Karben. Vor knapp einem Jahr wurde die alte Luther-Linde in der Petterweiler Ortsdurchfahrt, der Alten Heerstraße, gefällt. Nun soll eine Statue aus Stahl dafür sorgen, dass sie nicht in Vergessenheit gerät.
Ein dicker Stamm ragt mitten im Ortskern auf, die Äste spenden Schatten. So werden sich wohl viele Petterweiler an die alte Luther-Linde erinnern. Für Jahrhunderte war sie eines der Wahrzeichen des heutigen Karbener Stadtteils. Ein Ort, an dem man zusammenkam.
Doch vor einem Jahr dann das plötzliche Aus: der Baum wurde gefällt. Für viele Petterweiler war das damals ein Schock, gehörte die Linde für sie doch zum Stadtteil fest dazu. Petterweil ohne die Luther-Linde? Kaum vorstellbar. »Natürlich verbindet man viele schöne Erinnerungen mit dem Baum«, erzählt Adolf Koch. 1945 kam der heutige Ortsvorsteher nach Petterweil.
»Damals gab es ja weniger Autos. So verbrachten wir viele schöne Tage unter der Linde. Sie war für uns ein Spielplatz.« Schon lange Zeit vor der Fällung sei sie »unser Sorgenkind gewesen«, erklärt der Ortsvorsteher. Sie blockierte die Sicht für Autofahrer, es gab manch einen Unfall an der Kreuzung Sauerbornstraße/Alte Heerstraße. »Doch aus diesem Grunde die Linde zu entfernen, darauf kam niemand. Sie musste abgestützt werden, Bänder wurden um sie gelegt, um sie zu stabilisieren, die Hoffnung war immer da, der Baum könnte sich noch erholen«, sagt Koch. Vergebens.
Als ein Sachverständiger von Hessen Mobil feststellte, dass der Baum alles andere als sicher sei, wurde er gefällt.
Nun erinnert eine Statue an das alte Herzstück Petterweils. »Luther-Linde 1675-2018« steht auf dem aus Stahl gefertigten, wesentlich kleineren, Baum-Ersatz. »Anstatt aus Holz steht hier nun eine 1000-jährige Linde aus Stahl«, erklärt Karbens Erster Stadtrat Friedrich Schwaab (CDU).
IM BODEN VERANKERT
»Es musste etwas her, um an den Baum zu erinnern«, erklärt Cynthia Nebel, die die Statue entwarf. Rund 500 Kilo schwer ist nun der aus speziellem Corten-Stahl angefertigte Ersatz. Die Statue zeigt einen stilisierten Baum mit Ästen jeweils nach rechts und nach oben. Auf der Linken Seite der Statue jedoch finden sich keine Äste. »Das soll ein symbolisieren, dass mit dem Verlust des Baumes ein Loch in Petterweils Mitte entstand«, sagt Nebel.
3400 Euro kostete die Statue, gerade der Spezialstahl ist teuer. Er hat jedoch ganz erhebliche Vorteile, wie Nebel weiß. »Zum einen bildet sich durch die Oxidierung eine natürliche Schutzschicht, was ihn sehr haltbar macht, und durch diese Schutzschicht hat der Stahl eine braune Färbung, wie Rost.« Im Gegensatz zu blank poliertem Stahl reflektiere er so kein Licht, was zu einem großen Problem geworden wäre.« (asp)