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Narren erobern die Stadt

Abgführt von der Sandhasen-Garde: Bürgermeister Sebastian Wysocki, Erster Stadtrat Bastian Zander und Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm. Foto: Fauerbach
Abgführt von der Sandhasen-Garde: Bürgermeister Sebastian Wysocki, Erster Stadtrat Bastian Zander und Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. Am Samstagnachmittag war Bad Vilbel im Ausnahmezustand: Närrinnen und Narren stürmten das Rathaus und durch die Straßen bewegte sich der kunterbunte Faschingsumzug.
In der Frankfurter Straße treffen liebliche Prinzessinnen auf coole Spider-Männer, feuerspeiende Drachen lassen Konfetti regnen und es winkt Prinzessin Letty I. mit dem Hessentagspaar, Ena Kaufmann und Matthias Kallmeyer, den Spalier stehenden Zuschauern zu. Also hat die fünfte Jahreszeit die Quellenstadt fest im Griff. Der 1. Bad Vilbeler Karneval-Verein Fidele Sandhasen hatte unter dem Motto »Bringt der Hessentag auch Stau – wir rufen trotzdem laut Helau!« zu seinem traditionellen Fastnachtsumzug mit Rathausstürmung eingeladen. Da ließen sich kostümierte kleine und große Narren nicht lange bitten, riefen immer wieder im Chor »Bad Vilbel Helau! Sandhasen Helau!« und ließen es richtig krachen.
Mit Musik, Radau und Gesang, begleitet von Bonbon- und Konfettisalven, zogen ausgelassen winkende und tanzende Närrinnen und Narren vom Ritterweiher durch die Ritter- und Frankfurter Straße zum Alten Rathaus und von dort zurück durch die Frankfurter Straße zum »Hasenstall«.
Der närrische Lindwurm hatte in diesem Jahr 36 Zugnummern. Die Spitze bildete wie immer die mit schmissigen Melodien für gute Laune sorgenden Musiker der Stadtkapelle, das Schlusslicht der mit reichlich Konfettimunition bestückte Kanonen-Wagen. Zwischen ihnen waren 25 Fußgruppen, eine weitere Kapelle des Katholischen Jugendvereins Harheim (KJV), neun Pkws, Motivwagen und Begleitfahrzeuge.
Defilee der Garden
und Gruppen

Zum typischen Karnevalssound mit Hits und Schunkelliedern der Stadtkapelle und der KJV-Kapelle sowie der Trommelwirbel produzierenden Rhythmuskiller der Fidelen Sandhasen zogen Garden, Fuß- und Showtanzgruppen der Fidelen Sandhasen an den Närrinnen und Narren vorbei. Verstärkt wurden sie durch den Kirschbergkindergarten, die Betreuungsschule FIBS Familieninitiative, die Frankfurter TV Lacrosse-Abteilung, »Die Bodentrampler« vom TKV Nieder-Erlenbach, Gym Gronau 2007, die Fußgruppe von Karin Otto, die Fahrschule Wangler, den SCD Dortelweil und den Dortelweiler Kerbverein. Auf der Frankfurter Straße ging nichts mehr.
Zwischen den feiernden und schunkelnden Massen bahnte sich langsam der närrische Lindwurm vom Startpunkt am Ritterweiher bis zum Zwischenstopp am Alten Rathaus hindurch. Dort hatten sich auf der Treppe Sandhasen-Präsident Jürgen Liehr sowie Bürgermeister Sebastian Wysocki und Erster Stadtrat Bastian Zander, Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm und Stadtrat Udo Landgrebe verschanzt. Gekleidet hatten sich die hauptamtlichen Magistratsmitglieder in den Hessentagsfarben Blau, Orange und Grün, denen Präsident Liehr einen roten Farbtupfer hinzufügte.
Der Bürgermeister im Blaumann verkündete »Quelle, Festspiele und Natur, ja das ist Bad Vilbel pur.« Er freue sich auf das große Fest der Hessen in der Stadt und versprach: »Wir bringen Hessen auf die Bühne!« Der Sandhasen-Präsident hielt dagegen: »Nichts an Bad Vilbel ist so schön, wie unsere Fastnacht.«
Bürgermeister in
»Gefangenschaft«

Diese feiern die Sandhasen in jedem Jahr im Kurhaus. »Bei uns herrscht Stimmung nicht nur an Fastnacht, sondern auch beim Wald- und Straßenfest.« Nach dem verbalen Schlagabtausch stürmten die Gardemädchen die mit rot-weißen Bänden verbarrikadierte Rathaustreppe. Erst holten sie sich den goldenen »Stadtschlüssel« und dann legten sie die drei Magistratsmitglieder in Ketten.
Unter großem Helau und dem Bekenntnis »es ist so schön, ein Narr zu sein« wurden die »Gefangenen« von den Fidelen Sandhasen im Triumphzug, eskortiert von den Zuschauern, zum »Hasenstall« gebracht. Dort wurden sie von der 1. Sandhasen-Vorsitzenden Margot Hilling und Gefolge erwartet. Sandhasen-Präsident Liehr appellierte an den Bürgermeister, dass Verwaltung und Legislative das Ehrenamt fördern und ausbauen sollen. Vor allem sei ein klares und überschaubares Konzept wichtig und notwendig. »Die Beauftragung eines Magistratsmitglieds reicht nicht.«
Er forderte Ergebnisse in Sachen Seniorenbeirat, Vereine und Institutionen sowie die zivilgesellschaftliche Teilhabe am Gemeinwohl. Zwar könne das Ehrenamt vieles, aber nicht alles, weshalb ein aktiver, hauptamtlicher Koordinator wichtig sei.
Nach dieser Standpauke wurden die Magistratsmitglieder von ihren Fesseln befreit und mischten sich unters feiernde Narrenvolk. Von Christine Fauerbach