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Drei Vereinshäuser gebaut

Zusammenkunft der Schützen in den 1920er Jahren. In der Mitte (mit langem Bart) der erste Vereinsvorsitzende, Lehrer Ludwig Runk. Repro: Schenk
Zusammenkunft der Schützen in den 1920er Jahren. In der Mitte (mit langem Bart) der erste Vereinsvorsitzende, Lehrer Ludwig Runk. Repro: Schenk

Karben. Waffen haben als Wettkampfgeräte eine lange Tradition. In Karben wird seit 100 Jahren vereinsmäßig geschossen. Der Schützenverein Selzerbrunnen feiert in diesem Jahr sein erstes dreistelliges Jubiläum. Und ein Blick in die Zeit der Vereinsgründung verrät Kurioses.
Die Männer, die sich im Juni 1921 zu ersten »Sondierungsgesprächen« im alten Selzerbrunnen-Gasthof trafen, kamen nicht nur aus einem Dorf. Tatsächlich waren es Männer aus Groß-Karben, Okarben, Klein-Karben und Kloppenheim. Ein halbes Jahrhundert vor der Stadtgründung hoben sie quasi den Vorgänger aller später folgenden Karbener Vereine aus der Taufe.
Zwei Monate später waren sich die Herren einig: Am 15. August 1921 unterzeichneten zehn Vorstandsmitglieder die Gründungsurkunde und beantragten beim Amtsgericht Vilbel die Aufnahme in das Vereinsregister. Auf dem Gelände des Selzerbrunnens, der damals dem Freiherren Hugo von Leonhardi gehörte, wurde ein Schießstand errichtet. Dessen Grundsteinlegung war am 2. November 1921. Im März 1922 konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. Vorausgegangen waren viele, von den Mitgliedern selbst geleistete Arbeitsstunden. Zudem hatten alle 100 Reichsmark als Pflichtanteil für die Materialkosten zu entrichten.
Vereinsfahne
aus dem Jahr 1925

»In der Anfangszeit hatte der Verein rund 55 Mitglieder«, erzählt der heutige Erste Vorsitzende, Thorsten Winter, aus der Vereinsgeschichte. »Als der Schießstand fertig gebaut war, entwickelte sich ein reges Vereinsleben. Die Vorsitzenden wurden damals noch »Schützenmeister« genannt. 1925 wurde bei der Bonner Fahnenfabrik die Vereinsfahne bestellt, die alle Zeitwirren heil überstanden hat«, berichtet Winter.
Die Selzerbrunnen-Schützen zeigten gute Schießleistungen und verhalfen dem Verein zu regionaler Bekanntheit. Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg gehörte das Schießen schon wieder zur sportlichen Ertüchtigung und zur »Pflege des vaterländischen Gedankens«. Im Verein wurde Geselligkeit gelebt: Jährlich sei auf eine Meisterscheibe, eine Ehrenscheibe und eine Hasenscheibe geschossen worden, weiß Winter. »Der Gewinner des Hasenschießens hatte dann ein Hasenessen frei.«
Ein Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte der Verein 40 Mitglieder und eine 50-Meter-Schießanlage mit sieben Ständen. Am 25. Mai 1941 fanden die letzten Vereinsmeisterschaften statt, obwohl die meisten Männer bereits bei der Wehrmacht eingesetzt waren. Von 1944 bis 1954 ruhten alle Aktivitäten des Schützenvereins Selzerbrunnen. Erst danach erwachte der Verein zu neuem Leben. Die Nachkriegsära, vor allem aber die 1960er Jahre, brachten Aufschwung und sportliche Erfolge. »Beim Königsschießen 1965 wurde zum ersten Mal auf einen hölzernen Vogel geschossen, was bis heute zur Vereinstradition gehört«, erzählt Winter.
Strengere Sicherheitskriterien auf den Schießständen machten Mitte der 80er Jahre den Abschied vom Selzerbrunnen notwendig. Am 29. Juli 1983 wurde der Grundstein zum neuen Vereinsdomizil an der Max-Planck-Straße gelegt. Das Schützenhaus konnte zwei Jahre später eingeweiht werden.
Drei Schützenhäuser
in 100 Jahren

Doch damit war die Umzieherei noch nicht vorbei: Just als man sich auf entspannte Zeiten ohne Renovierungsarbeiten eingestellt hatte, beanspruchte die im Industriegebiet ansässige Firma Elmotec einen Teil der gepachteten Flächen des Schützenvereins für sich. Die Stadt Karben genehmigte daraufhin den Expansionswunsch. Dem Schützenverein wurde ein Grundstück an der Dortelweiler Straße in Erbpacht zugesprochen. »Ende 2000 war es dann so weit«, erinnert sich Thorsten Winter. »Ein neues Schützenhaus, das dritte in der Vereinsgeschichte, wurde in Angriff genommen. Am 26. April 2002 konnte es nach vielen internen Arbeitseinsätzen eingeweiht werden.«
Die aktuelle Situation der Schützen sei noch immer ganz den Pandemie-Geschehnissen unterworfen. Pressewartin Fabienne Steubesand sagt, man könne nicht von einem Normalbetrieb sprechen. Die Schießstände seien noch nicht voll ausgelastet. »Das gesellige Beisammensein, wie es vor Corona war, ist schwierig umzusetzen.« Alle Veranstaltungen seien bisher ausgefallen. Ein Lichtblick: »Die Jubiläumsfeier fand in kleinem Kreis statt, soll größer aber nachgeholt werden, sobald es die Umstände zulassen.«
Von Jürgen Schenk