst zu Bad Vilbelern geworden, so wie Pressesprecher Dominik Kuhn aus Gronau. Oder Sportreporter Michael Maxen, der sich noch genau an seine erste Nacht in Bad Vilbel erinnert: „Das war nach der WM-Halbfinalniederlage 2006 mit 0:2 gegen Italien!“ Bei FFH lernte er auch seine Frau kennen, natürlich wieder beim Fußball. Sie hatte Tickets für das Spiel Deutschland-Bosnien gewonnen, er wollte unbedingt mit.
Inzwischen ist die zwei Monate alte Emma dazugekommen, kurz nach Maxens Dienstreise als WM-Reporter in Brasilien. Dem trauert er nicht nach: die Copacabana in Rio erfülle alle Klischees, „aber der Rest des Landes ist furchtbar verarmt“. Umso mehr genießt Maxen nach seiner Rückkehr die Kinderwagen-Spaziergänge an der Nidda.
Wirtschaftlich ist der Sender gerade in einer ruhigen Phase. Engagements in Tschechien und Polen wurden beendet, nur an „Sunshine Live“ in Baden-Württemberg ist man noch beteiligt. Die UKW-Frequenzen sind alle vergeben, lediglich um eine Frequenz von AFN auf dem Feldberg ringt FFH noch mit dem HR. Auch wenn auf dem FFH-Gelände noch Platz für Anbauten wäre, an Expansion denkt Hillmoth nicht. Zumal die Erlöse auf dem Werbemarkt immer knapper werden, von denen das Radio sechs bis sieben Prozent abzwacken kann, bei FFH zur Hälfte bundesweite und hessische Werbung. „Wir müssen schon kämpfen“, sagt Hillmoth – auch wenn immer noch 80 Prozent der Deutschen täglich das Radio einschalteten.
Während FFH gerade 25 geworden ist, sind seine Hörer, täglich 2,6 Millionen Hessen, älter geworden: 41 Jahre im Durchschnitt. Bis zwölf, dreizehn höre man Radio, dann komme ein Bruch, und sie kehrten mit 25 zurück, haben die Medienforscher ermittelt.
FFH bringt auch Prominenz in die Quellenstadt. US-Superstar Miley Cyrus und „Take That“ waren kurz da, auch Otto Waalkes. Der kam beim Vilbeler Markt, erinnert sich Dominik Kuhn. Vor dem Interview habe er die Moderatorin dazu überredet, nebenan erst einmal eine Runde Riesenrad zu fahren.