Ab 1. August wird die Kita-Betreuung in Bad Vilbel deutlich günstiger. Die Stadt folgt damit dem Landtagsbeschluss und nimmt die Erstattung für sechs Stunden pro Tag in Anspruch. Kostenfrei wird damit die Betreuung für alle über Dreijährigen zwischen 8 und 14 Uhr.
Bad Vilbel. Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) ist zufrieden: „Ich bin stolz darauf, was das Kita-Büro der Stadt geleistet hat“, fasst sie die neue Kita-Gebührensatzung ab 1. August zusammen. Den Elternbeiräten und den politischen Fraktionen wurden die neuen Zahlen schon präsentiert, „Kritik gab es keine“, sagt auch Carolin Hartmann vom Kita-Büro.
Auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) lobt das Ergebnis: „Es ist sehr transparent und fair.“ Sechs Stunden freie Betreuung hat der Hessische Landtag am 26. April beschlossen, dafür zahlt das Land pro in der Stadt gemeldeten Kind 135,60 Euro. Freie Wahl haben aber die Kommunen, was die Kernzeit angeht. „Wir haben uns für die Zeit von 8 bis 14 Uhr entschieden, hier gehen tatsächlich die meisten Kinder in die Kita“, sagt Stöhr.
Personalschlüssel bleibt
Andere Kommunen gingen anders vor, setzten auf die zwar teureren Randzeiten. Durch die vorgegebene Berechnungsmethode eines Durchschnitt-Stundensatzes allerdings würden dann andere Zeiten außerhalb dieses Kerns teurer, so dass die Stadt im Endeffekt dadurch mehr einnehme.
„Über einen Zeitraum von drei Jahren sprechen wir über Einsparungen für Eltern von etwa 5000 Euro“, führt Stöhr aus. Auch die freiwilligen Leistungen werden nicht angetastet. Weiterhin kostet ein Kind die volle Gebühr, das erste Geschwisterkind 50 Prozent, das dritte Kind bleibt kostenfrei. Und auch das dritte Kindergartenjahr bleibt kostenfrei, egal, wie lange die Betreuung in Anspruch genommen wird. „Und wir halten weiterhin an einem Personalschlüssel fest, der über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht“, ergänzt Carolin Hartmann.
Ein Blick auf die Kosten: Tatsächlich kostet die Betreuung durchschnittlich in Hessen 687,49 Euro pro Kind und Monat bei Vollzeitbetreuung. „In Bad Vilbel liegen wir aufgrund der zusätzlichen Leistungen deutlich darüber“, sagt Heike Freund-Hahn. Insgesamt schießt die Stadt den zehn städtischen Einrichtungen und acht Kitas freier und konfessioneller Träger rund zehn Millionen Euro pro Jahr zu. Dabei werde es laut Stöhr auch bleiben, denn erstattet werden ja nur die bisherigen Elternbeiträge. Durch neue Kitas und damit mehr Kinder ist eher ein Anstieg dieser Kosten zu erwarten.
Konfessionelle sind dabei
Die fehlende Summe wurde bislang durch Gebühren für die Eltern abgedeckt. Die müssen nun aber nur noch für die Zeit über die sechste Betreuungsstunde hinaus Geld bezahlen. Das Kernmodul von 8 bis 14 Uhr fällt von 132 Euro (Höchstsatz für Familien mit Einkommen über 75 000 Euro brutto) und 102 Euro (Niedrigstsatz bei Einkommen unter 37 500 Euro) auf null Euro.
Das Frühmodul von 7 bis 8 Uhr vergünstigt sich von bisher 23 bzw. 18 auf nun 22 bzw. 17 Euro. Gleiches gilt für zusätzliche Stunden am Nachmittag. Auch hier werden je nach Einkommen monatlich 17 bis 22 Euro pro Extrastunde fällig. Diese Extrastunden werden nach wie vor im Paket ab 8 Uhr verrechnet, so dass die ursprünglichen Kosten hier bei 150/116 Euro (8 bis 15 Uhr), 169/129 Euro (8 bis 16 Uhr) und 192/147 Euro (8 bis 17 Uhr) liegen.
Dies gilt für alle städtischen Kitas. Bei den konfessionellen Trägern gibt es andere Zeitmodule. „Doch es sollen alle Kitas beteiligt werden, sie werden sich am Modell der Stadt orientieren“, schildert Carolin Hartmann. Ausgenommen sind aber der Waldorfkindergarten, der Waldkindergarten und die Kita der Europäischen Schule.
Teurer wird es allerdings beim Mittagessen. „Wir haben hier letztmalig zum Jahresbeginn 2015 erhöht, es ist teurer geworden“, erklärt Stöhr. Statt 65 Euro im Monat wird das Essen künftig 75 Euro kosten. Außerdem werden nun alle Eltern verpflichtet, Essen für ihre Kinder zu bestellen. Eine Regelung, die in anderen Städten längst gilt, etwa in Bad Nauheim bei einer Betreuung über 13 Uhr hinaus.
Bereits kurz nach der Ankündigung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), die Betreuung für sechs Stunden kostenfrei zu gestalten, gab es auch Bedenken. Nämlich jene, dass nun tatsächlich alle Kinder einer Kommune in einer Kita betreut werden, keines mehr zu Hause durch Mutter oder Vater. Damit rechnen nun auch Stöhr und Freund-Hahn.
Mehr Geld gibt es dafür nicht, denn ab 1. August zahlt das Land bereits für alle in einer Stadt gemeldeten Kinder, nicht nur für jene, die eine Kita besuchen. Wie sich das auswirkt, sei nicht abzuschätzen. Doch die Stadt plane ohnehin zwei neue Kitas im Quellenpark, auch auf dem Heilsberg laufen Planungen für eine neue Kita weiter.
„Es ist ein guter Schritt vom Land“, sagt Freund-Hahn. Doch in die Röhre schauen Eltern von Kindern unter drei Jahren. Hier ist die Betreuung wegen eines deutlich kleineren Betreuungsschlüssels wesentlich teurer als für Kinder über drei Jahren. Hier wird es auch keine Erstattung geben. „Das ist nicht gut, wir wollen auch den U3-Bereich in den Griff kriegen“, sagt Stöhr. Einfach werde das nicht, doch zumindest eine Anhebung der Kosten werde es nicht geben, sagt der Bürgermeister.