Bad Vilbel. Auf dem Niddaplatz ist an diesem Donnerstagmittag was los – und das liegt ausnahmsweise nicht am Wochenmarkt. Lidia Burhard und Sandra Schneider vom Bad Vilbeler Seniorenbüro haben sich in Schale geworfen. Mit roten Zipfelmützen und Weihnachtsmann-Mänteln bekleidet dekorieren sie den großen Weihnachtsbaum. »Wir hängen die Wünsche unserer Wunschbaum-Aktion auf«, sagt Schneider.
Wünsche vom Gebäck
bis zur Topfpflanze
Wunschbaum? Die Aktion ist vor zwei Jahren während Corona ins Leben gerufen worden »und wirklich gut angekommen«, wie Schneider betont. Deshalb stand fest: »Das machen wir wieder.« Ziel ist es, dass Seniorinnen und Senioren, die sich einsam fühlen, eine kleine Rente beziehen und möglicherweise auch keine Angehörigen mehr haben und dadurch keine Möglichkeit, sich Wünsche selbst zu erfüllen oder erfüllt zu bekommen, einen Zettel ausfüllen und darauf einen Wunsch abgeben können, der ihnen dann von Bürgerinnen und Bürgern erfüllt wird, die diesen Zettel »gepflückt« haben. »150 Wünsche sind in diesem Jahr zusammengekommen«, wie Burhard informiert.
Beteiligt an der Aktion haben sich die drei Seniorenzentren der Stadt sowie vier ambulante Pflegedienste, die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner und zu Pflegenden eingesammelt haben.
Die Wünsche könnten unterschiedlicher nicht sein. Von der Topfpflanze über Mützen und Socken bis hin zu Brettspielen und Süßigkeiten ist alles dabei. »Das Schöne ist, dass die Leute oft noch was dazupacken, eine Karte schreiben oder ihre Kontaktdaten hinterlassen«, freut sich Schneider.
An diesem Donnerstagmittag gehen die Wünsche so schnell weg, die beiden Frauen vom Seniorenbüro kommen kaum hinterher, neue an den Baum zu hängen. Bereits nach 20 Minuten ist rund ein Drittel der Wünsche weg. »Das freut uns sehr«, sagt Schneider. Und auch wenn die allermeisten anonym bleiben wollen, ist die Motivation oft dieselbe. »Solange es mir gut geht, kann ich anderen auch was Gutes tun«, sagt ein älterer Herr, der gleich zwei Wünsche abhängt.
20 bis 30 Wünsche
auf einen Schlag
Unter die, die am Baum nach Wünschen gucken, haben sich auch Klaus Arabin, Vorsitzender des Seniorenbeirates, und Bad Vilbels Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm gemischt. »Ich bin ja fast schon zu spät«, sagt sie und lacht. »Es freut mich, dass die Aktion so großen Anklang findet.«
Kurz nach der Sozialdezernentin kommt ein Mann, der gleich 20 bis 30 Wünsche mitnimmt. »Wir haben, angelehnt an den die bekannte Fernsehsendung »Doppelpass«, ein Phrasenschwein, das gut gefüllt ist. Mit einem Teil davon wollen wir Wünsche erfüllen«, sagt er. »Wir finden die Wunschbaum-Aktion sehr gelungen.«
Vom 12. bis zum 16. Dezember sollten die verpackten Wünsche im Rathaus am Empfang abgegeben werden, damit sie noch pünktlich vor Weihnachten dem Wünschenden zugestellt werden können. Wichtig ist, dass die »gepflückte« Papierchristbaumkugel am Geschenk angebracht ist, damit Wünschende und Wunscherfüller zugeordnet werden können. »Wichtig ist, dass alle Wünsche nummeriert sind und so natürlich anonym«, sagt Schneider.
Von Patrick Eickhoff
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